Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lassiters riskantes Spiel

Lassiters riskantes Spiel

Titel: Lassiters riskantes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Slade
Vom Netzwerk:
habe ich sie gesehen.« Sie bog den Kopf zur Seite, bot ihm ihren Hals. »Richtig entzündete Striemen waren das. Man durfte Amoz in letzter Zeit nicht mehr am Rücken berühren.« Sie flüsterte nur noch. »Er behauptete, mit einem Berglöwen gekämpft zu haben, und ich behaupte: Es war eine Frau.«
    »Interessant.« Er fand es wirklich interessant, und er nahm sich vor, bald gründlicher über diese Beobachtung nachzudenken. Doch eines nach dem anderen. Weit interessanter fand er nämlich im Moment diese eine Stelle an Bettys Halsansatz. Er wollte sie küssen, und sonst wollte er gar nichts in diesem Moment.
    So ging das eben manchmal mit ihm und gewissen Frauen. Er machte sich also keine weiteren Gedanken, überließ sich seiner Erregung und küsste die Stelle, die er küssen wollte.
    ***
    Harrison traute seinen Augen kaum: Am nächsten Tag hockte Tom schon wieder an einem der Spieltische in der Golden Poker Hall . Dabei war es erst früher Abend. Doch selbst, wenn es Mitternacht gewesen wäre, hätte der Anblick seines Bruders den Sheriff von Alexandria nicht glücklich gemacht.
    Diesmal mied er Toms unmittelbare Nähe zunächst und beobachtete ihn vom Tisch am Klavier aus, der direkt neben der offenen Doppelflügeltür zum vorderen Spielzimmer stand.
    Ganz vertieft war Tom in sein Blatt, und wenn er nicht seine Karten betrachtete, dann studierte er die Gesichter seiner Mitspieler. Er wirkte vollkommen ruhig und entspannt, nur unter dem Tisch seine ständig wippende Stiefelspitze erzählte etwas über seine innere Unruhe.
    Und die Mitspieler? Durchschnitt die meisten. Männer zum Großteil, die von den monatlichen Turnieren gehört hatten und sich beweisen wollten, dass sie mit den wirklich Guten Spielern mithalten konnten. Oder solche, die der Meinung waren, man müsste die Golden Poker Hall wenigstens einmal im Leben von innen gesehen haben.
    Touristen gewissermaßen.
    Doch da saßen auch ein paar ganz andere Kaliber an Toms Tisch, Männer, die jetzt schon so gut wie qualifiziert waren für die Schlussrunde am letzten Septemberwochenende.
    Dieser Texaner zum Beispiel, der für seinen Bundesstaat im Senat saß und keinen Wert darauf legte, mit blank gewienerten Stiefeln, modischer Kleidung, gepflegtem Haar und glatt rasiertem Teint herumzulaufen, wie alle anderen im Capitol. Er trug allen Ernstes braune Wildlederhosen, karierte Hemden und einen alten Strohhut mit braunem Lederrand.
    Ein ehemaliger Texasranger, wie Harrison wusste. Hatte sich ein halbes Leben lang mit Comanchen und Mexikanern herumgeschlagen. Heute hatte er wenigstens seine abgeschabte, schwarze Pelzjacke ausgezogen.
    Oder dieser langhaarige Potomac-Lotse mit dem grauen Walrossschnauzer und dem schwarzen Siegelring an der knorrigen Hand. Was für eine merkwürdige, lederne Schildkappe der trug, und dann dieser lange Kapitänsmantel, hell und schmutzig, und darunter Schnürhosen und ein lächerliches Streifenhemd. Doch pokern konnte der wie der Teufel.
    Wenn er das mal nicht in der Hölle gelernt hatte!
    Oder eben dieser aalglatte Dandy, der Profi mit dem überdüngten Schnauzer. Waren das nicht eiskalte Alligatorenaugen, mit denen er Tom und die anderen über den Rand seines Blattes hinweg belauerte?
    Bis jetzt hatte Harrison noch keinen Anhaltspunkt dafür, dass der Kerl falsch spielte. Allerdings fiel ihm auf, dass er selten gewann – wenn er aber gewann, dann war der Pott so richtig voll.
    Der blufft wie ein Großer, dachte Harrison. Die anderen um den Finger wickeln und in Sicherheit wiegen, das war seine Taktik.
    Der Sheriff hätte Tom vor ihm warnen müssen; und würde er seinem älteren Bruder die Qualifikation für die Endrunde wünschen, hätte er ihn selbstverständlich längst gewarnt. Doch er wünschte sich, dass er ausschied. Möglichst deutlich vor dem entscheidenden Wochenende.
    »Dein Bruder spielt gut.« Eine Frauenhand lag plötzlich auf seiner Schulter und Hollys Stimme säuselte dicht an seinem Ohr. Siedend heiß fuhr es ihm in alle Knochen. Er wollte nach der Hand greifen, doch schon zog Holly sie wieder weg. Wie ein Schlag in die Eingeweide schmerzte die Enttäuschung.
    »Bis vor einer Woche wusste ich gar nicht, dass dein Bruder pokert.« Holly setzte sich zu ihm an den Tisch. »Und dann gleich so professionell.« Sie schnalzte mit der Zunge, als würde sie das bewundern.
    »Ich auch nicht«, knurrte Harrison.
    Hollys bewundernder Blick flog ins Spielzimmer und hängte sich an Toms Gestalt. »Ein kluger Mann, nicht wahr?

Weitere Kostenlose Bücher