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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Vernehmungen als Möglichkeit an, Informationen aus uns herauszulocken. Und außerdem wollen sie, dass in dieser Stadt ein Krieg ausbricht, der alle Parteien schwächt.«
    Natalie hörte zu. Die Männer diskutierten über die Fragen, die Stefanovic aufgeworfen hatte. Goran und die anderen äußerten ihre Meinung. Entwarfen Pläne. Redeten über Allianzen. Analysierten: Wer gehört zu unseren Freunden und wer zu unseren Feinden.
    Die ganze Zeit über ließ Natalie das Gefühl nicht los, dass Stefanovic sich in seinem Bett wie ein kleiner König aufführte. Er schien sich für den neuen Chef zu halten.
    Sie ließen Namen von Gangs, Vororten und Anstalten fallen. Sie redeten über Amphetaminlieferungen, Türsteherfirmen und ausländische Waffenlieferanten. Sie sprachen kurz über die Unternehmen. Delegierten Aufgaben. Hofften, dass es Mischa Bladman gelungen war, so viel Material wie möglich beiseitezuschaffen. Sie erwähnte die Ordner immer noch nicht, die sie sichergestellt hatte.
    Natalie war mit den meisten Dingen bereits vertraut. Aber gewisse Bereiche waren für sie Neuland. Sie ließ die Männer weiterreden. Gab sich unwissend. Hörte zu.
    Lernte.
     
    Eine Stunde später beendeten sie das Meeting.
    Sie fühlte sich ausgelaugt. Verwirrt. Ihr war schwindlig. Dass sie überhaupt bei diesem Treffen anwesend sein durfte – ein neues Feeling. Zugleich: Stefanovics Art war ihr irgendwie suspekt.
    Goran folgte ihr hinunter zum Wagen.
    Er sprach jetzt Schwedisch. »Wie geht’s dir, Kleines?«
    »Ganz okay«, log sie. »Es ist gut, dass ich dabei sein konnte.«
    »Ich hielt es für das Beste.«
    »Danke. Ich muss bald zu einer weiteren Vernehmung.«
    »Okay. Dann möchte ich, dass du bestimmte Dinge beachtest.«
    »Und was?«
    Goran sagte ihr, wie sie sich seiner Auffassung nach verhalten sollte. Nicht auf unnötige Fragen antworten. Nicht über irgendwelche eigenen Theorien spekulieren: »Du kannst ihnen sowieso nicht helfen,
Kums
Mörder zu finden.«
    Dann schlug er ihr vor, alle zukünftigen Vernehmungen mittels ihres iPhones aufzunehmen.
    Natalie erschien es etwas übertrieben.
    Goran entgegnete: »Nein, das ist nicht übertrieben. Wenn sie nicht ihre Arbeit machen und den Mörder deines Vaters finden, müssen wir die Sache selbst in die Hand nehmen.«
    Sie versprach, über seinen Vorschlag nachzudenken.
    Goran sagte: »Es war wichtig, dass du dabei warst. Du bist schließlich seine Tochter.«
    »Was meinst du damit?«
    »Du bist Rados Tochter. Du bist die Erbin. Ich habe gehört, was
Kum
im Krankenhaus gesagt hat. Verstehst du? Ich hab es mitgekriegt.«
    »Ja, wir reden ein anderes Mal darüber.«
    »In Ordnung. Und du musst dir eine neue Handynummer besorgen. Wenn du das getan hast, kannst du mir die Nummer über Patrik mitteilen. Ruf mich nicht an.«
    »Ich verstehe, ich ruf dich nicht an.«
    »Und noch eine letzte Sache.«
    Natalie fragte sich, was jetzt noch kommen würde. Sie war eigentlich völlig fertig.
    »Habt ihr, du und deine Mutter, einen Überblick über den Umfang des Erbes?«
    »Ich habe nicht gerade den absoluten Überblick, aber ich habe gehört, was Stefanovic gesagt hat. Ich habe es allerdings noch nicht geschafft, mich darum zu kümmern. Aber wir werden einen Anwalt damit beauftragen, sich mit dem Finanzamt auseinanderzusetzen.«
    »Ich meine das nicht nur wegen des Finanzamts. Es gibt noch genügend andere Neider da draußen.«
    Goran ging auf sie zu. Seine grauen Schläfen sahen im Sonnenlicht nahezu weiß aus.
    Er küsste sie auf die Wangen.
    »Versuch dir einen Überblick über den Nachlass zu verschaffen. Das ist mein Tipp.«
    Natalie nickte. Hatte nicht die Kraft nachzufragen, was genau er damit meinte. Sie wollte nur noch nach Hause und schlafen.
    Er fragte: »Ist alles in Ordnung?«
    Natalie wusste nicht, was sie antworten sollte.

19
    Heute: die wichtigste Vorbereitung von allen. Oder eigentlich war die Zeit der Vorbereitungen vorbei – jetzt ging’s los.
    Vor zwei Tagen: Jorge hatte den genauen Zeitpunkt vom Finnen bekommen, der ihn wiederum von seinem Insider bekommen hatte.
    Plus: Jorge mit seinem eigenen Plan. Da draußen warteten professionelle Möglichkeiten auf ihn. Bald würde ein Kumpel von ihm entlassen werden, JW . Ein Typ mit Durchblick. Hatte sein Business hinter den Mauern weiter betrieben. Ausgeklügelte Finanztricks. Moneytransfer, Cashumwandlung, Millioneninvestitionen. Kurz und gut: Geldwäsche. JW würde es gelingen, mit der Beute zu zaubern. Total makeover:

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