Lasse
kleine, lustige Anekdoten. Dabei hatte er diesen Blick, bei dem die Mädchen regelmäßig schwach wurden. Ich beobachtete Lisa, die an seinen Lippen hing.
»Dann sollte sich die Hauptdarstellerin einen Bikini anziehen und sie hat sich einfach geweigert.« Lisa nickte zu Oles Worten. »Die Kostümbildnerin war mit den Nerven am Ende. Aber - sie konnte nichts machen. Madame Hauptrolle ist einfach nicht mehr aus dem Kostümbus herausgekommen und irgendwann hat dann auch der Regisseur kapiert, dass wir die Szene ohne sie drehen müssen. Die ganze Zeit haben wir anderen in Badezeug in diesem Schwimmbad herumgestanden. Und dann kommt doch so ein Typ auf uns zu - denn natürlich hatten sie nicht das ganze Schwimmbad geblockt, es gab nur die Dreherlaubnis für eine Ecke in der Halle - und will ein Autogramm von uns. Ich meine, wir stehen da in Badehose und Lisa im Bikini und er will ein Autogramm?! Ich sage also, sorry, habe leider keinen Stift . Da scheucht er seine Freundin in die Umkleidekabine, damit sie einen holt.«
Lisa lachte leise. »Und die kommt mit einem Kajal-Stift zurück.«
Sie sahen mich an.
»Und dann?«
Ole grinste. »Dreimal darfst du raten?«
»Wohin?«
»Auf seinen Bizeps.« Lisa beugte sich zu mir. »Aber die Freundin wollte dann natürlich auch ein Autogramm haben.«
»War ja ihr Kajal!«, sagte Ole nüchtern.
Er erzählte die Geschichte wie immer auf zwei Ebenen. Zum einen machte er sich über die verrückten Autogrammjäger lustig, zum anderen nahm er sich selber hoch. Als Schauspieler blöd in der Badehose herumzustehen und Autogramme auf Bizeps zu geben, war sicher kein Highlight seiner Karriere.
»Busen, Po?«, riet ich. Mein Bruder schwieg. »Was jetzt?«
»Ole hat sich geweigert«, sagte Lisa ernst. »Und der Typ war sauer! Er hat ihn arrogant genannt.«
Ole riss die Arme hoch. »Weil ich seiner Freundin nicht an den Busen fassen wollte! Hallo?!«
Für den Kaffee setzten wir uns vor den Kamin und ich bot mich an, neues Holz zu holen und Feuer zu machen. Draußen nutzte ich den Moment und rief Gerion an.
»Da lass ich dich einmal allein!« War sein amüsierter Kommentar. Er nahm das alles nicht so ernst, er wusste ja nicht, was es mir bedeutete und Tratsch interessierte ihn grundsätzlich nicht. Ich wollte ihm von Moon erzählen, doch es war nicht der richtige Moment, am Telefon, in dieser Stimmung. Also redeten wir nur kurz, er war immer noch am Set. Ich legte auf und da ich das iPhone gerade in der Hand hatte, googelte ich meinen Namen, es war wie eine Sucht. Ich fand Artikel, die Paul Parkers Namen erwähnten und Andeutungen machen, dass er mit Nora zusammen war. Ich war mir auf einmal sicher, dass Moon mich hassen würde. Durch mich wurde die Affäre ihres Vaters in die Presse gespült, kein Wunder, wenn sie mich nie wieder sehen wollte.
Es gab nur große Scheite, ich musste Holz hacken und ich war wütend und genervt und in der richtigen Stimmung dazu. Es tat gut, einfache Dinge zu tun und zu vergessen, was da draußen los war, genauer gesagt: Im Internet. Als gäbe es nichts anderes, wurde auf den seltsamsten Blogs über Film-Gossip alles breit getreten und diskutiert. Ich wusste, dass es nicht vernünftig war, aber ich hatte alle dummen Kommentare gelesen. Jeder hatte plötzlich eine Meinung darüber, ob ich ein Idiot oder ein smarter Typ war und für wie toll ich mich hielt. Es war das Gleiche wie bei Ole. Sie taten so, als ob man kein normaler Mensch wäre, keine Gefühle mehr hätte, bloß, weil man ein wenig prominent war. Dabei stand ich hier in Schweden und hackte einfach nur Holz. Doch das wollte vermutlich kein Mensch wissen.
»Verdammt!«
Die scharfe Klinge der Axt hatte ein Stück des Daumens erwischt oder die Fingerkuppe abgehackt. Ich war mir nicht ganz sicher. Ich presse die Hand an den Körper unter meine Achsel und ging langsam ins Haus. Keine Panik .
»Äh, ich habe mir gerade etwas in den Finger gehackt ...«
Ich ließ mich sicherheitshalber auf einen Stuhl im Wohnraum fallen. Die drei sahen mich überrascht an, dann sprang meine Mutter auf und Ole folgte.
»Zeig her!«
Ich holte die Hand unter der Achsel vor, es blutete wie verrückt und Ole wich angewidert zurück.
»Au, verdammt, Lasse, das sieht ja übel aus!«
»Komm, wir gehen in die Küche«, sagte meine Mutter, lief aber aufgescheucht ins Bad und suchte dort nach Pflastern oder was auch immer. Ich hatte das Gefühl, dass ein Pflaster nicht genug für diese Wunde war und schnappte mir ein
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