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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Paola. Zusammen. Mamas Stereoanlage eingeschaltet. CD -Hüllen über den gesamten Fußboden verteilt. Paola wühlte zwischen den CD s. Las die Texte auf der Rückseite vor. Versuchte Jorge zu erklären, warum ausgerechnet Janet Jackson und Mariah Carrey am besten waren. Sie spielte Songs, sang die Liedtexte mit:
Oooooh, I’m gonna take you there, that’s the way love goes
.
    Aber für Jorge: sie: sein größtes Idol. In der Tat: das einzige Idol, das er je gehabt hatte.
    Jorgito kam zurück in die Küche. Schaute Paola an. »Ich hab den Überfall jetzt aufgebaut.«
    Jorge entgegnete: »Das muss ich mir ansehen.«
    Paola sah ihn fragend an: »Was hast du gesagt, Jorgito?«
    »Ich hab das Legoteil jetzt zusammengebaut. Ein richtig toller Überfall. Der Lastwagen rammt das Auto mit dem Geld.«
    Paola wandte sich Jorge zu. Seufzte. »Das ist doch nicht dein Ernst, oder?.«
    Jorge versuchte es mit einem Grinsen.
    Paola meinte: »Du musst jetzt gehen. Wir reden später weiter.«
    »Ach, jetzt hab dich doch nicht so, er mag doch Lego. Und ich verspreche dir, dass sich schon ’ne Lösung finden wird. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.«
    »Nein, geh jetzt. Ich verzichte auf dein Geld. Das hat hier nämlich nichts zu suchen.«
    Jorge hielt inne. »Was meinst du damit? Hör doch endlich auf mit dem alten Scheiß. Ich dachte, wir wären damit durch.«
    Paola auf dem Weg zu Jorgitos Zimmer. »Du kannst es dir nicht leisten, mit deinem Café für mich mit zu sorgen. Das weiß ich doch. Und wenn du davon redest, mich zu unterstützen, geht es doch nur um irgendwelche Schwarzgelder. Aber darauf verzichten wir. Hast du das denn immer noch nicht kapiert?«
    Im Normalfall: Jorge ein King. J-Boy
the man
 – der Typ mit den schlagfertigen Kontern und dem absoluten Flow im Erfolg. Jetzt: sprachlos. Stumm wie ’n kaputtes Handy. Bedripst wie ’n verprügelter Säufer auf dem Kneipenboden.
    Er ging in den Flur hinaus. Warf einen kurzen Blick in Jorgitos Zimmer. Ihm schossen folgende Gedanken durch den Kopf: Wenn Paola keine Hilfe annehmen wollte, konnte sie ebenso gut aufhören zu meckern. Wenn sie seine Knete nicht haben wollte, dürfte Jorgito sie wohl auch nicht haben. Wenn seine Mäuse nun so schmutzig waren, war das Lego doch wohl auch Scheiße. Oder? Eigentlich müsste er reingehen und die Spielsachen aus Little-Jorges Zimmer wieder mitnehmen.
    Er machte einen Schritt ins Kinderzimmer. Der Junge saß vor seinem Bausatz. Wartete auf Paola und ihn, um ihnen sein Werk zu zeigen.
    Seine Locken, seine lächelnden zwinkernden Augen. Ein unzerstörter Mensch.
    Jorge trat zurück in den Flur.
    Öffnete die Wohnungstür.
    Schlug sie hinter sich zu. So heftig er konnte.
     
    Auf dem Rückweg: ein riesiger Kloß in seinem Magen. Er stellte
The Voice
an. Robyn – wie immer auf allen Radiosendern.
    Sein Handy klingelte. Er dachte, es sei Paola, die sich entschuldigen wollte.
    Es war jedoch Tom Lehtimäki. Ein kurzes Gespräch, ohne Namen oder Einzelheiten zu nennen. Ganz im Sinne von Jorges Prinzipien.
    »Wir haben ein Problem.«
    »Und das wäre?«
    »Die Acht macht Ärger, ich hab’s versucht, wie du es gesagt hast.«
    »Und inwiefern?«
    »Ach, nur ’ne Menge Scheiße.«
    »Können wir uns treffen und reden?«
    »Ich bin zu Hause.«
    »Okay, ich komm zu dir. Gleich.«
    Jorge hatte bereits im Gefühl, dass es so kommen würde. Der Viktorschwuli muckte auf. Der Viktortyp versuchte ohne eigenen Einsatz auf Kosten der anderen mitzuschwimmen.
    Es war an der Zeit, sich diesen Typen mal vorzuknöpfen.
     
    Einen Tag später saßen sie wieder in der Hütte von Jimmys Mutter. Die Stühle bereitgestellt. Das Stativ mit dem Whiteboard aufgestellt. Die Sonne draußen schien hell – der Sommer hatte Einzug gehalten. Es würde ein langer Sommer mit Unsummen von Cash werden.
    Aber dafür musste alles funktionieren.
    Das Ende war abzusehen. In der vergangenen Woche hatten sie viel geschafft. ’ne kleine Viktorfotze würde hier keinen Freeride fahren.
No way in hell
.
    Doch es war auch noch genügend zu erledigen. Der Zaun. Der Tresorraum. Der Bluff.
    Er beobachtete die Jungs in der Hütte.
    Mahmud: Cafébruder. Planungsbruder. Waffenbruder. Seine traurigen dunklen Augen mit den langen Wimpern: wie verkehrt herum liegende Halbmonde. Der Araber sah müde aus.
    Sergio: sein eigener Cousin. Javier: der Latino. Beide:
Hermanos
 – aber vielleicht lag ihnen mehr am Rauchen als an ihrem gemeinsamen Plan. Das letzte Mal, als er mit Javier

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