Lasse
hätte auch er auf einmal eine Meinung von mir und sie war anscheinend nicht besonders gut. Entweder Krista hatte ganze Arbeit geleistet oder er vertraute dem Mist, der im Netz über mich stand. Beides war ärgerlich. Ich packte Karl. Es war eh schon sehr still, aber auf einmal wurde es totenstill. Ich hatte Karl überrumpelt und sein Blick flackerte unsicher. Er sollte sich bloß nicht mit mir anlegen. Nicht, wenn er gleichzeitig mit Moon Liebespärchen spielte. Er konnte sie nicht so lieben wie ich. Unmöglich, ich würde nicht aufgeben. Ich spürte, dass ich die Luft anhielt. Denis hob kurz die Augenbrauen, okay, ich wusste selbst, dass ich etwas zu weit gegangen war. Ich atmete vorsichtig aus, ließ Karl los und ging. Einfach weg, ohne das Danke von Uli abzuwarten. Ich brauchte einen Moment für mich. Im Hintergrund hörte ich Uli klatschen und wusste, dass er zufrieden war.
16 Ich war schnell umgezogen und der erste beim Catering. Genau so hatte ich es geplant. Die ganzen Wiederholungen hatten zumindest einen Vorteil. Es hatte eine Schnapsklappe gegeben. Jetzt musste ich nur noch alles organisieren. Im Grunde hatte man bei einer Filmklappe freie Wahl. Von einer Runde Eis für alle bis zu einer Sushi-Klappe, die geliefert werden musste. Hier waren wir allerdings weit weg von jedem Lieferservice und ich brauchte Bennos Hilfe.
»Benno? Die haben gerade eine Klappe auf mich geschlagen, hast du einen Tipp, was ich machen könnte?«
Er dachte kurz nach. »Morgen ist Nachtdreh, da wollte ich sowieso Pizza machen, was hältst du davon?«
Benno war mein Held. Ich atmete erleichtert auf. »Finde ich sehr gut. Reichen dir 100 Euro? Ich würde noch Wein und Bier dazu besorgen, ich frag einen der Fahrer dafür.«
Er nickte. »Ja, schöne Idee. Dann machen wir es nach Drehschluss?«
Das bedeutete Überstunden für Benno.
»Oder dazwischen, wenn du Feierabend haben willst?«
Er lächelte gutmütig. »Nein, schon okay. Mache ich gerne.«
Er hatte keine Vorstellung davon, wie dankbar ich ihm war, denn dadurch, dass ich zum Synchron fuhr, blieb mir kaum Zeit, mich um die Vorbereitung zu kümmern.
Das mit der Klappe sprach sich schnell herum und als die anderen zum Catering kamen, wussten die meisten schon Bescheid. Genau das hatte ich gewollt. Peer kam auf mich zu. »Du musst heute noch nach Hamburg? Ich fahr dich zum Flughafen.«
»Habe ich noch Zeit, zu essen?«
»Klar, halbe Stunde, ich warte dann draußen.«
Ich setzte mich zu Uli. Es war der unverfänglichste Ort im Raum, so war ich sicher vor Krista und konnte trotzdem in Moons Nähe sein. Wir aßen schweigend, bis ich hörte, dass am Nebentisch über mich und die Pizzaklappe gesprochen wurde. Ich hörte Kristas Stimme, die diesen besonderen Ton hatte, mit dem sie sich gerne über etwas lustig machte. Und während sie Moon erklärte, was eine Schnapsklappe war, konnte sie sich nicht verkneifen, über mich zu lästern.
»... und deshalb und weil er der reiche Star unter uns ist, gibt Lasse morgen nach dem Dreh Pizza aus.«
Reicher Star? Ich arbeitete hier am Set für knapp ein Drittel meiner normalen Gage und wenn ich nicht den Nivea-Werbedreh bekommen hätte, wäre meine Ersparnisse draufgegangen. Aber noch mehr ärgerte mich, dass sie mich einen Star nannte. Stars , das waren ja wohl andere Leute. Ich stand auf und ging zum Nebentisch.
»Habe ich das jetzt gut erklärt?«, sagte Krista kokett und sah zu Denis.
»Bis auf das mit dem reichen Star«, sagte ich und bemühte mich, ruhig zu bleiben. Krista drehte sich zu mir.
»Du bist also nicht reich?«
Ich wollte das nicht so stehen lassen. Mir war egal, was sie oder die anderen über mich dachten, aber Moon war mir nicht egal. Ich ignorierte Krista und sah ihr über den Tisch direkt in die Augen.
»Ich bin kein Star.«
Auf der Fahrt zum Flughafen lehnte ich mich zurück und atmete tief aus. Anscheinend war es ja egal, was ich machte, ich war der Buhmann am Set, der reiche Star, der Typ, der die Mädchen verführte und nachher einfach stehen ließ. So hatte ich es mit Krista gemacht, und dass es mit Moon anders war, glaubte mir niemand, noch nicht mal Moon selber. Aber ich wollte nicht aufgeben. Ich konnte nicht. Meine Gefühle für Moon ließen sich nicht einfach abstellen. Ich musste länger mit ihr reden, in Ruhe, und deshalb musste meine Klappe gut werden. Die Fahrer waren gewöhnt, alle möglichen Aufgaben und Besorgungen für Schauspieler zu übernehmen, aber mir war es immer etwas
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