Lasse
wirklich von den anderen weg zu mir herübergekommen?
»Was werden deine Freunde sagen, wenn du dich zu mir setzt?«
Sie lächelte. »Sie werden mich verstoßen.«
»Bin ich das wert?«
»Schauen wir mal.«
Sie setzte sich mir gegenüber und stellte die Pizza vor sich. Ich spürte wieder die Aufregung von vorhin. Sie hatte Karl stehen gelassen, um sich zu mir zu setzen. Das war gut.
»Du hast noch Blut an der Hand.«
Sie hielt mir ihre Hand hin. »Sieht echt aus, oder?«
Ich nahm ihre Hand. Es war seltsam, sobald ich Moon berührte, gab es eine Verbindung zwischen uns. Vielleicht war sie sogar stärker, als alles, was wir mit Worten aufbauen konnten. Ich strich über ihre Handinnenfläche, es war nur Kunstblut. Sie hatte das gut überspielt und sogar mich getäuscht.
»Du hast übrigens gut gespielt vorhin!«
»Danke. Du auch.«
Nein, nicht beim zweiten Mal. Hatte sie das gar nicht bemerkt? Ich war verliebt in sie, ich konnte das nicht spielen.
»Meinst du?«
»Hauptsache Uli ist zufrieden!«, wich sie aus.
Uli . Ich stöhnte, weil mir seine Frage einfiel. Eine neue Bedrohung. Wenn die Presse hier auftauchte und das alles aufwärmte, mich wieder in Zusammenhang mit Paul Parker und seiner Tochter brachte, ging es von vorne los. Es war wichtig, dass ich es ansprach.
»Uli hat mich vorhin gefragt, ob du Paul Parkers Tochter bist. Ich habe gesagt, ich wüsste es nicht und er hat es mir geglaubt. Uli weiß nichts von der ganzen Geschichte damals, obwohl, vielleicht doch. Ich meine - es ging durch die Presse ...«
Sie sah mich erstaunt an. »Durch die Presse? Was stand denn da?«
Ich versuchte, es ihr zu erklären. Was nicht einfach war. Wie sollte man den Irrsinn verstehen, dass in den Zeitungen oder im Internet Sachen standen, die einfach nicht stimmten. Geschichten, die sich Leute zusammenreimten, um möglichst viele Leser zu bekommen. Dinge, die ich ungern wiederholen wollte, weil sie seltsamerweise umso wahrer wurden, je öfter man sie aussprach. Informationen, die vielleicht am Ende dazu geführt hatten, dass sich ihre Mutter von ihrem Vater getrennt hatte und dazu, dass sie mir nicht mehr vertraute.
»Es ist nur ... ich will nicht, dass du Ärger bekommst. Die freuen sich, wenn es Skandale gibt.«
Sie sah mich fragend an. »Und was soll ich machen?«
Ich hatte keine Ahnung. Natürlich würde es nicht lange dauern, bis Uli wusste, dass Moon Paul Parkers Tochter war. Am Ende tauchte ihr Vater hier noch auf und erzählte die Dinge. Moon nahm ein Stück Pizza auf und biss ab, ich konnte nicht essen.
»Hallo, Lasse!«
Babsie hatte sich vor uns aufgebaut, in der Hand ein Weinglas. Und sah betrunken aus.
»Kann ich mich zu euch setzen?«
»Ja, sicher«, sagte ich und bereute es sofort. Ich wollte nett zu allen sein, dafür machte ich ja die Pizzaklappe, aber als Babsie sich viel zu nah neben mich setzte, stand Moon auf. Das hatte ich nicht gewollt.
»Tja, ich schau mal, was die anderen so machen.« Sie lächelte höflich und ging. Babsie sah mich mit einem leicht glasigen Blick an.
»Und was machst du noch so?«
17 Ich ging kurz nach Moon. Babsie hatte ich einfach sitzen gelassen. Wenn man mir Unfreundlichkeit vorwarf - bitte, denn ich konnte nicht immer nett sein und zulassen, dass jeder mir zu nahe kam, nicht, wenn es mein eigenes Leben kaputt machte
Oben schloss ich mein Zimmer auf. Wie immer überfiel mich eine leichte Depression, wenn ich in den sachlich eingerichteten Raum trat und mir vorstellte, dass Kinder hier groß werden mussten, in dieser Umgebung, ohne Eltern. Ich warf mich in den Kleidern aufs Bett und starrte an die Decke. Ich war todmüde, da ich drei Nächte hintereinander kaum geschlafen hatte, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich heute besser schlafen würde. Mir ging das Gespräch mit Moon durch den Kopf, die Frage, ob sie wusste, was das alles damals bedeutet hatte? Nicht nur, dass ihr Vater uns erwischt hatte, sondern was es allgemein bedeuten würde, wenn wir zusammen kämen. Auch sie würde dann in den Strudel von Klatsch-Presse und Internet-Gossip geraten, etwas, was ich ihr nicht antun sollte, wenn ich es nicht ernst mit ihr meinte. Wobei ich darüber gar keine Entscheidung mehr treffen konnte. Selbst wenn ich es gewollt hätte. Dazu war ich viel zu verliebt.
Ich wachte von einem Klopfen auf. Offenbar war ich doch eingeschlafen, sogar tief, denn ich wusste im ersten Moment nicht wo ich war. Benommen richtete ich mich auf und starrte im Halbdunkeln
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