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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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auf den man sich verlassen konnte: Jorge konnte es nicht leugnen.
    Verdammt auch.
    Er hätte am liebsten laut losgeschrien. Aber er hielt die Klappe.
    Schließlich fragte er: »Bist du nicht mehr ganz dicht? Du hättest mich ja wenigstens vorher fragen können.«
    Mahmud schlürfte den letzten Schluck Saft aus seiner Flasche. »Was willst du denn? Auf Babak können wir uns wenigstens verlassen. Er ist absolut sauber.«
    »Du kennst die Regeln, mein Freund. Keine Gespräche mit Außenstehenden.
No matter what

    »Hör zu, für mich ist Babak kein Außenstehender.«
    Mahmuds Mund: ein Strich.
    Jorges Mund: eine Grimasse.
    Es war ein Scheißgefühl.
     
    Zurück im Spinat. Vor ihnen: die Landebahn von Myttinge. Tom und Sergio waren aus ihrem Wagen gestiegen. Warteten im Halbdunkel.
    Die Sterne waren nur vage zu erkennen – der Himmel war bedeckt. Jorge und Mahmud parkten neben Toms Wagen. Stiegen aus.
    Ein Stück entfernt konnten sie den Helikopterhangar ausmachen. Wie einen grauen rundlichen Hügel mitten auf der Wiese. Ein Stück hinter dem Hangar leuchteten blaue Lichter, die die Helikopterplattform kennzeichneten.
    Sie gingen hinauf zu Tompa und Sergio.
    »Gut. Bis jetzt ist alles ruhig hier. Sergio, dann kannst du Toms Wagen zurückbringen.«
    Sergio nickte. Alle wussten, was sie zu tun hatten.
    Jorge fuhr fort: »Und du, Tom, gehst runter zum Wasser und bereitest dort alles vor.«
    Tom machte sich im Laufschritt auf den Weg. Verschwand in der Dunkelheit.
    Sergio setzte sich in den ersten Wagen. Startete den Motor. Rollte langsam los.
    Fuhr zurück in die Stadt.
    Jorge und Mahmud blieben allein zurück. Gingen zurück zum gefakten Wagen. Beide trugen einen Blaumann. Sie öffneten den Kofferraum.
    Alles war ruhig. Der Wald um sie herum still wie ein schlafender Stein. Jorge musste an die Situationen in seinem Leben denken, in denen er in einem Wald gewesen war. Auf einem Schulausflug – dort wurde er heimgeschickt. Als Erwachsener – da hatte er von den Jugos Prügel bezogen. Für ihn war der Wald gleichbedeutend mit schlechten Gefühlen. Der Wald gehörte zu einer anderen Welt. Für denjenigen, der noch nie zuvor dort war, ein angsteinflößender Dschungel. Ebenso für denjenigen, der nicht dazu geboren wurde, sich im Wald wohlzufühlen. Aber Jorge war sich inzwischen sicher: Endlich hatte er den richtigen Zugang gefunden. Heute war der Wald sein Freund. Endlich war er einem endgültigen Durchbruch nahe.
    Die Magenschmerzen ließen nach. Jetzt war full action angesagt.
    Sie zogen sich Handschuhe an. Holten zwei schwarze Plastiksäcke aus dem Kofferraum. Öffneten sie. Für jeden eine Kalaschnikow. Mahmud griff sich eine Tasche und steckte das Gewehr hinein. Jorge hatte seines noch in der Hand. Inspizierte es: eine
AK fortyseven
. Aus dunklem Metall, das schwarz aussah. Der Abzug, der Kolben und der Griff unter dem Lauf fühlten sich kühl an – die Holzflächen passten sich seiner Handfläche an. Sie hatten zwei Stück davon aufgetan, zum Glück.
    Eine richtige Gangsterwaffe. Eine Waffe für Ghettobosse.
    Das Adrenalin begann in seine Adern zu strömen, aber J-Boy fühlte sich dennoch ruhig. Er dachte: Für die Schweden ist Adrenalin gleichbedeutend mit Stress. Aber Jungs wie ich – uns entspannt es.
    Sie überquerten die Straße. Gingen ins hohe Gras hinein. Seine Oberschenkel wurden feucht.
    Der Zaun war knapp zwei Meter hoch. Vergangene Woche waren sie hier gewesen und hatten sich einen Überblick verschafft. Sie wussten bereits alles. Mahmud nahm den Bolzenschneider zur Hand. Jorge leuchtete ihm mit der Taschenlampe.
    Chop, chop. Der Araber schnitt den Zaun auf, als wären es seine Zehennägel.
    Sie stiegen durch das Loch.
    Vielleicht war bereits irgendwo Alarm ausgelöst worden, aber bislang hörten sie nichts.
    Noch zwanzig Meter bis zum Hangar.
    Die Kameras: In jeder Ecke waren zwei Stück angebracht, die in entgegengesetzte Richtungen wiesen. Keiner konnte sich den Außenwänden nähern, ohne gefilmt zu werden. Auf der Außenwand prangte das Logo der Hangarfirma: DeBeur. Klang irgendwie holländisch.
    Sie zogen sich die Sturmhauben übers Gesicht.
    Noch zehn Meter.
    Immer noch Totenstille überall.
    Noch drei Meter.
    Dann: Irgendwo begannen Scheinwerfer aufzuleuchten. Sie erhellten die Grasfläche im Umkreis von ungefähr zehn Metern um den Hangar herum.
    Wie erwartet. Die Überwachungskameras benötigten Licht.
    Was sie nicht erwartet hätten: Jorge hörte Geräusche. Knurrende, kläffende

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