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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Informationen auf seinem Laptop zu speichern, ohne dass jemand nachfragte. JW lachte auf und antwortete: »Mit dem Computerwissen der Aufseher ist es nicht gerade weit her. Sie kapieren ja noch nicht mal den Unterschied zwischen Word und Excel, wie sollen sie da den Unterschied zwischen Studienunterlagen und echten Dokumenten kapieren? Ich absolviere schließlich ein Fernstudium in BWL .«
    Torsfjäll sagte: »So macht dieser Spitzbube es also. Dass sie im Strafvollzug den Insassen überhaupt erlauben, Computer zu haben, ist für mich allein schon ein Rätsel. Aber dass sie noch dazu Computer mit Lesegeräten für Speicherkarten zulassen, ist mir vollkommen unbegreiflich.«
    »Ja, so kann man durchaus denken. Aber damit es funktioniert, ist allerdings ein solidarischer Aufseher nötig, der das Ganze unterstützt. Besucher werden bedeutend sorgfältiger mittels handgeführten Metalldetektoren und manchmal auch Leibesvisitationen kontrolliert. Außerdem kann er auf diese Weise nur bedingt Informationen nach draußen leiten. Ich glaube, dass er das meiste schlicht und einfach direkt an die Besucher vermittelt, die zu ihm kommen. Wir haben sie ja bereits näher in Augenschein genommen.«
    Torsfjäll fragte: »Ich nehme an, Sie haben alles kopiert?«
    Jetzt war es an Hägerström zu scherzen. »Scheißt der Bär in den Wald? Aber es gibt da ein Problem. Die Informationen sind verschlüsselt.«
    Der Kommissar gluckste. »Okay. Sie können sie mir zur Analyse schicken. Das SKL kennt sich damit aus. Und im schlimmsten Fall müssen wir es eben an die Engländer weiterleiten.«
    Hägerström nickte.
    »Er hat mich instruiert, die Speicherkarte an eine Person am Hauptbahnhof zu übergeben. Einem Mann im Alter um die dreißig Jahre. Ich würde sie am nächsten Tag zurückbekommen, sagte er. Ich habe ihn natürlich intensiv beschattet.«
    »Vorbildlich.«
    »Das hat mich zu einer Wirtschaftsprüfungsfirma auf Södermalm geführt. MB Redovisningskonsult AB , ehemals Rusta Ekonomi Aktiebolag. Das Unternehmen wird von einem Mischa Bladman geleitet. Die Firma hat eine Anzahl mittelständischer Unternehmen als Kunden. Zum Beispiel Byggplus AB , KÅFAB und Claes Svensson AB . Aber auch Rivningsspecialisterna i Nälsta AB und Saturday’s AB sowie die ehemaligen Unternehmen Clara’s Kök & Bar und Diamond Catering Aktiebolag. Sagt Ihnen das etwas?«
    Torsfjälls Lächeln wurde mit jedem Unternehmen, das Hägerström nannte, breiter.
    »Natürlich sagt mir das etwas. Die letzten Unternehmen, die Sie genannt haben, stehen in geschäftlicher Verbindung mit dem dahingeschiedenen Herrn Radovan Kranjic. Nicht ganz unerwartet, aber dennoch sehr interessant.«
    »Genau. Und dass er gerade ermordet worden ist, macht das Ganze nicht weniger interessant.«
    »Wir müssen Nachforschungen über Bladman anstellen.«
    »Und wir sollten eine Genehmigung zum Abhören des Besucherzimmers einholen.«
    »Eine Genehmigung einholen? Das brauchen wir nicht. Ich habe es bereits verwanzen lassen, müssen Sie wissen.«
    Hägerström stutzte: Warum hatte er ihm das nicht früher erzählt?
    Torsfjäll fuhr fort: »Und jetzt werde ich diese Wirtschaftsprüfungsfirma ebenfalls verwanzen lassen. Das, was Sie mir berichtet haben, reicht bestimmt für eine Genehmigung aus.«
    Hägerström war angesichts Torsfjälls Formulierung erstaunt: »Reicht
bestimmt

    An den Gerüchten um den Kommissar war also etwas dran. Torsfjäll zögerte nicht, die Regeln so auszulegen, wie er sie brauchte.«

21
    Seit der Ermordung ihres Vaters: die schlimmsten Stunden, die sie je durchlebt hatte. Die unerträglichsten, traurigsten Sekunden überhaupt, in denen sie sich regelrecht zwingen musste zu atmen. Es waren schon viel zu viele Sekunden verzweifelter Trauer.
    Und es würde nicht aufhören.
    Sie würde später am Tag zu einer neuerlichen Vernehmung bei der Polizei fahren müssen.
    Im Augenblick saß sie in ihrem Zimmer. Musste an das Treffen im Krankenhaus denken. Stefanovics Art störte sie. Er versuchte herumzukommandieren und Befehle zu erteilen. Das war nicht in Ordnung.
    Auf wen konnte sie sich jetzt verlassen? Die Polizisten, denen sie begegnet war, kümmerten sich nicht die Bohne um sie. Und noch weniger um ihren Vater. Als sie das letzte Mal dort gewesen war, kam es ihr wie eine Farce vor, sie benahmen sich wie Schweine. Sie hatte vor, Gorans Rat zu folgen und ab jetzt die Vernehmungen aufzunehmen. Und die Bullen von der Wirtschaftskripo, die bei ihnen zu Hause aufgetaucht

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