Lasse
dann übte sie ihren Text und ich unterhielt mich mit Peer.
Am Vormittag waren Moon und ich die einzigen Schauspieler am Set, die anderen kamen erst später. Es regnete, als wir am Set ankamen, doch plötzlich kam die Sonne heraus und ein riesiger Regenbogen bildete sich am Himmel. Wir stiegen aus, ich stand neben Moon und wir sahen beide über ein gelbes Rapsfeld, in den wolkigen Himmel mit diesem gigantischen Farbbogen und lächelten. Ich fragte mich, warum ich mir eigentlich die ganze Zeit Sorgen machte? Es war alles gut. Morgen würden Krista und Karl abreisen und dann war ich allein mit Moon.
Nach Garderobe und Maske trafen wir uns wieder. In der ersten Szene sollten wir nur durch ein Rapsfeld laufen. Uli stellte sich zu uns und erzählte etwas, aber ich war mit den Gedanken weit weg. Ich wusste, dass wir diese Einstellung nur einmal drehen würden. Es gab keine Wiederholung, danach war der Raps niedergetreten. Und wenn ich Uli richtig einschätzte, dann würde er versuchen den Regenbogen einzufangen. Nur eine Chance, alles richtig zu machen. Manchmal war es im Leben genauso. Ich sollte es Moon sagen . Wie gern ich sie mochte, wie wichtig sie mir war und dass ich nicht vorhatte, mit ihren Gefühlen zu spielen.
»Dann legen wir mal los, solange der Regenbogen noch steht. Ich möchte euch laufen sehen. Frei, glücklich, lachend«, sagte Uli und grinste. »Ich weiß, ihr könnt das spontan, wir schenken uns die Probe.«
Das Team zog sich hinter uns zurück und Uli brüllte sein Bitte . Moon wollte schon loslaufen, aber ich hielt sie zurück.
»Moon, warte.«
Sie sah mich fragend an, die Zeit lief. Uli erwartete, dass wir losliefen. Moon zitterte vor Aufregung und Nervosität.
»Lauft los!«, brüllte Uli und bevor ich noch etwas sagen konnte, stürmte Moon los und zog mich mit.
Wir rannten durch das Feld, der Raps klatschte gegen unsere Kleider, die sofort nass am Körper klebten. Moon verlor ihre Schuhe und rannte einfach weiter. Wir grinsten uns an und erst als wir sehr weit draußen waren, blieben wir stehen und sahen zurück zum Team, das von weitem winkte. Jemand hielt Moons Sandalen hoch.
»Ich dachte, die wären verloren für immer«, sagte Moon und lachte. Ich dachte an die Schuhe, die sie vor dem Pool vergessen hatte, damals auf Noras Filmparty. Daran, dass ich gedacht hatte, ich würde Moon nie wiederfinden. Und nun standen wir hier. Ich sah zu ihr und lächelte.
»Im Universum geht nichts verloren.«
Etwas später kamen Karl und Krista. Karl wirkte schlecht gelaunt und Krista gähnte offen. Wir waren alle nicht ausgeschlafen. Die nächste Szene spielte auf der Landstraße, es war der große Streit zwischen Karl und mir, die Mädchen kamen etwas später in der Szene dazu. Karl und ich hatten die Szene schon beim ersten Stunttraining besprochen, den Rest wollte Uli in der Szene festlegen.
Als erstes wurde eine weite Einstellung gedreht, die Kamera und das Team waren gut zwanzig Meter entfernt. Ich stand mit Karl allein am Straßenrand und wir warteten, bis das Licht günstig war.
»Krista hat mir erzählt, dass ihr mal zusammen wart«, sagte Karl unvermittelt.
»Ja?«
»Du hast sie ziemlich mies behandelt.«
Ich fuhr herum. Was war das jetzt wieder? Und was ging das Karl an? Außerdem hatte er keine Ahnung. Von sehr vielen Dingen nicht, selbst, wenn ich das Schauspielern nicht dazu zählte.
»Hat sie das gesagt, ja?«
Vielleicht schuldete ich Krista eine Entschuldigung, aber sicher nicht dafür, dass ich sie schlecht behandelt hatte. Im Gegenteil.
Karl blinzelte gegen die Sonne, die langsam hinter den Wolken verschwand. Wenn sie ganz verschwunden war, würden wir drehen, Uli wollte eine dramatische Stimmung, keine Sonne, aber selbst das wusste Karl nicht. Er hatte anscheinend auch vergessen, dass wir verkabelt waren und es kleine Mikros gab, die dem Tonmeister und Uli jedes Wort übermittelten, was wir gerade sprachen.
»Weißt du, dass Moon einen Freund hat?«
Whoa!
»Ja, dich?!«
»Sie ist mit meinem Bruder zusammen.«
Ich glaubte ihm kein Wort. Langsam ging es mir auf die Nerven, wie er hier den Moralapostel spielte und sich ständig etwas Neues ausdachte, um mich von Moon fernzuhalten. Einen Bruder, na klar!
Ich hatte keine Lust mehr, mich einschüchtern zu lassen. Ich senkte meine Stimme, ich wusste, dass sie bedrohlich klang.
»Wenn das stimmt, dann sollte dein Bruder schnell ans Set kommen, da ich auf seine Gefühle keine Rücksicht nehmen werde.«
Karl schnaubte wütend,
Weitere Kostenlose Bücher