Lasse
wieder in der Fußgängerzone gedreht. Es war warm, im Wohnmobil war es stickig, aber als ich mich nach draußen setzte, kam ein Mädchen sogar hinter die Absperrung und sprach mich an.
»Setz dich besser in dein Womo«, sagte Silvia und ich verstand.
Moon hielt wie am Tag zuvor Abstand zu mir. Obwohl wir die ganze Zeit als Gruppe drehten, stellte sie sich in den kurzen Drehpausen immer zu Krista oder Karl. In den großen Pausen verschwand ich in meinem Wohnmobil und versuchte, mich abzulenken und nicht ständig nach draußen zu starren und sie zu beobachten.
Nach dem Dreh ging ich wieder sofort auf mein Zimmer, aber nur um mein Schwimmzeug zu holen. Es war, als ob im Wasser aller Frust von mir abfiel und ich leichter wurde. Doch als ich die Schwimmhalle betrat, sah ich Karl und Moon auf den Liegestühlen sitzen. Moon sah toll aus. Karl sah mich, beugte sich über sie, als wollte er sie küssen oder vor mir abschirmen. Auf jeden Fall kam er ihr verdammt nah. Alles klar . Sie konnten nicht verlangen, dass ich dabei Zuschauer spielte. Ich drehte mich sofort um und ging zurück auf mein Zimmer.
Ich rechnete nicht damit, dass es mich so umhaute. Karl und Moon. Also doch . Wie sollte ich damit umgehen? Am Set fühlte ich mich eingesperrt und jetzt war ich es selbst hier im Hotel. Und während mich ununterbrochen Mädchen ansprachen, die mich nicht interessierten, knutschte jetzt wahrscheinlich das einzige Mädchen, das mich interessierte, im Schwimmbad mit Karl. Und ich konnte noch nicht mal schwimmen und meinen Frust abbauen.
Ich versuchte, in die übliche Routine zu kommen, die ich von Drehs kannte, die mich nicht sonderlich interessierten. Am nächsten Tag drehten wir an einer etwas ruhigeren Stelle vor einer Bar. Karl kam in der Szene aus dem Laden, begrüßte uns alle und ging dann zu Krista, um sie zu begrüßen und zu küssen. Ich hörte, dass sie die Kussszene absetzen und später drehen wollten, da Karl schon jetzt ein Nervenbündel war und sich den Text kaum merken konnte. Das alles wurde leise im Hintergrund getuschelt, aber es sprach sich sofort rum und ich fragte mich, wie Moon das alles fand.
Es war Denis' letzter Drehtag, daher stellte ich mich in den Drehpausen zu ihm, während Krista, Moon und Karl wie immer zu dritt zusammenstanden.
»Was machst du als nächstes?«, fragte ich ihn.
»Studentenfilm. Dann hab ick erst mal Ferjen.«
Ich mochte sein breites Berlinerisch und seine entspannte Haltung. Er folgte meinen Blick zu Moon und nickte zu der Dreiergruppe hinüber. »Wer iss'n da ejentlich mit wem zugange?«
Ich zuckte nur mit den Schultern, während ich mehr litt, als ich zugeben wollte.
Bevor wir wieder drehten, winkte uns Uli zu sich.
»Lasse, stell dich hinter Moon und leg die Arme um sie. Ihr seid ja zu diesem Zeitpunkt schon ein Paar. Und Denis daneben. Du wartest ungeduldig.«
Moon umarmen. Uli sagte das ganz selbstverständlich, aber für mich war es das nicht. Je näher ich Moon kam, desto schwieriger war alles. Ich ging zu ihr und versuchte, ein möglichst gleichmütiges Gesicht zu machen. Sie stellte sich auf Ulis Anweisung vor mich und ich legte den Arm von hinten um sie. Sie ließ sich leicht gegen mich fallen und ich unterdrückte den Wunsch, sie sofort noch näher an mich zu ziehen. Ihr Haar roch nach Sommer und ich schloss kurz die Augen. Zum ersten Mal nach meiner Ankunft hier fühlte sich alles richtig an.
Nach dem Ende der Einstellung löste sie sich aus meiner Umarmung und ging sofort wieder zu Karl.
Peer kam auf mich zu.
»Ich würde dich und Moon jetzt ins Hotel fahren.«
»Ich bleib in der Stadt«, entschied ich spontan. Jetzt mit Moon in ein Auto zu steigen, ging einfach nicht.
Ich nahm mir etwas später ein Taxi und zog mich auf mein Zimmer zurück. Ich hatte keine Lust mehr, schwimmen zu gehen, die Vorstellung dort Karl und Moon zu treffen war unerträglich. Das Zimmer sah chaotisch aus, da ich den Zimmerservice täglich wieder wegschickte, um allein zu sein und genauso sah es mit meinen Gefühlen aus. Das ist Liebeskummer , sagte eine pragmatische Stimme in mir. In dieser Form hatte ich das noch nicht erlebt. Alles war mir gleichgültig, der Dreh, das Zimmer, meine eigene Gesundheit. Ich sah in die Minibar, in der natürlich nur Säfte standen. Wann hatte ich entschieden, dass das vernünftig war? Es kam mir ewig her vor. Es klopfte und ich sah genervt auf. Wenn das wieder der Zimmerservice war, dann würde ich mir das nächstbeste Betäubungsmittel
Weitere Kostenlose Bücher