Lasse
du das Mädchen im Pool?«
»Nein, das war Lasses Freundin.«
Ich sah Lisa überrascht an. Sie lächelte smart. Wir hatten beide unsere Probleme, aber als Schauspieler hielten wir zusammen. Doch das Seltsame an ihrer Bemerkung war: genauso empfand ich das. Moon war meine Freundin, alles andere war falsch. Ich sah zu Ole, der mir schräg gegenüber saß und sich auf Schwedisch mit Linnea unterhielt. Arne hörte nur zu. Er und Linnea waren verheiratet, aber sie hing an Oles Lippen. Das war doch auch alles falsch. Oder sah nur ich das so?
Nach zwei Stunden waren die Szenen am Tisch abgedreht und wir standen auf. Die Komparsen mussten bleiben, sie waren für den ganzen Tag gebucht und auch, wenn sie ab jetzt nur noch im Hintergrund zu sehen waren, durften sie ihre Plätze nicht verlassen. Während Ole und die anderen sich beim Catering einen Kaffee holten, ging ich zu meinem Vater. Ich stellte mich hinter ihn und sah zu, wie er den Hauptdarsteller inszenierte und dann die Szene auf einem kleinen Bildschirm verfolgte, während gedreht wurde. In einer Pause drehte er sich zu mir und fragte nach meiner Meinung und wir unterhielten uns über das Licht und die Kameraeinstellung.
»Meinst du, ich kann mal ein Regiepraktikum bei dir machen?«
Die Augen meines Vaters weiteten sich sofort begeistert.
»Natürlich. Du kannst jederzeit dazu kommen.«
»Nein, ich meine von Anfang an. Einen ganzen Dreh lang.«
Mein Vater nahm mich beiseite. »Das finde ich großartig. Hast du nicht schon Lust, herzukommen, wenn ich diesen Film schneide? Irgendwann im Frühjahr, denke ich.«
Ich nickte. Es schien die perfekte Lösung zu sein.
11 Zwei Wochen später war ich zurück aus Schweden und wieder in Hamburg. Nach einer Woche hatte ich meine Wohnung nur für den Gang ins nächste Café oder den Supermarkt verlassen. Ich kannte die Stimmung. Zwischen zwei Drehs schien die Zeit stillzustehen und wie immer musste ich mich daran gewöhnen, mich selber zu versorgen, meine Wäsche zu waschen, einkaufen zu gehen, zu leben, wie ein normaler Mensch. Noch dazu war bisher kein neues Projekt in Sicht. Ich war schon so weit, dass ich Werbung oder eine Rolle in einer Serie angenommen hätte, aber selbst da gab es keine Anfragen. Den halben Tag sah ich Filme oder surfte im Internet, hauptsächlich um herauszufinden, wo Paul Parker oder genauer Moon wohnte. Ich würde die Sache nicht auf sich beruhen lassen. Ich dachte an Moon, ich musste sie finden und mit ihr reden. Doch es war gar nicht so einfach und ich verbrachte Stunden damit, Online-Telefonbücher nach dem Namen Parker zu durchsuchen.
Den Rest der Zeit erledigte ich den Haushalt und machte mein Hanteltraining. Ins Sportstudio schaffte ich es nicht mehr, seit mich der Geschäftsführer jedes Mal nach meinen neuen Filmprojekten fragte.
Als die SMS von Ole kam, war ich ausgehungert nach sozialen Kontakten und obwohl ich nach Schweden eigentlich beschlossen hatte, mich etwas von ihm fernzuhalten, stimmte ich sofort zu, mich mit ihm zu treffen. Ole schlug die 3-Zimmer-Wohnung , eine Kneipe in der Nähe der Reeperbahn, vor und ich akzeptierte. Mein Plan, keinen oder weniger Alkohol zu trinken war in Schweden schon aufgeweicht worden und auf einen Abend mehr oder weniger kam es nun auch nicht mehr an.
Wir trafen uns um zehn. In der 3-Zimmer-Wohnung waren wir früher sehr oft gewesen und man kannte uns. Die Bar war eingerichtet wie eine Wohnung mit einem Schlafzimmer, in dem man auf dem Bett liegend auf einem Beamer Playstation spielen konnte, einem Wohnzimmer, einer Küche und einem Raum mit einem Kicker. Als ich kam, saß Ole in der Küche und unterhielt sich mit dem Barkeeper. Ich war lange nicht mehr hier gewesen und nach all den Hotelbars und Filmfesten kam sie mir gammelig vor. Früher hatte ich das geliebt, jetzt wusste ich, dass mich schon das Ambiente zu Unkonzentriertheit und zu viel Alkohol verführen würde.
»Hej, hej!«
Ole drehte sich zu mir um und grinste breit. Er war schon eine Weile hier und auch schon leicht betrunken. Ich bestellte mir ein Bier.
»Mama meinte, ich soll mal sehen, wie es dir geht«, sagte Ole gleich offen. »Du meldest dich gar nicht mehr.«
»Wir sind doch erst seit einer Woche zurück.«
»Sie macht sich halt Sorgen.«
»Dass ich mich von einer Brücke stürze, oder was?«
Ole grinste: »Zum Beispiel. Soll unglücklich Verliebten schon passiert sein.«
Mich ärgerte, dass er überhaupt davon sprach, dass ich verliebt war, er hatte es nur vermutet und
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