Lasse
gehe für zwei Monate nach Schweden. Mein Vater dreht dort.«
Für Moon würde ich alles aufgeben. Ich musste nicht nach Schweden fahren. Aber sie ging zurück zur Schule. Während des Drehs hatte ich vergessen, wie jung sie war. Ich wandte mich zurück zur Sitzgruppe.
Sie lächelte. »Wenn wir nur noch ein bisschen warten, wird es Tag und wir können frühstücken.«
Es war fast fünf. Wir sahen fern, aber je länger wir zusammensaßen, desto deutlicher stand die Frage im Raum, ob wir hier in diesem Zimmer und ob wir überhaupt zusammenbleiben würden. Auch nach dem Dreh. Wir zappten in einen Liebesfilm, ein Paar beim Sex. Ich sprang auf.
»Ich sollte gehen, oder?«
Ich brauchte ein Zeichen von Moon, eine Orientierung. Ich wollte nicht bei ihr bleiben, wenn es nicht ernst war, wenn sie wieder zur Schule ging und ich nach Schweden, als ob nichts gewesen wäre. Ich konnte das nicht, nicht dieses Mal. Nicht mit ihr.
Auf ihrem Schreibtisch lag ein Reclamheft. Die Poetik des Aristoteles . Ich hatte mich auch schon damit beschäftigt, überhaupt mit Philosophie. Kierkegaard, die großen Fragen, aber manchmal konnte man alles auf eine kleine und einfache Frage reduzieren. Ich schlug das Heft auf. Und erinnerte mich. Aristoteles und die Frage, was das Publikum interessierte, wie man Spannung und Drama erzeugte. Nicht unbedingt, indem man die Wirklichkeit abbildete, so viel war sicher. Ich las laut.
» Das Unmögliche, das glaubwürdig ist ...« Natürlich, weil wir alle glauben wollen, dass Wunder möglich sind. Warum sonst war Fantasy so beliebt. »Ich schätze, ich weiß was das ist«, sagte ich.
»Ach, ja?«, fragte Moon neugierig.
Ich ging zu ihr und suchte ihren Blick.
»Dass wir uns lieben zum Beispiel.«
Ich war zu müde und zu verzweifelt, um meine Worte, Absichten und Zweifel irgendwie zu verschleiern.
Moon sah mich mit weit geöffneten Augen an. »Und was ist das Mögliche, das unglaubwürdig ist?«
»Dass ich jetzt gehe.«
Denn warum sollte ich gehen, wenn ich Moon liebte. Wir küssten uns vorsichtig. Die ganze Zeit hatte ich auf diesen Moment gewartet, sie ganz für mich zu haben, und nun? Hatte ich Angst. Angst, mich in ihr zu verlieren und sie dann gehen lassen zu müssen.
»Moon, ich sollte wirklich gehen.«
Moon verengte ihre Augen. Dachte sie nicht daran, wie es weitergehen würde? Noch dazu hatten wir eine komplizierte Vorgeschichte. Sie war kein One-Night-Stand für mich. Sie ließ sich auf die Bettkante plumpsen und ich hockte mich vor sie. »Dein Vater ...«
»Aber ich bin ich, es ist mein Leben und nebenbei bemerkt auch mein Körper.«
Ich lächelte. »Ja. Und er ist wunderschön.«
Sie rollte sich auf dem Bett zusammen. Ich hatte sie verletzt. Das hatte ich nicht gewollt. Ich stand auf, zog die Vorhänge zu und löschte das Licht. Ich wollte gehen, aber dann gab es noch einen anderen Gedanken: Was war, wenn dies die einzige Nacht war, die wir zusammen hatten?
Ich stand einen Moment wie erstarrt im Raum, dann entschied mein Körper, der Rest folgte nur. Moon lag angezogen und eingerollt auf dem Bett und auch ich blieb in meiner Jeans und legte mich an sie, schlang meine Arme um sie und schloss die Augen.
»Ich bleibe, okay?«
Ich schlief sofort ein und als ich das nächste Mal aufwachte, lag Moon neben mir und schlängelte sich aus ihrer Jeans. Ich sah ihre nackten Oberschenkel, einen schmalen Streifen Bauch, der über ihrer Unterhose sichtbar wurde und obwohl ich fast komatös müde war, erregte mich der Anblick sofort.
»Was machst du?«
»Ich ziehe mich nur aus, diese Jeans killt mich.«
Das war keine gute Idee. Was dachte sie? Dass ich einfach dabei zuschauen würde?
»Was ist?«, fragte sie naiv.
»Hör mal. Wir können hier angezogen liegen, aber wenn du dich ausziehst ...«
Sie sah mich amüsiert an. »Ich zieh mich nicht ganz aus. Nur diese verdammt enge Jeans.«
Okay. Ich wollte nicht, dass sie dachte, ich wollte nicht mit ihr schlafen, aber ich konnte auch nicht so tun, als ob es nur darum ging. Vielleicht der beste Zeitpunkt, eine Sache zu klären, über die wir nie richtig gesprochen hatten.
»Hör mal, ich ... damals, bei Nora ...« Sie sah mich fragend an. »Ich war betrunken. Und es war nicht okay, dass ich ... du weißt schon.«
»Nein.«
Moons Blick war klar und fast kühl. Ich erklärte und erklärte, aber eigentlich interessierte sie das nicht. Und ich erkannte etwas wieder. Die Moon, die mich auf Noras Party verführt hatte, die mich dazu gebracht
Weitere Kostenlose Bücher