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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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blättern. Er hatte alle Daten und Zeiten in Erinnerung wie eine Maschine. Wenige Tage später war Abdi Husseini nach Tidaholm verlegt worden. Außerdem hatte Hägerström dafür gesorgt, dass ein neues Handy in JW ’s Zelle geschmuggelt wurde – zwar eines, was abgehört wurde, aber das wusste er ja nicht. JW war zufrieden; es gab sogar andere Aufseher, die auf Hägerström zukamen und ihm signalisierten, dass der Junge sichtlich aufgeblüht sei.
    Torsfjäll sagte: »Sie sind jetzt sein neuer Esel, gut. Aber mit dem Handy lief es nicht ganz so, wie wir erhofft hatten, oder? Er muss es ausgetauscht haben, vielleicht gegen ein anderes. Wir hören darauf inzwischen nur noch Gespräche von einem anderen Insassen, der Kokaingeschäfte außerhalb der Mauern betreibt. Aber wenn wir ihn nachlässig überführen, bekommt JW mit, dass wir ihn abgehört haben.«
    Hägerström nickte. Schade, dass es nicht funktioniert hatte.
    Er fuhr fort, darüber zu berichten, wie JW ein paar Tage später im Speisesaal auf ihn zugekommen war. Er war sehr diskret vorgegangen. Keine großen Gesten oder starken Worte, lediglich ein Zwinkern. Dann fragte er Hägerström, ob er später kurz vorbeikommen wolle.
    Am Nachmittag ging er an JW ’s Zelle vorbei. JW saß wie immer mit dem aufgeklappten Laptop und seinen Lehrbüchern vor sich da. Die anderen Insassen nannten ihn Streber – der Grund dafür war offensichtlich. JW lehnte die Tür an, als Hägerström eintrat.
    Hägerström legte während seines Berichts eine Kunstpause ein. Der Kommissar saß unbeweglich da, die Augen geradezu hypnotisch auf Hägerström gerichtet.
    »Zuerst haben wir nur ein wenig geplaudert. Er liebt Kleidung und Schuhe, insbesondere englische Schuhe von Crockett & Jones, von Church und so weiter, also haben wir uns über Ledersohlen unterhalten.«
    Torsfjäll öffnete den Mund. »Er liebt Kleidung? Ist das nicht irgendwie …?«
    Der Kommissar war offenbar recht scharfsinnig. Hägerström wusste, was er vorhatte zu sagen. Er warf dem Kommissar einen vielsagenden Blick zu.
    Torsfjäll grinste lediglich.
    Hägerström berichtete weiter. Er hatte ihm mehr von seiner Verwandtschaft und seinem Hintergrund erzählt, und JW war offenbar beeindruckt. Aber noch wichtiger war die Tatsache, dass er JW zu verstehen gegeben hatte, dass er bereit war, ihm auch in Zukunft den einen oder anderen Dienst zu erweisen. Als sie ihren Small Talk beendet hatten, fragte JW , ob er ihm einen Gefallen tun würde. Er wollte, dass er gewisse Informationen an eine bestimmte Person überbrachte. Nichts Kompliziertes. JW hatte vor, diesmal ein neues Prozedere auszuprobieren, und Hägerström würde Zweitausend als Aufwandsentschädigung erhalten.
    Hägerström fragte, worum es ging. JW antwortete: »Um Zahlen, lediglich ’ne Menge Zahlen.«
    »Dann hat er mich gefragt, was für ein Handy ich besitze. Ich habe ihm das Modell beschrieben. Wir müssen ja unsere privaten Handys im Umkleideraum lassen. Aber er hat mich gebeten, ihm am nächsten Tag eine SIM -Karte mitzubringen. Sie wissen ja, die Dinger haben einen sehr geringen Metallanteil, und meinen Analysen zufolge verursachen sie keine Reaktion in den Sicherheitsschleusen. Ich habe ihm also eine neue SIM -Karte besorgt und sie sicherheitshalber ins Portemonnaie gesteckt. Das darf man ja jedes Mal herausnehmen, wenn man durch die Schleuse geht.«
    Hägerström sah die Situation vor sich, während er sprach. Das erfreute Gesicht des Kontrollaufsehers, als sie sich begrüßten. Er hieß Magnus und wollte eigentlich, wie so viele andere im Strafvollzug, Polizist werden. Er war etwas nervös, als er die Alarmbögen passierte. Das Schlimmste, was geschehen konnte, war an und für sich, dass man ihn in der Anstalt feuerte.
    Hägerström berichtete weiter.
    »Das gesamte System baut sowieso auf ein gewisses Vertrauen zum Personal, also muss schon einiges zusammenkommen, damit sie eine intensivere Kontrolle durchführen. Ich habe die Karte eingeschleust, und als ich irgendwann allein in der Abteilung war, bin ich zu JW hineingegangen. Er hat sie in seinen Laptop geschoben, der ein spezielles Lesegerät für Speicherkarten und SIM -Karten besitzt. Zehn Sekunden später gab er mir die Karte zurück und erklärte mir, was ich zu tun hätte.«
    Hägerström holte tief Luft. So hatte es angefangen. Und so hatte JW offenbar auch mit seinem ehemaligen Esel Christer Stare zusammengearbeitet.
    Hägerström fragte JW , wie es ihm gelänge, seine gesamten

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