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Lasse

Lasse

Titel: Lasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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wenn andere es einem erzählen. Klar, auf den ersten Blick, ha, ha . Aber das war es. Ich mochte sie sofort. Ihr Lächeln, ihre Natürlichkeit, ihre Bewegungen, ihre ganze Art.
    Sie nahm das Glas. »Oh, mein erster Champagner!«
    Sie betrachtete die perlenden Bläschen im Glas interessiert und ehrfurchtsvoll, doch nach dem Anstoßen kippte sie das Glas einfach herunter.
    »Wow, das war schnell!«
    Sie nickte. »Ja, ich habe irren Durst.«
    »Durst?«
    »Ich hätte den Pool austrinken können.«
    Sie schob sich etwas nach hinten, ließ sich dann in die Wanne gleiten, legte den Kopf auf dem Rand ab und schloss die Augen, als läge sie im Wasser.
    Ich grinste. »Soll ich das Wasser aufdrehen?«
    Sie hielt mir das Glas hin und blinzelte. Und ich goss wieder nach. Es war das erste Mal, dass ich bemerkte, dass auch sie unsicher war. Sie zog sich hoch und lächelte.
    »Nass bin ich ja schon.«
    Sie blieb ein wenig in der Wanne liegen und setzte sich dann wieder auf den Rand. Ihre nackten Füße standen noch in der Wanne, ihr Rücken war mir zugekehrt. Sie fröstelte. Wollte sie weg? Fand sie mich langweilig? Ich kramte in meiner Hosentasche.
    »Weißt du, was jetzt noch fehlt?«
    Sie drehte sich zu mir. »Was?«
    Ich zog den Joint aus der Tasche. Er war nass und aufgeweicht. Natürlich .
    Sie lächelte nachsichtig. Ich war ein Idiot, wieso hatte ich den Joint herausgekramt, statt sie zu küssen? Ich steckte ihn wieder ein und stellte das Glas ab. Das war alles unwichtig, wozu brauchte ich Aufputschmittel, ich war schon betrunken. Von ihrer Anwesenheit, ihrem Lächeln, diesem Moment.
    Die Tür am anderen Ende des Raumes bemerkte ich erst, als sie aus der Wanne stieg und auf sie zuging. Im Gegensatz zu mir war sie beschwipst, taumelte leicht, was vermutlich bedeutete, dass sie Alkohol nicht gewöhnt war. Das Schlafzimmer. Türen in Badezimmern führen meist in ein Schlafzimmer. Dort stand ein Bett und wenn wir dort landeten, konnte ich für nichts garantieren. Und es war nicht meine Schuld, wenn ich schwach wurde. Natürlich galt diese Ausrede nicht. Gerion würde sie nicht gelten lassen, vermutlich noch nicht einmal Ole. Mädchen, die betrunken waren, verführte man nicht. Das taten nur hirnlose Schwachköpfe, die es nötig hatten. Doch dann sah ich, dass der Raum kein Schlafzimmer war, sondern ein Ankleidezimmer und atmete erleichtert auf. Es war vernünftig, dass sie aus den nassen Kleidern kam und sich etwas Trockenes anzog.
    Ich nahm das Glas Champagner wieder auf und folgte ihr, stand in der Tür und beobachtete, wie sie im Ankleidezimmer Schuhe anprobierte. Sie hielt mir ein Paar hin.
    »Hier! Was für eine Größe hast du?«
    Sie war eindeutig betrunken.
    »Wenn dir kalt ist, solltest du dich umziehen.«
    Sie zuckte mit den Achseln und ging auf die Tür am anderen Ende des Raumes zu. Das Schlafzimmer, also doch. Ich hörte, wie sie sich auf das Bett legte. Und folgte ihr.
    Ich weiß .
    Wenn ich gegangen wäre, wäre der Abend besser verlaufen. Wenn ich ihr nicht hinterher gegangen wäre, wenn ich abgehauen wäre, ich mir keine Sorgen gemacht hätte. Denn das war der Grund, warum ich ihr folgte. Auch wenn ich jetzt Gerion und Ole in meinem Kopf lachen hörte.
    Sie hatte kein Licht gemacht, nur das Mondlicht schien in den Raum. Die Atmosphäre war unwirklich und mir fiel ein alter Vampirfilm ein: Bram Stoker's Dracula . Sie lag auf dem Bett, blass, als wäre sie selber ein Vampir, die Augen geschlossen. Ich wusste, dass ihr schlecht war, ich kannte das Gefühl sehr gut, obwohl zwei Gläser Champagner bei mir sicher nicht ausgereicht hätten, um mich in diesen Zustand zu bringen. Das Beste war, man wartete einfach ab. Ich ging auf die andere Seite des Betts, legte mich neben sie und starrte aus dem Fenster in den Nachthimmel. Es gibt Momente im Leben, da ist alles überdeutlich, die Vergangenheit, Gegenwart, die Zukunft und dort auf diesem Bett war mir klar, dass ich etwas ändern musste. Mein Leben. Die ganze Unzufriedenheit, die Drogen, die Suche. Denn an diesem verrückten Ort, neben diesem fremden Mädchen, das mir so vertraut war, fühlte ich mich angekommen. Wovor war ich die ganze Zeit weggelaufen? Ich sah zur Seite. Sie war einfach perfekt. Ich hätte es vorher nicht sagen können, aber genauso hatte ich mir das Mädchen immer vorgestellt, mit dem ich zusammen sein wollte. Lässig, aber trotzdem nicht grob, hübsch und nicht eitel, sensibel und kein bisschen zickig.
    Musik riss mich aus meinen Gedanken. Manche

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