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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Bulle war; sie empfand es allerdings noch stärker als bei Thomas.
    Sie und JW lagen auf dem Hotelbett. Frisch geküsst. Frisch geleckt. Frisch gevögelt.
    JW erklärte ihr den Plan, den er im Hinblick auf seinen Finanzcoup erstellt hatte.
    Im Grunde genommen waren es ein und dieselben Faktoren, die alles in Gang setzten. Einige der Jurisdiktionen, die JW benutzte, hatten ihre Regeln geändert. Hatten knallhart die Geheimhaltungspflicht aufgehoben, die Inspektionen der EU , der UN und der OECD zugelassen sowie der internationalen Polizei Einblick gewährt. Die Schweiz hatte schon vor langer Zeit aufgegeben. Die Karibikstaaten vor einem halben Jahr. Die britischen Jungferninseln und die Kaimaninseln waren die letzten Beispiele. Liechtenstein hatte gerade ein Steuerinformationsaustauschabkommen unterzeichnet. Und jetzt geriet ebenfalls das absolute Paradies, Panama, ins Wanken. Der Präsident des Landes hatte ein Doppelbesteuerungsabkommen mit den USA unterzeichnet. In ein paar Jahren würde die EU denselben Einblick bekommen. Also musste JW die Gelder seiner Klienten verschieben. Er hatte bereits neue Unternehmen in besser geeigneten Ländern gegründet: Dubai, Macao, Vanuatu, Liberia. JW und seine Leute hatten hart gearbeitet. Neue Banken kontaktiert, neue Kreditkarten für ihre Klienten ausstellen lassen. Sie erließen eine Abtretung sämtlichen Inventars der Northern White Asset Management an ein neu gegründetes Unternehmen in Dubai: Snow Asset Management. Dann brauchten sie nur noch die Gelder zu transferieren, ohne dass das Warnsystem der Banken ansprang.
    Natalie begriff nur die Hälfte von dem, was JW ihr erklärte, aber sie verstand den Grundgedanken.
    Die Hälfte seiner Klienten hatten ihre Geldmittel bereits verschoben. Gustaf Hansén hatte wie ein Verrückter von dort unten aus gearbeitet. Er reiste zwischen den verschiedenen Ländern hin und her wie ein Außenminister. Traf sich in klimatisierten Büros mit Bankangestellten, Rechtsanwälten und Managern. JW und Bladman erledigten den Papierkram. Füllten Formulare für die Banken und Anwaltskanzleien aus. Stellten Anträge auf neue Kreditkarten. Erstellten Briefe und Rechnungen. Kontrollierten, dass die Einzahlungen auch tatsächlich getätigt wurden, faxten Unterschriften, antworteten auf mindestens hundert Fragen ihrer Klienten am Tag.
    Diejenigen, die ihre Gelder bereits verschoben hatten, waren bislang zufrieden. JW  & Co. hatte mehr als acht Millionen Euro überführt. Das schaffte eine sichere Basis. Ein Vertrauen in ihre Arbeitsweise.
    Aber die entscheidende Sache: Es musste noch einmal genauso viel überführt werden. Die Klienten wurden ungeduldig. Bekamen langsam kalte Füße.
    Und JW war vorbereitet.
    Er hatte das hier über ein Jahr lang geplant. Unternehmen und Trusts gegründet, diverse Konten an andere gekoppelt – und vor dort aus wiederum an Konten, die JW kontrollierte. Die Gelder seiner Klienten würden zu JW ’s Geldern werden.
    Er würde innerhalb eines Tages um achtzig Millionen Kronen reicher werden. Ein Riesenbetrug. Ein Superdiebstahl. Ein Wahnsinnsraub wie im Film.
    Natalie sagte: »Sie werden dich töten. Auch wenn ich dir helfe, denn jeder will deinen Kopf am liebsten auf einem Silbertablett sehen.«
    JW streckte sich. Er wirkte sichtlich zufrieden.
    »Zum Ersten: keiner von ihnen kann damit zur Polizei gehen. Aber sauer werden sie sein, da hast du recht.«
    JW ’s Lächeln war gewitzt, während er mit seinen Augen zwinkerte.
    »Zum Zweiten habe ich alles, was ich getan habe, in Hanséns Namen getan.«
    »Aha, aber er wird nicht gerade stillhalten, wenn er das erfährt.«
    »Doch, er wird sogar ziemlich stillhalten. Und zwar in seinem Wagen. Gustaf Hansén wird in seinem Ferrari auf dem Grund des Mittelmeeres mit mehr als zwei Promille im Blut aufgefunden werden. Ein tragischer Unfall. Für diejenigen, die hereingelegt wurden, wird es aussehen, als hätte es ein Kunde getan.«
    Natalie wusste nicht, ob sie grinsen oder ihn anstarren sollte.
    JW sagte: »Aber du hast dennoch recht. Auch wenn ich darauf geachtet habe, dass alle Spuren zu Hansén führen, werden die Leute sauer auf mich sein. Denn ich bin ja schließlich auch involviert. Aus diesem Grund benötige ich immer den Schutz von Leuten wie euch. Wenn man in meiner Branche arbeitet, braucht man gefährliche Freunde. Das heißt, dass ich in Zukunft deine Hilfe benötige, Natalie. Unbedingt.
     
    Dreißig Minuten später. Frisch geküsst: Frisch geleckt. Frisch

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