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Lasse

Lasse

Titel: Lasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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Set?«
    Er nickte.
    Ich beeilte mich und war eine Viertelstunde später wieder im Hof, wo Silvia mich erwartete und ans Set führte. Sie trug ein Walkie und gab durch, dass ich gleich kam. In zwei Minuten wäre ich sowieso da, aber an einem Set kam es oft auf Minuten an, wenn der letzte Sonnenstrahl noch eingefangen werden oder ein Schauspieler seinen fest gebuchten Flug bekommen musste. Manchmal versuchte ich diesen ganzen Kosmos mit den Augen eines Außenstehenden zu sehen. Mit Moons Augen. Wie verrückt alles war. Wie wichtig Kommunikation an einem Set war und wie schwierig es gleichzeitig war, ein richtiges, langes und konzentriertes Gespräch zu führen.
    Als ich ankam, stand Moon beim Cateringwagen in einer dicken Wärmejacke bei den anderen. Mein Herz schlug schneller. Ich hatte normalerweise kein großes Lampenfieber bevor gedreht wurde, aber an diesem Abend war es anders.
    Uli winkte mich zu sich, er stand bei der Kamera.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er skeptisch. Vermutlich sah man mir an, dass ich die letzten Nächte nicht viel geschlafen hatte.
    »Ja, klar. Ihr habt schon einmal geprobt?«
    »Ja, und es lief sehr gut. Ich will, dass du von rechts kommst und Karl und Denis als erstes aus dem Keller ziehst. Später drehen wir noch eine Nahe auf Moon, die sich an der Scheibe verletzt und dann eine auf euch beide, aber das entscheide ich nach der Probe.«
    Die anderen kamen, wir begrüßten uns beiläufig, dann stiegen sie in den Keller ein, lachten, kicherten. Es war wie im Drehbuch. Es gab eine Gruppe und Jack , den Außenseiter, der sich den Respekt der Gruppe erst noch erarbeiten musste.
    Wir machten die Probe, ich half Denis und Karl aus dem Keller und Karl half Moon. Selbst in dieser Spielszene, die sich doch eigentlich um Ida und Jack drehen sollte, schaffte Karl es, sich vor mich zu drängen. Doch Uli war auch nicht zufrieden mit diesem Ablauf.
    »Lasse, der Anfang wie geplant. Aber dann, wenn Moon an die Reihe kommt, schiebst du Denis weg und hilfst ihr selber. Und zieh dafür die Handschuhe aus!«
    Wow, eine gute Entscheidung . Ich bekam langsam Respekt vor Uli. Natürlich musste schnell klar werden, dass sich eine Beziehung zwischen Ida und Jack aufbaute. Ich versuchte, Moons Stimmung einzuschätzen. Nahm sie mich überhaupt wahr?
    »Fünfzehn Minuten Pause!«, riss mich Uli aus meinen Gedanken.
    »Hallo!«
    Sie stand vor mir, legte den Kopf schief und lächelte. Saskia ... oder Babsie?
    »Hallo, und wie geht es?«, sagte ich möglichst neutral.
    »Wo warst du denn so lange?«
    »Äh, Saskia?«
    »Babsie!«
    »Ach ja. Ich hatte noch einen Synchrontermin in Hamburg.«
    Ich schielte zu den anderen, die beim Catering Wagen standen. Jemand vom Kostüm stand bei Moon und brachte die Blutkapsel an, während Karl mit ihrer Wärmejacke daneben stand und wartete. Er war wie ihr Schatten. Denis jagte über den Hof. Ich sollte mich dazu stellen oder gleich zu Moon gehen und mit ihr reden. Schließlich kannten wir uns. Ich nuschelte eine Entschuldigung zu Babsie, die irgendeinen Small Talk begonnen hatte und rannte. Gleich war die Pause zu Ende und Moon stand allein, doch als ich ankam, hatte sich schon Denis vor ihr aufgebaut. Als er mich sah machte er einen Spruch und verschwand mit Saskia zum Cateringwagen. Auf einmal waren Moon und ich wirklich allein.
    »Moon!«, rief Karl.
    Ich sah genervt zu ihm hinüber. Nicht eine Sekunde ließ er sie aus den Augen. »Dein Freund!«
    Moon spürte, wie gereizt ich war. »Er ist nicht mein Freund .« Was hätte ich sagen sollen. Dein Lover? Verlobter? Bodyguard ?
    »Er passt aber gut auf dich auf - genau wie Krista.«
    »Sie hat mich vor dir gewarnt.«
    Na klar . »Ach, ja? Was ist denn so gefährlich an mir?«, fragte ich härter, als ich es eigentlich beabsichtigte.
    Moon sah mich verunsichert an. »Ich weiß nicht ...«
    Nichts war gefährlich an mir. Jedenfalls nicht für Moon. Im Gegenteil. Ich wollte sie beschützen. Doch wir hatten kaum Zeit zu reden, es ging schon wieder weiter und Karl hängte sich sofort an Moon.
    Ich ging zurück zu Uli und ließ mir kurz erklären, wie er die Szene haben wollte. Ich war auf einmal froh, dass es nur zwei Crashglas-Scheiben gab. Mit zwei Wiederholungen musste die Szene abgedreht sein, ich wollte so schnell wie möglich vom Set verschwinden.
    Vor dem ersten Take sammelte ich mich kurz. Wofür war ich Profi, ich würde diese Szene einfach durchspielen, die üblichen Blicke, Berührungen, ich konnte das doch!
    Bei Ulis Bitte

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