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Lasse

Lasse

Titel: Lasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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erst auf ihr Rufen angestürmt kommen. »Die ganze zweite Sequenz drehen wir mit der Steady Cam. Das kennst du ja schon, Moon. So habt ihr die größtmögliche Freiheit.«
    Moon nickte. Ich spürte, dass sie nervös war.
    »Herbert wird am Set sein, du kannst ihn jederzeit ansprechen«, sagte Uli. »Ich wollte noch eine kleine Probe mit Gerion und dir machen, aber ich kann ihn gerade nicht erreichen, das machen wir dann am Set.« Er stand auf und sah auf die Uhr. »Dann hoffen wir mal, dass wir heute abend schnell durchkommen.«
    Ich hatte mir die Vorstopzeiten angesehen und rechnete schon damit, dass wir bis zum anderen Morgen brauchen würden. Moon sah mich fast erschreckt an.
    »Ich glaube, dann schlafe ich vorher noch etwas.«
    Die Anspannung vor dem Dreh hatte die Stimmung verändert.

25     Ich sah von meinem Wohnmobil aus, wie Moon und Gerion am Set ankamen und ausstiegen. Es war fast dunkel. Sie verteilten sich sofort auf die Masken- und Kostümtrailer. Moon sah man die Anspannung an, Gerion war in seiner eigenen Welt.
    Mein Handy klingelte. Meine Mutter.
    »Hej, hej.«
    Sie sprudelte sofort auf Schwedisch los.
    »Ole ist nach Schweden geflogen?«, fragte ich sicherheitshalber nach, da ich sie kaum verstand.
    »Ja, und ich weiß nicht, ob ich Iris Bescheid sagen soll, ich meine Lasse, was soll das werden? Warum hast du es ihm überhaupt erzählt?«
    »Hej, ich dachte er weiß es schon. Konnte ich ahnen, dass ... wann wolltet ihr es ihm denn sagen?«
    Sie schwieg kurz. »Du musst ihn aufhalten. Arne und Linnea haben eine gute Beziehung.«
    Das bezweifelte ich. »Ich muss gleich drehen.«
    »Verstehe«, sagte sie wieder gefasst. »Ich wollte dich nicht stören. Ich mache mir nur Sorgen ... Das kann doch nicht gut gehen, oder?«
    »Ich weiß nicht.«
    Wir beendeten das Gespräch. Ich zitterte. Ole hatte es getan. Er hatte seine ganze Coolheit aufgegeben. Nicht nur für den Moment, er war wirklich geflogen. Egal, was ihn erwartete, egal, was alle anderen davon hielten. Egal, ob er scheiterte. Zitterte ich deshalb so stark?
    Ich setzte mich auf die Bank im Wohnmobil und versuchte, das zu verstehen. Diese Veränderungen kosmischen Ausmaßes. Hatte Ole mir das nicht beigebracht? Nichts an sich heranzulassen und immer über allem zu stehen? Und nun stürzte nicht nur seine Welt zusammen, sondern meine gleich mit, denn ich begriff, dass es nicht funktionierte. Nicht für Ole, nicht für mich. Eigentlich kein Wunder, dass ich zitterte.
    »Lasse? Wir sind soweit!«, rief Silvia von draußen.
    Ich atmete tief durch. Ganz ruhig .
    Moon stand im Licht der Scheinwerfer in einer riesigen Wärmejacke, in der sie fast versank und fror trotzdem. Mein ganzer Körper zog sich zusammen aus Sehnsucht nach ihr und dem Wunsch, sie in den Arm zu nehmen und zu beschützen.
    Gerion stand abseits und wir nickten uns kurz und sachlich zu.
    »Wir wollen proben, bitte alle auf eure Positionen!«, rief Uli.
    Ich ging mit Moon in die Scheune. Sie wirkte wie betäubt. Das hier war schwierig für sie und ich konnte ihr nicht helfen, sie musste mit Gerion spielen.
    Die Probe begann und sie rannte nach draußen. Ich sah durch die halbgeöffnete Scheunentür, wie Gerion sie schnappte und ihr den Mund zuhielt. Ein perfekter Griff, aber Moon wirkte wie paralysiert. Sie musste seine Hand wegreißen, schreien. Doch nichts. Uli beendete die Probe und ich trat schnell aus der Scheune. Moon hatte Tränen in den Augen.
    »Wie kann sie schreien, wenn er ihr den Mund zuhält?!«, verteidigte ich sie und Gerions Blick schoss zu mir. Okay, nun wusste er Bescheid. Ich verteidigte Moon. Na und ? Ich sah, dass Moon versuchte, die Tränen zurückzuhalten, während Gerion sie immer noch festhielt. Schließlich ließ er sie los, sie sank in sich zusammen und stellte sich abseits.
    »Sie ist kein Profi, das weißt du«, zischte ich Gerion an.
    Er nickte, als wollte er sagen: wieso ist sie dann überhaupt hier .
    »Wir wiederholen«, schlug Uli leicht beunruhigt vor.
    Ich kannte Gerion zu gut, um nicht zu wissen, was nun kam. Er nahm seine Energie für die Probe einfach zurück. Und zwar so weit zurück, dass unklar blieb, was beim Dreh passieren würde. Für Moon mochte es sich in der Probe besser anfühlen, aber für den Dreh musste sie mit noch größeren Überraschungen rechnen. Auch ich spürte seine Lustlosigkeit, als wir miteinander kämpften und die Bewegungsabläufe nur andeuteten. Uli machte ein paar Vorschläge, aber Gerion und ich wechselten einen

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