Lasse
sie etwas auf Abstand und legte eher freundschaftlich den Arm um ihre Schulter. Klick . Sofort ließ ich sie los und lächelte smart. Ein Foto musste reichen. Sie kontrollierte die Aufnahme und huschte aus dem Zimmer und für einen Moment hielt ich ihren Auftritt für einen schlechten Traum.
Im Frühstücksraum hatte Benno zwei Biertische aneinander gestellt, auf denen ein Buffet aufgebaut war. In der Tür warf ich einen Blick durch den Raum und sah, wie das Handy mit meinem Bild herumgereicht wurde und Karl Moon mit Apfelstücken fütterte, als wäre sie ein Kind. Am liebsten wäre ich wieder umgekehrt und zurück in mein Zimmer gegangen.
Uli stand am Buffet. Ich ging zu ihm.
»Und? Wie war es gestern beim Stunttraining?«
»Ganz okay«, sagte ich vage.
»Gib Karl Raum. Er ist nicht so erfahren, lass ihn aus dem Moment agieren«, sagte Uli und schüttete sich einen Kaffee ein. Er hielt mir die Thermoskanne hin und ich reichte ihm einen Plastikbecher. Ich sollte Karl Raum geben? Nahm er sich nicht schon genug Raum?
Im Kostüm traf ich Denis und Karl wieder. Denis alberte herum und ich war dankbar, dass er die Atmosphäre auflockerte.
»Habe gerade ein schickes Foto von dir gesehen!«, zog er mich auf.
»Du weißt schon, dass ich dich gleich verprügeln kann. Steht alles im Drehbuch«, sagte ich und schubste ihn freundschaftlich.
Denis grinste. »Oh, die Nummer Eins ist empfindlich!«
Gerd, der für die Männergarderobe zuständig war, reichte mir mein Kostüm. Eine billige Hose und ein senffarbenes Hemd. Denis ging zu Karl. Sie schienen schon die besten Freunde zu sein. Ich sollte die erste Klappe auf mich schlagen lassen .
Denn wenn das so weiter ging, würde ich immer mehr in die Ecke des versnobten Hauptdarstellers gedrängt werden. Ich sollte irgendetwas ausgeben, um Frieden mit diesem Set und den anderen aus dem Team zu schließen. Vor allem den Schauspielern. Ich muss mir die Namen dieser Mädchen merken . Ich zog die Dispo aus meiner Jeans und sah nach, ob die Mädchen in der Szene dabei waren. Irgendwie wäre es mir lieber gewesen, heute nicht von Krista und Moon beobachtet zu werden. Ja, sie standen am Rand. Die anderen Mädchen hießen Saskia und Barbara. Aber wer war was?
Es wurde in einem der Flure gedreht. Überall rannten aufgeregt Heimkinder herum, die als Komparsen mitspielen sollten. Ich stellte mich zu Peter, dem Kameramann. Wir hatten uns schon früher begrüßt.
»Könnt ihr die erste Klappe auf mich schlagen?«
»Oh, das ist ja mal was anderes, dass die Schauspieler darum bitten.«
»Ja, ich sollt doch wohl anfangen, oder?«
Er grinste. »Ganz wie du willst.«
Wir sahen zu Denis und Karl, die herumrangelten. Ich ließ den Blick unauffällig weiter zu Moon wandern, die bei Krista stand. Sie zu sehen tat weh, besonders, wenn Karl in der Nähe war und ich nicht zu ihr hingehen konnte. Schon gar nicht, wenn Krista bei ihr stand, die mich genau beobachtete.
Wir begannen zu drehen und Uli schickte mich in einen der Nebenräume, aus dem ich hinaus auf den Gang treten sollte. Herbert stand hinter der Kamera und beobachtete den Ablauf. Als Stunttrainer würde er eingreifen, wenn wir uns dumm anstellten, aber eigentlich war es eher unspektakulär. Ich kam aus dem Raum, sagte meine Sätze, rangelte etwas mit Denis und Karl und wartete auf das Danke von Uli. Doch Uli war nicht zufrieden, er wollte, dass wir improvisierten, was bedeutete, dass Uli die Kamera einfach weiter laufen ließ und wir spielen mussten, was uns gerade einfiel. Oder was wir tatsächlich empfanden. Ich wusste, dass Uli das auch im Hinterkopf hatte, es war eine gute Methode, um Laiendarsteller aus der Reserve zu locken und Karl war ihm offenbar zu verkrampft. Okay . Ich kam erneut aus dem Nebenraum, die beiden versperrten mir den Weg, aber Karl war steif wie ein Stock. Uli ließ uns die Szene erneut wiederholen. Das konnte ewig so gehen. Ich sah kurz zu Denis, der mit den Schultern zuckte. Ich wünschte mir seine Gelassenheit. Wir wiederholten und wieder war Karl viel zu zögerlich. Ich verlor langsam die Geduld und beschloss, ihn etwas mehr herauszufordern.
»Hau ab!«
Okay, der Satz stand nicht im Drehbuch. Es war mir mehr oder weniger herausgerutscht und genau das, was ich empfand. Nicht sehr professionell, aber immerhin passte es in die Szene. Und plötzlich reagierte Karl.
»Geh du doch«, sagt er und sah mich herausfordernd an.
»Verpiss dich!«, sagte ich härter. Und er hielt dagegen. Dazu dieser Blick als
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