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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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gemacht hatte. Also: nur noch sieben Jungs übrig.
    Fuck auch.
    Tom hatte gemeint, dass der Typ Schiss hätte. Dass es ziemlich mies um ihn stünde und er dem Druck nicht standhalten würde. Offensichtlich Angst vor allem hatte, was passieren konnte, nachdem sie Radovan gekillt hatten. Zum Teufel auch – warum konnte er sich nicht einfach mal zusammenreißen? Aber jetzt war es, wie es war, der Typ war aus dem Rennen.
    Und das Risiko, sie zu verpfeifen? Gleich null. Jorge hatte Javier und Sergio gebeten, mal ’n Wörtchen mit Viktor zu reden. Sie erklärten ihm ausführlich, wie es sich anfühlen könnte, ein Rohr in den Arsch geschoben zu bekommen, in das sie eine Ratte stecken und es daraufhin zukleben würden. Für die Ratte gäbe es nur einen Ausweg.
     
    Mahmud hatte das Thema aufgegriffen, als sie im Café saßen. Beatrice hatte bereits Feierabend gemacht – sie schmiss den Laden inzwischen alleine, wie ’n professioneller Betriebsleiter.
    Mahmud hatte in den vergangenen Monaten abgenommen. Normalerweise: Der Araber trainierte oft. Zwar nicht so oft wie in der Zeit vor dem Café – da war er wie ’n echter Dopingfreak drauf gewesen –, aber dennoch häufig. Jetzt: der Job mit dem Coup ließ ihn einfach nicht los – war man einmal Berufskrimineller, so war man es immer.
    Jorge versuchte einen Ersatz zu finden. Ging im Geiste eine Liste durch. Alte Homies: Märsta-Connections, Knastkumpel, Kokskriminelle. Eddie war reingewandert. Elliot und seine Brüder, mit denen Jorge gemeinsam seinen Sunny Sunday gefeiert hatte, waren aus dem schönen Schwedenland rausgeworfen worden – das Thema Aufenthaltsgenehmigung war offensichtlich nicht gerade ihre starke Seite. Auf Vadim und Ashur – Freunde von früher – konnte man sich nicht verlassen: Sie waren von harmlosem Koks zu berüchtigtem Speed übergegangen. Vom Vorortsglamour zur Kellerscham.
    Er dachte an die anderen Jungs aus Chillentuna. Es gab ein paar, von denen er annahm, dass sie es packen würden – aber sie waren harte Jungs: würden einen zu großen Eigenanteil der Beute fordern.
    Er musste an Rolando denken: der Mann aus der Anstalt von Österåker, der ihm mehr über Koks beigebracht hatte, als ein Gaucho über Pferdeäpfel wusste. Inzwischen: Der K-Latino war gesetzestreu geworden. Hatte eine Familie gegründet. Sich ’n Reihenhaus zugelegt. Verkaufte Versicherungen übers Telefon. Lebte wie ’n Kerl ohne Schwanz.
    Der Finne lag ihm in den Ohren: »Sieh zu, dass du noch jemanden auftreibst. Ihr müsst auf jeden Fall zu acht sein.«
    Jorge musste noch einen Typ finden.
    Der Araber griff die Frage auf. »Was machen wir eigentlich mit diesem Viktor?«
    »Er ist raus aus dem Rennen. Außerdem ist Radovan ja nicht mehr da.«
    »Ja, das ist grandios. Ehrlich gesagt, dass der Jugoboss weg ist, ist genial. Vielleicht sollte man nach dem Coup doch in Schweden bleiben?«
    »Nur, wer übernimmt? Wer übernimmt? Das ist die Frage, die sich alle stellen.«
    »Aber wen nehmen wir anstelle von Viktor? Wir brauchen noch jemanden.«
    »Ja, das sagt der Finne auch. Für eine der Bullenwachen, weil sie dort so viele Tiefgaragenausfahrten haben. Zwei Mann reichen da nicht. Glaub mir, ich hab wirklich versucht, jemanden zu finden.«
    Jorge trank Kaffee. Mahmud trank Juice.
    Er hielt die Flasche hoch. »Sie behaupten, dass da hundert Prozent Fruchtanteil drin ist. Aber dieser Saft schmeckt nach Äpfeln. Nicht nach Orangen. Und wenn man nachguckt, wer ihn hergestellt hat – Coca-Cola-Company. Dann wird es einem klar. Diese Juden bescheißen einen doch andauernd.«
    »Wovon redest du eigentlich? Bei Coca-Cola gibt es keine Juden, und außerdem müssen wir endlich diese Sache mit Viktor klären.«
    Mahmud nahm einen Schluck von seinem Juice. »Ich hab Babak gefragt.«
    Jorge stellte seinen Kaffeebecher mit einem Knall ab. Schwarzer Kaffee auf der Tischplatte. Spritzer bis über die Tischkante hinweg.
    Mahmud schob seinen Stuhl zurück. »Was zum Teufel ist denn mit dir los?«
    Jorge versuchte etwas zu sagen.
    Er brachte jedoch kein Wort heraus.
    Es war so was von absehbar: Babak – Mahmuds bester Freund. Klar, dass der Araber diesen Blödmann gefragt hatte. Für Mahmud war es die natürlichste Sache der Welt. Aber Jorge wollte den Iraner nicht dabeihaben – der Typ hatte J-Boy während der gesamten Mittelstufe gemobbt.
    Zugleich: Er begriff, warum Mahmud ihn gefragt hatte. Babak war in der K-Branche aktiv. Er war definitiv kein Verräter. Sondern jemand,

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