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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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erteilte Befehle, diktierte Richtlinien, erklärte ihnen den neuen Plan.
    Sie mussten nur noch loslegen.
    Der Range Rover Vogue versus das Tor von Tomteboda.
     
    Sechs Minuten und zwanzig Sekunden später. Jorge und Mahmud im Kastenwagen. Babak und Sergio im Range Rover vor ihnen. Mit weniger als drei Minuten Verspätung.
    Der Iraner hatte die Nummernschilder mit silberfarbenem Klebeband abgeklebt. Die Tore des Postterminals waren nur noch hundert Meter entfernt. Die Uhrzeit: fünf Minuten nach elf. Die Stimmen im Polizeifunk, den sie auf der Rückbank platziert hatten: aufgeregt. Die Stadt brannte. Es herrschte Ausnahmezustand. Überall waren verdächtige Bomben ausgelegt. Auf dem gesamten Essingeled vor dem Eugeniatunnel standen die Autos im Stau. Um die dreißig Wagen hatten einen Platten. Aufgrund von Nagelteppichen oder Krähenfüßen. Die Bullen besaßen noch keinen Durchblick. Jimmy hatte wie ein Held dafür gesorgt, dass sich ein Megastau bildete, so dass Jorge nahezu den Ärger mit dem Radlader vergaß. Auf dem Klarastrandsled herrschte ebenfalls Chaos. Die Autos kamen langsamer voran, als man auf allen vieren kroch. Javier hatte seine Aufgabe ebenfalls erledigt, dort war es genau dasselbe. Aber die Ausfahrtstraße von Stockholm in Richtung Norden war frei. Lag offen wie eine Rennstrecke da. Ohne Bullenhelis in der Luft.
    Außerdem: die hektischen Befehle der Bullen an alle Einsatzkräfte, die stockholmweit ausgegebene Order, die Einsatzvorbereitungen. Sabotage gegen die Stockholmer Polizei. J-Boy hörte alles.
Tough luck – pacos
. Die Anweisungen waren unmissverständlich: erhöhte Alarmbereitschaft. Es kann sich um einen geplanten Anschlag an einem anderen Ort handeln. Es kann sich um politische Aktivisten handeln. Es kann sich um ein Terrorattentat handeln. Sperrt alle Zu- und Ausfahrten der Stadt ab. Die Bullen hatten bereits Erfahrung: GTÜ -Veteranen hatten schon des Öfteren für Verwirrung gesorgt. Aber noch nie in diesem Ausmaß.
    Jorge fühlte sich schon besser. Er war in der Tat richtig heiß. Wandte sich Mahmud zu: »
Loco
, jetzt knallt’s. Willst du auch?«
    Er hielt ihm ein Redline-Tütchen mit einigen Pillen hin. »Rohypnol.«
    Mahmud grinste. »Ich hab schon was Eigenes genommen.«
    Jorge nickte.
    Sie warteten.
    Die Pillen schmeckten bitter, waren aber allemal besser als der Geschmack nach Kotze.
    Das Tor war geschlossen. Die Sicherheitsbeamten befanden sich im Kontrollraum daneben.
    Es wurde für einen herausfahrenden Postlaster geöffnet. Babak gab mit dem Range Rover Gas. Jorge hörte den Motor aufheulen. Im ersten Gang. Sie würden es nicht schaffen, hineinzugelangen, bevor das Tor wieder geschlossen wurde, das wusste er. Aber der Mechanismus des Tores war nach den Berechnungen von Tom und dem Finnen schwächer, wenn es nicht vollständig geschlossen war. Ein Radlader hätte es mit Sicherheit geknackt. Die große Frage: Würde Babaks Wagen das Tor ebenfalls knacken?
    Der Range Rover schoss los. Jorge wartete mit dem Hochschalten. Wollte sehen, wie sich der Riesen- SUV vor ihm machte.
    Dreißig Meter entfernt: das Tor. Es schloss sich relativ schnell. Und dennoch: Im Moment kam es ihm langsam vor. Der Range Rover fuhr mit voller Wucht dagegen. Es krachte.
    Der Range Rover geriet ins Schlingern.
    Er sah, wie die Pfosten des Tors ins Schwanken gerieten.
    Stellte fest: der Range Rover hatte ihnen den Weg gebahnt. Das Tor aufgepflügt. Für freie Durchfahrt gesorgt.
    Es gab also doch einen Gott.
    J-Boy war zurück im Spiel.
    Er trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch.
    Jorge fuhr durch das demolierte Tor.
    Er bremste. Mahmud öffnete die Seitentür. Warf einen Koffer mit deutlicher Aufschrift raus: Bombe. Sie wollten nicht riskieren, dass irgendein idiotischer Held auf die Idee käme, ihren Fluchtweg zu blockieren.
    Sie hatten jetzt noch maximal drei Minuten Zeit, und sie waren bereits spät dran.
    Sie fuhren geradewegs weiter. Die Postbeamten um sie herum schrien auf.
    Die Sommersonne war stark und schweißtreibend. Wie J-Boy. Stark. Verschwitzt. Während er die Leute hier gleich auf dem Trockenen sitzen lassen würde.
    Er war bereit, alles dafür zu tun.
    Die Verladerampen Nummer einundzwanzig und zweiundzwanzig lagen hinter einer zusätzlichen Umzäunung. Sergio im Range Rover – wusste den Weg. Hatte sich Jorges Videoclips bestimmt fünfhundertmal angesehen.
    Jorge bremste ab. Er zog sich die Sturmhaube übers Gesicht. Griff sich die Kalaschnikow und eine Tasche von der

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