Lassiter und die Agentin des Trusts
dem Colt des Revolvermannes lecken, als seine Kugel den Mann in die linke Brust traf. Er hörte hinter sich an der Theke einen Schrei, wollte im ersten Impuls herumwirbeln, doch dann begriff er, dass es ein Schmerzensschrei war. Die Kugel des Schwarzhaarigen musste einen seiner Kumpane an der Theke getroffen haben.
Lassiters schwenkte den Remington auf Pendleton zu. Er sah, dass der Trust-Boss bleich wie eine gekalkte Wand wurde. Sein Arm rutschte über die Schulter der blonden Schönen zurück, die sofort einen Zwischenraum zwischen sich und Pendleton brachte, indem sie mit ihrem Stuhl zur Seite rutschte.
Das Leben in den schwarzen Pupillen des Revolvermanns erlosch von einem Augenblick zum anderen. Mit leblos schlenkernden Armen fiel er nach hinten und prallte heftig auf den Stuhl, der unter ihm zusammenbrach.
Lassiters Daumen lag auf dem gespannten Hahn des Remington. Eine winzige Bewegung entschied zwischen Leben und Tod für Robert Pendleton, der es sofort begriff.
»Es ist okay, Jungs«, krächzte er. Er versuchte, seiner Stimme einen festen Klang zu verleihen, doch das Zittern darin war nicht zu überhören.
Lassiter blickte die Blonde an. Ihre vorher so unschuldig blickenden Augen zeigten jetzt einen eigenartigen Glanz. Der Revolverkampf schien sie sehr erregt zu haben. Sie leckte sich über die Lippen und ihr leichtes Nicken schien anzudeuten, dass er ihr mächtig imponiert hatte.
Matt Hathaway begriff, dass es besser war, den Rückzug anzutreten, bevor es noch weitere Tote gab. Lassiter sah, dass er jetzt ebenfalls seinen Colt in der Faust hielt. Er hatte sich leicht zur Seite gedreht, um die Revolvermänner an der Theke im Auge zu behalten.
Zischend sagte er: »Reizen Sie die Army nicht zu sehr, Pendleton! Seien Sie damit zufrieden, den unteren Abschnitt des Big Muddy unter Kontrolle zu halten! Noch solch ein Zwischenfall wie mit der QUEEN OF ST. LOUIS, und ich werde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, dass Ihnen und Ihren bestochenen Politikern in Washington der Arsch auf Grundeis geht!«
Er wartete Pendletons Antwort nicht ab, nickte Lassiter kurz zu und marschierte auf den Ausgang des Dakota Saloons zu.
Lassiter ließ ihn ein paar Yards voraus gehen. Noch einmal kreuzte er den Blick mit der blonden Schönen, die der Trust-Boss Mrs. Guthrie genannt hatte. Als sein kurzes Zwinkern ein schmales Lächeln auf ihr überirdisch schönes Gesicht zauberte, wechselte Pendletons Gesichtsfarbe innerhalb einer Sekunde von bleich auf rot.
Hathaway hatte die Saloontür schon geöffnet und wartete auf Lassiter.
Der große Mann ließ seinen Blick über die Revolvermänner gleiten. Einer von ihnen, der am Ende der Theke stand, war der Blonde, den er am Abend auf dem Vorbau des Saloons zusammengestaucht hatte. Die Wunde, die sich quer über seinen Nasenrücken zog, leuchtete blutrot. Als er auf seiner Höhe war, trat Lassiter einen schnellen Schritt auf ihn zu und machte: »Buh!«
Der Blonde wich erschrocken zurück und stolperte über seine eigenen Beine. Im letzten Moment konnte sich noch am Thekenlauf festhalten.
Einige seiner Kumpane begannen zu lachen, verstummten aber schnell wieder, als sie den Fluch hörten, den Robert Pendleton ausstieß.
Dann war Lassiter draußen auf dem Vorbau und warf die Tür hinter sich zu.
»Wir holen unsere Pferde und reiten zum Camp zurück«, sagte der Captain.
Lassiter grinste schmal. »Mein Zimmer ist jetzt wieder frei, Hathaway. Das Bett gefällt mir besser als Ihre Pritsche.«
Matt Hathaway zog die Augenbrauen zusammen. »Du brauchst mir nichts vorzumachen, Lassiter. Du hast die Blonde im Blut. Aber sei auf der Hut. Sie ist die Agentin des Trusts, und es heißt, dass sie gefährlicher ist als ein ganzes Nest voll Klapperschlangen.«
»Mit Klapperschlangen kenne ich mich bestens aus«, erwiderte der große Mann, und während der Captain um die Ecke des Hotels verschwand, um sein Pferd zu holen, betrat der große Mann die Empfangshalle, die immer noch leer war. Offenbar hatte der Besitzer des Dakota Hotels noch einiges mit Robert Pendleton zu besprechen.
Der Schlüssel zu seinem Zimmer steckte immer noch oben im Schloss.
Lassiter freute sich auf sein breites Bett, auch wenn eine dumpfe Ahnung in ihm war, dass der Rest der Nacht nicht weniger aufregend werden würde als der erste Teil …
***
Er wusste, dass es verrückt war und beinahe an Selbstmord grenzte, was er tat, aber er hatte nicht anders gekonnt. Seit einer Stunde starrte er mit im Nacken
Weitere Kostenlose Bücher