Lasse
hatte. Gedanken, die ich weder Gerion, noch Ole erzählen konnte.
Ob ich Angst gehabt hätte, verletzt zu werden?
Nein, ich hatte Vertrauen. Darum ging es. Beim Tätowieren, bei der Liebe, beim Sex.
»Vertraust du mir?«, fragte ich leise.
Denn wenn sie mich nicht liebte, dann könnte ich genauso gut sterben, aber wenn sie mich liebte, dann begann vielleicht die beste Zeit meines Lebens. »Du kannst mich jetzt töten oder lieben.«
Sie grinste. »In der richtigen Reihenfolge, sollte ich beides schaffen.«
Wo kam ihr Selbstbewusstsein her? Sie war nicht erfahren. Ich hatte mit genug Mädchen geschlafen, um das zu wissen. Trotzdem war sie sich absolut bewusst, was für eine Wirkung sie auf mich hatte. Sie machte mich verrückt. Ich malte eine Linie von ihrer nackten Schulter über ihren Arm und legte meine Hand auf ihrer Hüfte ab. Sie lächelte, als ob sie meine Gedanken genau lesen könnte. Natürlich wollte ich sie sanft überreden. Nicht sofort, aber irgendwann an diesem Abend, dieser Nacht schon. Ich beugte mich vor und ließ meine Hand wie unabsichtlich weiter zu ihrem Rücken gleiten, von dort zu ihrem Po und zog sie sanft an mich. Und begehrte sie. Ja, begehrte. So altmodisch. Ich küsste ihren Hals, sie roch nach Chlor und dem Rest eines Parfüms in ihrem Haar. Und ihre Haut duftete, als ob sie lange in der Sonne gelegen hätte.
Ich musste das stoppen
. Ich wusste wohin das führen würde.
Nicht mit ihr, nicht hier, nicht so
. Ich ließ mich wieder auf den Rücken sinken. Sie legte müde ihren Kopf auf meinem Brustkorb ab und schloss die Augen, so als wäre alles gut. Wie ein Kind. Und ich sah nach oben in den Spiegel und erklärte meinem Körper, dass diesmal alles anders sein würde.
Kurz darauf schlief sie ein. Und ich blieb wach.
Bis ich erst die Schritte hörte, dann das Rufen.
»MOON?«
Ich weiß noch, dass mein Herz schneller schlug, weil ich ihren Namen nun kannte. Moon . War das überhaupt ein Name? Oder nicht eher ein Zustand, ein Gefühl. Es war eine männliche Stimme und im ersten Augenblick war ich mir sicher, dass gleich ihr Freund kommen würde und es Ärger gab. Nun, es gab Ärger, aber es war schlimmer. Das Licht ging an, er stand in der Tür. Ein attraktiver Typ, aber definitiv zu alt, um ihr Freund zu sein. Er brauchte nicht lange, um zu sehen, was abging. Wobei er natürlich dachte, es wäre mehr passiert und mit einem Satz am Bett war. Er packte mich.
»What are you doing? She is my daughter!«
Ihr Vater . Wo kam der plötzlich her? Er packte mich und riss mich hoch. War Nora verheiratet, war es doch ihre Tochter, was war hier los? Ich war zu überrascht, um mich groß zu wehren. Dann erkannte er mich. Das war vielleicht das Schlimmste. Dieser Blick. Er begann mich zu schütteln und ich verstand ihn. Nach all den Geschichten, die er bestimmt kannte. Sie sprang auf, redete auf Englisch und hielt ihren Vater fest. Er ließ mich los, drehte sich um, packte sie und zog sie aus dem Zimmer. Ich blieb liegen, für einen Moment unfähig mich zu rühren. Dann sprang ich auf und rannte hinterher. Um etwas zu erklären oder zumindest, um zu verhindern, dass sie einfach so verschwand. Ich raste die Treppe herunter, barfuß, mit nacktem Oberkörper, in der nassen Hose. Diesmal starrten mich alle an. Jetzt waren die Reporter auf einmal da, knipsten, grinsten blöde. Endlich hatten sie ihre Bilder und auch das richtige Gesicht dazu. Lasse Paulsen, panisch, durcheinander . Doch als ich nach draußen kam, sah ich nur noch die Rücklichter eines Taxis aus der Einfahrt verschwinden. Verdammt .
Aufgewühlt und vollkommen durcheinander sammelte ich meine Sachen am Swimmingpool ein und holte mir ein Taxi. Auf dem Weg ins Hotel begann ich zu googeln. Aber wonach? Ein Vorname war nichts, selbst, wenn er ungewöhnlich war. Und weil ich schon dabei war, suchte ich nach Oles Namen. Und fand die Bilder von ihm und dem Fotografen. Mein Magen zog sich zusammen. Ich dachte an meine Mutter und dass in ein, zwei Stunden noch die Bilder von mir dazu kämen und es eine Menge zu erklären gab.
Im Hotel ging ich gleich auf mein Zimmer, zog mich aus, duschte. Langsam kam ich zur Ruhe. Und obwohl der Abend so chaotisch gewesen war, summte ich irgendeinen Popsong vor mich hin und war - seltsam glücklich. Denn mein Leben hatte auf einmal eine Richtung und machte Sinn. Sogar meine Karriere. Ich würde morgen zu dem Gespräch mit Nora gehen und diese Rolle bekommen und dann versuchen, das Mädchen, Moon, zu finden.
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