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Lassiters riskantes Spiel

Lassiters riskantes Spiel

Titel: Lassiters riskantes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Slade
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einer eleganten Kutsche chauffieren. Immerhin gehörte er jetzt zur Politikerkaste der Hauptstadt.
    Ein Generalmajor empfing ihn. Ein Assistent Janes hatte dem Mann Lassiters – beziehungsweise Houstons – Besuch angekündigt, und so führte der Adjutant des Kommandeurs, ein Major, ihn ohne Fragen zu stellen ins Office des Generalmajors.
    »Eine traurige Geschichte, weiß Gott«, seufzte der Offizier gleich nach der Begrüßung.
    Er war ein kleiner drahtiger Mann mit weißem Schnurrbart und weißem, langem Haar. Kerzengerade saß er in seinem Schreibtischstuhl, faltete die gepflegten Hände vor sich auf dem Schreibtisch und guckte, wie ein kleiner Seehund, dem man nach einem langen Jagdtag den einzigen Beutefisch gestohlen hatte.
    »Gestern erst wurde Colonel Rice’ Leiche gefunden.« Wieder das Seufzen, und sein Blick geriet noch eine Spur trauriger. »Und die seiner Männer auch. Jedenfalls das, was von den Leichen noch übrig ist.« Der nächste Seufzer, unterstrichen durch ein Kopfschütteln. »Ein Jammer ist das.«
    »Wie sind sie denn gestorben, Sir?«
    »Nach dem ersten ärztlichen Bericht müssen wir davon ausgehen, dass sie erschossen wurden. Aus dem Hinterhalt, wie es aussieht.« Er presste die Lippen zusammen und sog scharf die Luft durch die Nase ein. »Aber keine Sorge, Mr. Houston – es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir die Mörder finden werden. Noch heute Nachmittag wird eine Schwadron ins Reservat der Delaware reiten.«
    »Sie glauben, dass Indianer Ihre Soldaten erschossen haben?«, fragte Lassiter überrascht. Der Generalmajor nickte traurig. »Haben Sie denn Hinweise darauf, Sir?«
    »Wer sollte sonst so etwas Schreckliches tun, Mr. Houston?« Der Offizier lächelte müde, ganz so, als bedauerte er sein Gegenüber wegen dessen Naivität.
    Lassiter erkundigte sich nach Rice’ Gewohnheiten und erfuhr, dass er sein Leben ganz der Army gewidmet hatte. Er fragte, ob Rice gelegentlich pokerte und erfuhr, dass ein Offizier wie Amoz Rice das Glücksspiel selbstverständlich gehasst hatte. Und dass der bedauernswerte Colonel in seiner knapp bemessenen Freizeit in Alexandria und gar in einem Pokersalon verkehrt hätte, hielt der Generalmajor für ausgeschlossen.
    Lassiter bat darum, das Office und die Privaträume des toten Colonels sehen zu dürfen. Der Generalmajor hielt das für überflüssig, hatte dann aber doch nichts dagegen. Er verabschiedete sich und wies seinen Adjutanten an, Lassiter in Rice’ Räume zu bringen.
    Auf der Veranda des Verwaltungsgebäudes, entschuldigte der Major sich, weil Soldaten ihn auf den Exerzierhof zu einem Reiter riefen. Eine Frau sprach Lassiter an. »Sie kommen wegen Amoz Rice, stimmt’s?«
    »Richtig.« Lassiter betrachtete die Frau. »Sieht man mir das an?«
    Sie musterte ihn prüfend. »Ich habe ein Gespür für Schnüffler.«
    »Was Sie nicht sagen.« Sie war blond, etwa dreißig Jahre alt und trug ein rotes Kleid unter einem Armeemantel. Obwohl der ihr zu groß war, konnte er ihre üppigen weiblichen Formen kaum verhüllen. »Und wer sind Sie, Ma’am?«
    »Eine entfernte Verwandte von Amoz, sagen wir so.« Sie hatte die Stimme eines routinierten Zigarrenrauchers. »Nennen sie mich Betty. Wollen Sie sehen, wo Amoz geschlafen und gearbeitet hat?«
    »Der Gentleman dort wollte mich eben hinführen.« Er wies auf den Adjutanten.
    »Der ist doch für jede Erleichterung seines schweren Soldatenloses dankbar.« Mit ein paar Gesten bedeutete die Frau namens Betty dem Adjutanten, dass sie sich fortan um Lassiter kümmern würde. Der schien nichts dagegen zu haben.
    Sie lief die Veranda hinunter und in den Hof. »Kommen Sie schon, Sir. Ich beiße nicht.« Sie grinste irgendwie verrucht. »Jedenfalls nicht oft.«
    Seite an Seite überquerten sie den großen Exerzierhof und gingen auf einen Gebäudekomplex aus rotem Ziegel zu. Lassiter spürte, wie sie ihn von der Seite beobachtete. »Lassen Sie mich raten, Sir: Sie sind von der Regierung und sollen den Mord an Amoz aufklären.«
    »Sie wissen, dass er tot ist?«
    »Spricht sich schnell herum so etwas, Mister …?« Fragend sah sie ihn an.
    »Houston. Jacob Houston.« Er äugte auf ihr rotes Kleid. »Von einer Verwandten des Colonels hätte ich Trauerkleidung erwartet.«
    »Entfernte Verwandte, wie gesagt.« Sie öffnete eine Tür und winkte Lassiter hinter sich her. »Ehrlich gesagt: Wir waren gar nicht verwandt. Hier im Fort hielt man uns aber dafür, und irgendwann hatten wir uns daran gewöhnt. Hier entlang,

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