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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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der Gelder, damit sie ohne Risiko konsumiert oder investiert werden konnten. Damit alles sauber und legal aussah.
    JW und seine Leute kontrollierten, erstellten Pläne, berieten in allen Lebenslagen. Er sagte: »Wir geben nicht nur Ratschläge, wir arbeiten die gesamte Kette ab. Wir führen das, worüber wir reden, auch aus.«
    Aber die Vorgaben durch die EU und OECD setzten sie unter Druck. Mit der Antiterrorgesetzgebung versuchte man, illegalen Geldtransfer auszuhebeln. Viele Länder hatten inzwischen das Bankgeheimnis abgelegt. Die Schweiz hatte bereits vor mehreren Jahren das Handtuch geworfen. Mehrere der Kanalinseln gaben im vorigen Jahr auf. Liechtenstein war ebenfalls auf dem Weg dorthin. Und selbst die schwedischen Banken waren inzwischen weitaus vorsichtiger geworden. Keine Bank wollte als schwarze Bank abgestempelt werden. Wenn man eine Einzahlung vornehmen wollte, wurden einem oftmals Fragen gestellt, und man musste seinen Personalausweis vorzeigen. Sobald eine Transaktion auffällig oder deren Hintergründe unklar waren, begannen die Bankangestellten zu schnüffeln. Worin lag das Ziel der Transaktion, woher kam das Geld, und wofür sollte es angewendet werden? Sie wollten Kaufverträge, Quittungen, Rechnungen oder andere Unterlagen einsehen, die die mündlichen Aussagen belegten. Sie wollten genau wissen, wer welche Beträge einzahlte.
    Strohmänner einzusetzen, war inzwischen ebenfalls schwieriger geworden. Die Banken wollten Unterlagen einsehen, die bescheinigten, dass man mehr als fünfundzwanzig Prozent des Unternehmens besaß, dass man auch die Entscheidungsbefugnis hatte. Sie wollten wissen, ob man auch tatsächlich der Haupteigner war. Genau das, was ein Krimineller zu verbergen versuchte.
    Aber JW hatte gute Kontakte, wie er versicherte. Die Männer in den Geldwechselinstituten, mit denen er zusammenarbeitete, sorgten dafür, dass die Mädels, die an den Schaltern saßen, keine Fragen stellten.
    Im Prinzip ging es hauptsächlich darum, Dinge zu tun, die nach außen hin normal aussahen. Nichts, was die Blicke auf sich zog. Das wiederum ermöglichte auch gute Verbindungen zu den Bankangestellten in anderen Banken. Sorgte für einen gewissen Automatismus, schaffte ein gewisses Vertrauen. Wenn die Gelder erst mal dort waren, konnte man die Summen beliebig erhöhen.
    Bladman leitete drei Unternehmen mit überwiegend legalen Geschäftsbereichen: Verkauf von elektronischen Geräten, finanzielle Beratung sowie eine Cateringfirma. Das Wichtige: Die Unternehmen hatten echte Kunden, sie hatten reale Einkünfte, und sie machten reale Geschäfte. Zwar waren Strohmänner als Besitzer eingetragen, aber sie konnten Bankkonten vorweisen, Bücher mit gefälschten Aktiendepots und revidierte Gutachten.
    Die Elektronikfirma: Sie hatte eine Website, ein Mädel, das in einem Callcenter saß und sogar ein kleines Lager in Haninge. Sie verkauften Laptops für fünfzehn Milliarden pro Jahr. Das Ding: Achtzig Prozent der Käufe waren ein Fake. Die Einzahlungen auf die Konten erfolgten, ohne dass irgendwelche Ware verkauft worden war. Das Smarte daran: In den Büchern sah alles regulär aus. Für die Bank war nicht so leicht ersichtlich, dass acht von zehn Einzahlungen immer wieder von denselben zwanzig Personen durchgeführt wurden.
    Die Beratungsfirma: dasselbe Prinzip. Es existierte ein reales Büro mit einem Angestellten, der Kleinunternehmern bei der Buchführung half, sowie ein realer Telefon- und Internetanschluss. Die Unternehmen in ganz Schweden zahlten für c
apital consulting
. Die Firma setzte über zwanzig Millionen pro Jahr um. Das Ding: Achtzig Prozent der in Rechnung gestellten Zeit waren ein Fake. Aber die Kunden existierten real – das war der Clou daran.
    Die Cateringfirma: Sie mieteten sich eine Restaurantküche in einem Kellerlokal am Ringväg. Es gab einen angestellten Koch. Sie lieferten Mittagessen, Abendessen und Businessbüffets für dreizehn Millionen pro Jahr. Viele Angestellte, die Lohnkosten verursachten. Das Ding: Der Koch war spielsüchtig, und achtzig Prozent der herausgegebenen Essen waren frei erfunden. Die Angestellten existierten lediglich in ihrer Phantasie.
    Sie besaßen noch weitere Unternehmen, deren Geschäfte durch und durch ein Fake waren. Geschäfte für antike Möbel, Autowerkstätten, Solarien und Exportfirmen – viele von ihnen existierten nur auf dem Papier. Es spielte keine Rolle – die Unternehmen hinterließen den Eindruck, dass sie mehrere Millionen pro Jahr

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