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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Geräusche.
    Zwei Schäferhunde kamen auf sie zugerannt. Jorge konnte sich gerade noch umdrehen. Schaute geradewegs in die geifernden, um sich schnappenden Schnauzen. Zwei Meter entfernt.
    Bellende Monster.
    Er hasste Hunde.
    Mahmud rief: »Erschieß die Bestien.«
    Jorge machte einen Satz zurück. Nahm die AK  47 hoch.
    Versuchte zu zielen.
    Bam-bam-bam. Das Hundevieh fiepte. Ging zu Boden.
    Jorge drehte sich zu Mahmud um. Er war weggerannt. Ungefähr fünfzehn Meter von ihm entfernt. Der andere Hund jagte ihn. Jorge rannte hinterher.
    In der Dunkelheit hatte er Schwierigkeiten zu schießen.
    Er rief: »Mahmud, komm her.«
    Er hörte Mahmud. Er hörte den Hund.
    Dann: der Araber mit Panik im Blick. Rannte im Kreis herum. Näherte sich Jorge. Gelangte hinein in den Lichtkegel.
    Der Hund dicht auf seinen Fersen. Jorge nahm die Waffe hoch. Folgte dem Schäferhund.
    Zielte. Kimme. Korn. Auf die offenstehenden Lefzen des Hundeviehs.
    Peng. Er jaulte.
    Noch mal peng.
    Vorbei.
    Mahmud keuchte. Beugte seinen Oberkörper vor, stützte die Hände auf die Knie.
    Jorge lachte los. »Jetzt hast du’s aber mit der Angst zu tun bekommen, oder?«
    Mahmud schaute auf. Spuckte ins Gras. »
Kaleb
, ich hasse Hunde. Es sind unreine Tiere.«
    Sie konnten nicht länger reden, mussten weitermachen. Liefen zum Hangar. Hatten nicht mehr allzu viele Sekunden Zeit.
    Mahmud nahm etwas aus der Tasche. Wog es in der Hand. Es sah aus wie ’n Tennisball. Jorge brauchte es nicht mit der Taschenlampe anzuleuchten. Die Scheinwerfer neben den Überwachungskameras nahmen ihm den Job ab.
    Er wusste, was Mahmud in der Hand hatte. Einen echten Apfel: eine Handgranate, M52 P3.
    Mahmud schob sie ganz am unteren Ende der Außenwand unter die hervorstehende Metallhülle. Eine rasche Handbewegung. Jorge hielt sich auf Abstand. Mahmud sprang mit großen Schritten zurück. Zehn Meter entfernt.
    BUMM .
    Eine Druckwelle folgte der Explosion. Es pfiff in ihren Ohren.
    Abbou
 – was für eine Detonation.
    Die Metallfassade wurde aufgerissen, so dass ein ein Meter großes Loch entstand.
    Sie liefen darauf zu. Jetzt brodelte das Adrenalin förmlich in ihren Körpern.
    Jorge leuchtete mit der Taschenlampe hinein. Zwei Helikopter in der Dunkelheit des Hangars. Die Rotoren sahen aus wie die langen Flügel eines Insekts.
    Sie schoben die Läufe der Kalaschnikows durch die Öffnung. Stellten sie auf Vollautomatik.
    Ra-ta-ta-ta-ta. Jorge war inzwischen Profi – hatte bereits Erfahrung durch die Hunde.
    Das Geknatter hallte im Hangar wider. Klang ganz anders als draußen.
    Das Magazin war leer.
    Mahmud wühlte in der Tasche. Zwei Äpfel in jeder Hand.
    Zog die Splinte heraus. Rollte die Äpfel hinein in Richtung der Helikopter.
    Sie rannten zurück zum Loch im Zaun.
    Der Himmel war dunkelblau. Übermorgen würden sie Multimillionäre sein.
    Sie hörten die Detonationen unmittelbar.
    Bumm.
    Bumm.

20
    Hägerström war auf dem Weg zu einem Treffen mit Kommissar Lennart Torsfjäll. Um ihm von der aktuellen Entwicklung des Falls zu berichten. Auf der Strecke von Sala nach Stockholm ging es bis Enköping nur langsam voran. Er fuhr extra spät genug, um den Stoßverkehr auf der E18 zu umgehen, aber bislang merkte man nichts vom entspannteren Tempo des Sommers. Dennoch gefiel ihm diese Strecke. Die Landschaft um ihn herum war ländlich. Auf der Äckern sprossen bereits kleine Kartoffelpflanzen, während die Kornfelder hellgrün leuchteten; es war noch lange hin bis zur Ernte. Hägerström war nicht gerade ein Landmensch, aber ganz unbedarft war er auch nicht. Seine Mutter Lottie liebte das Landleben. Wenn Idingstad Säteri nicht Familienfideikommiss [4] gewesen wäre, hätte sie das Anwesen gerne übernommen. Und Carl wohnte inzwischen das ganze Jahr über auf Avesjö in dem Landhaus, das seine Mutter und sein Vater 1972 gekauft hatten. Hägerström hatte als Kind seine Sommerferien dort verbracht, hatte die Kühe des Pächters auf den Weiden grasen sehen, hatte demselben Bauern beim Schlachten der Hühner zugeguckt und seiner Mutter mit den Rhabarberpflanzen im Garten geholfen. Vielleicht würde er sich eines Tages selbst ein Haus auf dem Land kaufen. Die Frage war nur, mit wem er das Vergnügen teilen würde.
    Er musste an den Mann denken, den er vor ein paar Tagen in der Side Track Bar getroffen hatte. Mats. Nein, das war ein gewöhnlicher One-Night-Stand. Mats weckte bei ihm keine Träume von einem beschaulichen gemeinsamen Leben auf dem Land.
     
    Die Wohnung lag in der

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