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Lasse

Lasse

Titel: Lasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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kurzen Blick, in dem die alte Vertrautheit für einen Moment wieder aufblitzte. Wir würden es gut machen, sehr gut, aber mehr konnten wir nicht versprechen. Das war unser Freestyle-Moment.
    Moon stand etwas weiter weg. Herbert sprach mit ihr. Er hatte eine gute Art, Schauspielern vor schwierigen Szenen Mut zu machen und ich war froh, dass er sich um Moon kümmerte.
    Wir probten noch ein paar Mal, dann sah Uli ein, dass die Energie nicht da war, solange wir nicht wirklich drehten. Es gab eine Umbaupause. Moon ging zu ihrem Wohnmobil, Uli folgte ihr, sonst wäre ich zu ihr gegangen. Das hier war nicht leicht für sie.
    Zum Dreh wurden wir alle wieder zusammengerufen. Ich stand in der Scheune und hatte die Wärmejacke schon abgelegt, als Moon kam. Ich umarmte sie kurz, um ihr Kraft zu geben.
    »Du bist gut«, sagte ich leise. Ich wusste, dass sie alles hatte, was sie brauchte. Den Mut, die Frechheit, die Beweglichkeit. Sie musste es nur zulassen.
    »Achtung, wir drehen!«, hörte ich Silvia von draußen. Ich berührte Moon kurz, dann zog ich mich in den Schatten zurück.
    Als Moon die Scheune verließ, war sie stärker als in der Probe. Ihr Gang, ihre Bewegungen, alles wirkte fokussiert und sicher. Sie hatte einen Plan. Und Gerion war überrascht. Ich sah es an der Art, wie er auf sie reagierte, ihr folgen musste. Er bedrängte Moon, machte sie an und sie hielt ihn auf Abstand. Dann packte er schnell zu, aber diesmal war sie darauf vorbereitet und beide fielen an die Bretterwand. Moon machte das großartig. Gerion hielt sie fest und dann - küsste er sie. Vor Wut und Empörung zitterte ich noch stärker, obwohl ich wusste, dass er genau das bezweckt hatte. Das war eine seiner unberechenbaren Botschaften an mich. Moon schob Gerion weg und schrie und ich stürmte aus der Scheune. Ein Teil in mir bewunderte Gerion dafür, wie er mich aus der Reserve gelockt hatte, ein anderer wollte ihn niederschlagen, er hatte Moon geküsst, mein Mädchen. Ich riss Gerion von hinten zu Boden und spürte, wie kräftig er geworden war. Seine festen Armmuskeln spannten sich, aber gleichzeitig gab er sanft nach, damit wir beide sicher auf dem Boden landeten, wo eine sehr flache, braune Matte lag, um unseren Sturz abzudämpfen. Am Boden rangen wir weiter miteinander, ein Showkampf, den ich mit niemanden anderen als Gerion so perfekt hingekommen hätte. Er wusste, wie ich kämpfte, er kannte meine Technik und ich kannte seine. In der Nähe lag die Hartgummiattrappe einer Eisenstange, ich griff zu und schlug auf Gerions Schulter. Durch den Aufprall öffnete sich der Blutbeutel und rote Farbe sickerte sofort durch sein schmutziges Hemd.
    »Danke!«, rief Uli begeistert und Paul zog sich mit der Kamera zurück.
    Meine Wut war verraucht, die Anspannung, die ich vor der Szene gehabt hatte, fiel von mir ab. Ich wusste, dass es gut gewesen war, wir wussten es beide. Eigentlich ein Grund zu feiern. Doch davon waren wir weit entfernt. Unsere Blicke trafen sich kurz und ich spürte schmerzhaft eine Traurigkeit, die auf einmal alles ausfüllte.
    Nach dem Dreh wurden wir alle zusammen zurück ins Hotel gefahren. Es war sehr spät und wir schwiegen vor Erschöpfung und Müdigkeit. Trotzdem verschwand Gerion in der Bar, um sich zu betrinken.
    Moon und ich fuhren zusammen im Fahrstuhl nach oben. Ich hatte mich beim Fallen leicht verletzt und spürte meine Schulter. Irgendwann am Set war ich müde gewesen, jetzt war ich überwach, als hätte ich Drogen genommen, aber statt Euphorie spürte ich nur Trauer und Einsamkeit. Ich konnte mich jetzt nicht von Moon trennen. Nicht nach diesem Vormittag, diesem Abend, dieser Nacht, die fast vorbei war. Ich dachte noch nicht einmal an Sex, ich wollte nur bei ihr sein. Wir waren vor ihrer Zimmertür angekommen.
    »Hey, kann ich dich noch auf eine Cola einladen?«, sagte ich und bemühte mich um einen gleichmütigen Ton.
    Moon schloss ihre Zimmertür auf und machte eine einladende Geste. »Gerne bei mir.«
    Im Gegensatz zu meinem Zimmer, aus dem ich den Zimmerservice so gut wie möglich verbannt hatte, war bei ihr aufgeräumt worden. Ich setzte mich in die Sitzgruppe und Moon holte Cola und Fanta und mixte beides. Wir stießen an und tranken. Ohne dass ich es wollte, stiegen wieder dunkle Gedanken auf. Wir hatten noch ein paar Tage Dreh, aber dann? Ich stand auf und ging zum Fenster. Ich wollte nicht, dass Moon sah, wie deprimiert ich war.
    »Was machst du nach dem Dreh?«
    »Schule.«
    »Ach, ja.«
    »Und du?«
    »Ich

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