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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Leuten stand.
    Natalie blieb stehen. Schaute in ihre Hand.
    Ein zusammengeknüllter Zettel.
    Sie faltete ihn auseinander – mit Bleistift in krakeliger Handschrift verfasst, zwei Worte und eine Uhrzeit:
Stefanovic. Morgen 18.00
.
    Viktor holte sie ein.
    »Was war das denn?«
    Natalie umschloss den Zettel mit den Fingern.
    »Nichts.«
    Das Taxi stand vor dem Tor und wartete. Sie sah einen Polizisten in einen etwas weiter entfernt stehenden Wagen steigen.
    »Gar nichts.«

16
    Jorge auf dem Weg zu Paola. Und Little-Jorge. Er bemühte sich, die Geschwindigkeitsbegrenzungen einzuhalten. Nach der Verfolgungsjagd – er wollte jetzt kein Risiko eingehen.
    In seinem Hirn rotierten die Gedanken. Der Plan in voller Fahrt. Nach wochenlangen Vorbereitungen war es bald so weit.
    Shit – es war so cool.
    Sie hatten die Waffenattrappen besorgt: Javier hatte Tauruspistolen im Baumarkt Jula mitgehen lassen. Kopien einer Parabellum, einer brasilianischen Bullenwaffe. Schwarz und schwer genug. Absolut realitätsgetreu. Eigentlich absurd: Der schwedische Staat wollte eine gewisse Kontrolle über Schusswaffen haben – warum war es dann möglich, dass sich jede beliebige Person innerhalb von wenigen Minuten ein perfektes Imitat besorgen konnte?
    Die Idee des Finnen: Sie würden eine Fakewaffe vor Ort hinterlassen, damit sie nicht wegen schweren Raubüberfalls verurteilt werden konnten, wenn es zum Fuck up käme.
    Robert und Sergio hatten in Norwegen Autos geklaut und sie draußen auf dem Gelände von Jimmys Sommerhaus abgestellt – auch eine Idee des Finnen. Sie hatten sämtliche Fingerabdrücke entfernt. Die Wagen mit Planen abgedeckt.
    Der Finne hatte ihnen wertvolle Kontakte zu einer Reihe von syrischen Waffenhändlern vermittelt. Ihnen mindestens eine Kalaschnikow plus eine Pistole einer bedeutenden Marke versprochen. Jorge hatte sich noch nicht entschieden, wer die Kalaschnikow bekommen sollte – höchstwahrscheinlich er selber. Die schärfste Waffe für den schärfsten Jungen.
    Jorge fuhr jeden Tag in der Stadt herum. Inspizierte die Polizeigebäude, das Umfeld von Tomteboda, die Fluchtwege. Behielt die Jungs im Blick. Tauschte sich mit dem Finnen aus. Diskutierte mit Tom, ob sie versuchen sollten, irgendwo einen Untermietvertrag für ’ne Bude zu kriegen.
    Die Dinge nahmen langsam Form an. Aber zwei Fragen waren immer noch offen. Wie sollten sie den Zaun durchbrechen? Und vor allem: Wie sollten sie in den Tresorraum gelangen?
    Den Zaun konnte man an diversen Stellen mit einem Bolzenschneider aufbrechen. Aber das reichte nicht aus. Sie mussten schließlich mit dem Wagen rein- und wieder rauskommen. Und die einzige Stelle, an der eine asphaltierte Straße hindurchführte, war das Tor. Also mussten sie sich darauf konzentrieren; sie mussten es irgendwie knacken – allerdings war es extrem stabil. Der Finne informierte sie: Industrietor mit Sicherheitsstandard. Ein Bolzenschneider würde niemals ausreichen, aber der Finne meinte, dass es mit einer robusten Flex funktionieren müsste. Das Problem: Sie würden keine Zeit dafür erübrigen können, aus dem Fahrzeug zu springen und sich hinzustellen, um die Verstrebungen des Tores zu zerlegen. Sie mussten eine andere Möglichkeit finden. Die Frage war nur, welche.
    Dasselbe Problem mit dem Tresorraum. Sie würden ihn sprengen müssen, um hineinzugelangen. Ansonsten müsste der Finne jemanden auftun, der ihn von innen aufschloss, aber das war ausgeschlossen. Also: Sie mussten Dynamit anwenden.
    Der Finne hatte sich deutlich ausgedrückt: »Damit es funktioniert, benötigen wir offizielle Grundrisse des Gebäudes. Ohne die kann man nicht berechnen, wie viel Sprengkraft nötig ist. Kapiert ihr?«
    Jorge kapierte: Ohne Grundrisse konnten sie den Tresorraum abhaken.
    Jorge würde ehrlich gesagt am liebsten eigene Ideen entwickeln. Aber das HIRN war nun mal der Kopf des Ganzen. Außerdem: Der Finne durfte ruhig auch mal was tun. Der aktuelle Stand: Jorge riss sich den Arsch auf, während der Finne lediglich Befehle erteilte und ’n bisschen rumphilosophierte. Herumkommandierte. Entscheidungen traf. Aber enden würde das Ganze andersherum. Jorge und Mahmud: Sie hatten ihren kleinen heimlichen Plan inzwischen konkretisiert.
    Es bahnte sich noch ein anderes Problem an: Viktor. Nicht nur, dass er während des Treffens aufmuckte – der Typ verschleppte auch die Aufträge, die Jorge ihm erteilt hatte. Er hätte Arbeitshandschuhe, Blaumänner und dergleichen auftreiben sollen.

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