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Lasse

Lasse

Titel: Lasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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Vermutlich kannte Nora sie sogar. Sicher. Sie kannte auf jeden Fall ihren Vater, denn jemand, der den Weg bis in Noras Schlafzimmer fand, musste ein enger Bekannter sein.
    Nach dem Duschen brachte ich Ordnung in meine Sachen. Ich knüllte Oles Anzug zusammen und stopfte ihn in meine Reisetasche. Er musste sowieso in die Reinigung und ich wollte ihn nicht länger sehen. Für morgen hatte ich ein weißes T-Shirt und Jeans dabei. Da es keinen Text vorzubereiten gab, sah ich mir noch mal die Infos von meiner Mutter auf dem iPad an. Es ging um eine Kinoprojekt und mehrere Rollen für Jugendliche und Kinder, die Zielgruppe waren Familien. Ich googelte den Regisseur, seine Filme und informierte mich darüber, ob es Leute gab, mit denen er gerne zusammenarbeitete und die ich vielleicht kannte. All das, was mir meine Mutter die letzten Jahre immer wieder empfohlen hatte: Sieh dir die Leute an, du musst verstehen, was sie künstlerisch wollen, sie werden es wertschätzen, wenn du dich auskennst .
    Sie hatte ja recht, aber als Kind hatte mich das alles nicht interessiert. Ich wollte einfach nur Spaß am Set haben und niemand hatte sich ernsthaft für meine Meinung zu irgendetwas interessiert. Nun musste ich mich umstellen. Zumindest wenn ich weiter im Filmgeschäft bleiben wollte.
    In der Mail fand ich auch das Drehbuch. Je bekannter ich in der Branche wurde, desto mehr Informationen bekam ich, aber selten hatte ich die Zeit und oft auch nicht die Lust, ein ganzes Drehbuch vor einem Casting zu lesen. Mir reichte es meist, die Rollenbeschreibung und die Szenen meiner Rolle zu überfliegen. Diesmal wollte ich es anders machen. Alles anders machen, es von Grund auf richtig angehen. Als ich das iPad beiseite legte, war es schon drei.

6     Am nächsten Morgen wachte ich vor neun auf und war aufgeregt. Alles würde sich heute entscheiden, nicht nur die Filmrolle. Ich konnte den Nachnamen von Moon herausfinden und wenn sie in München wohnte, würde ich sie vielleicht schon heute wiedersehen. Dafür würde ich sogar den Flug nach Göteborg sausen lassen. Hatte ich mich verliebt? So schnell und ohne Vorwarnung?
    Ich packte, ging mit der Reisetasche in den Frühstücksraum und suchte mir einen Platz. Dann schaute ich kurz in der Lobby vorbei, für den Check-out und um mir ein Taxi bestellen zu lassen. Wenn ich es schon jetzt tat, dann konnte ich in Ruhe frühstücken.
    Der Frühstücksraum des Olympic ist klein und übersichtlich und als ich zurückkam, traf ich Lorenz, der sich nach einem Platz umsah und bot ihm an, bei mir zu sitzen. Wir gingen zusammen zum Buffet und ich war wie immer unentschlossen. Zudem liebe ich das schwedische Frühstück mit Fisch und Fleischbällchen und Gurken, hier gab es eher Müsli und Obst. Lorenz packte sich zwei Croissants auf seinen Teller und sah mich schräg von der Seite an. »Was war denn da eigentlich los, gestern?«
    »Wo?«
    Er lächelte. »Warst du betrunken?«
    Die Party bei Nora! Natürlich war er auch dort gewesen.
    »Nein, wieso?«
    »Schon die Bilder gesehen?«
    Mein Magen zog sich zusammen. Irgendwie hatte ich gehofft, die Sache würde nicht hochgespielt werden. So bekannt war ich hier doch gar nicht.
    »Nein, du?«
    Natürlich. Was für eine dämliche Frage .
    Ohne es richtig wahrzunehmen, packte ich mir zwei Brötchen und irgendeinen Käse auf meinen Teller und folgte Lorenz an unseren Tisch. Dort holte ich sofort mein iPhone heraus und sah Lorenz fragend an.
    »Promiflash.«
    »Promiflash?« Ich hatte noch nie von der Seite gehört.
    Noras Party war ein eigener kleiner Bericht gewidmet, in dem es hieß, dass es auf der Party hoch hergegangen wäre. Es gab eine kleine Fotostrecke von betrunkenen Schauspielern, freizügig tanzenden Schauspielerinnen und sonstigen Entgleisungen. Ich fand unter anderem ein Bild vom kiffenden Marco und eines von mir und Moon im Swimmingpool. Zum Glück gab es keine Bildunterschrift, aber ich war für jeden zu erkennen, der mich kannte.
    Lorenz sah mich über den Tisch arglos an und grinste.
    »Ich fand auch, es war sehr warm ...«
    »Das ist einfach so passiert.« Meine lahme Erklärung.
    Ich hielt ihm das iPhone hin. »Kennst du das Mädchen? Ist sie eine Schauspielerin?«
    Er kniff die Augen zusammen. »Nee. Nie gesehen.«
    Wir wechselten das Thema, doch kurz darauf klingelte mein Handy. Meine Mutter. Ich stand auf und ging in den Gang zwischen Frühstückraum und Lobby, um in Ruhe zu telefonieren. Sie klang mühsam beherrscht, ihr schwedischer

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