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Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Titel: Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niccolò Ammaniti
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mitkommen, aber ich kann nicht. Hier an dieser Stelle werde ich einen Tempel zum zukünftigen Gedenken errichten, für die Zeit, wenn die Aliens kommen und die antiken Überreste dieser maroden Zivilisation studieren. Und vergiss nicht, die Erde gehört keinem. Niemand darf sagen, das ist meins, das ist deins … Die Erde gehört allen Menschen, und basta.«
    »Okay, Saporelli. Dann viel Glück.« Ciba drängelte sich durch die Menge. Das Geplauder war verstummt, schweigend lauschten alle auf das immer lauter werdenden Getöse.
    Doch wo verdammt noch mal war Larita? Vielleicht hatte man sie gar nicht hier hergebracht .
    Ein warmer, feuchter Luftzug wie in der U-Bahn fuhr ihm durch die Haare. Fabrizio drehte sich um, und aus einem Gang kam eine schwarze Wolke, die sich in der unterirdischen Höhle ausbreitete.
    Ihm blieb keine Zeit, herauszufinden, was das war, da klatschte ihm schon eine Fledermaus, groß wie ein Handschuh, mitten ins Gesicht. Er spürte, wie die ekligen Haare des Tieres seine Lippen streiften. Vor Abscheu schrie er auf, verscheuchte die Fledermaus, duckte sich und hielt die Arme schützend vors Gesicht.
    Wie von der Tarantel gestochen, kreischten die Festgäste auf, sprangen hin und her zwischen den Ratten, die ihnen zwischen die Füße liefen, und schlugen mit den Armen, um die Fledermäuse abzuwehren.
    Warum flüchten Ratten? Weil sie das sinkende Schiff verlassen .
    Fabrizio sah, wie die Russen rasch in einem Gang verschwanden, der in die entgegengesetzte Richtung führte, weg von dem bedrohlichen Tosen. Die Männer trugen die Kinder auf dem Arm, und auch König und Königin wurden von zwei Riesenkerlen getragen. Ihnen musste er folgen.
    Während er sich mit den Ellbogen einen Weg durch die Menge bahnte, sah er Larita. Sie saß auf dem Boden, und Hunderte von Nagern wuselten auf ihr herum. Der Boden bebte immer heftiger. Aus den Grabnischen fielen Schienbeine, Schädel, Rippen.
    Fabrizio blieb stehen. »Lar…« Ein alter Senator der Udc riss ihn schreiend um: »Das ist das Ende!«, und im Eifer des Gefechts traf eine Frau, die mit einem Oberschenkelknochen nach den Fledermäusen schlug, seine Nase. Ciba hielt sich das Gesicht. »Aua … blöde Kuh!« Er drehte sich zu der Sängerin um. Sie war noch da, am Boden. Wehrlos. Es sah aus, als wäre sie ohnmächtig.
    Die Höhle wurde von anhaltenden Vibrationen erschüttert, und man konnte sich kaum auf den Beinen halten.
    Hier stürzt gleich alles ein .
    Er konnte nicht sterben. Nicht so.
    Er sah zu Larita hinüber, dann zu dem Gang.
    Er entschied sich für den Gang.

70 Obwohl Fledermäuse bei den Satanisten als heilige Tiere galten, fand Saverio Moneta sie ekelhaft. Zum Glück war er durch die Kapuze seiner Tunika geschützt. Von der Decke der Katakombe fielen Steine und Erde herab, und alles bebte. Die Festgäste waren panisch und schlugen wie verrückt auf Ratten und Fledermäuse ein. Aber niemand traute sich in die finsteren Gänge. Alles, was sie zustande brachten, war zu kreischen wie eine Affenherde, die man in einen Käfig gesperrt hat.
    Unterdessen hatten sich die Russen heimlich, still und leise davongemacht.
    Um einen Fluchtweg zu finden, musste er hinter ihnen her. Aber in diesem Höllenspektakel kam er keinen Schritt voran. Er versuchte, sich an der Felswand entlangzudrücken.
    »Meister! Welche Freude!« Ein junger Mann, nackt und mit Erde beschmiert, stellte sich ihm in den Weg und griff nach seiner Tunika. »Meister, wie gut, dass du da bist! Ich will den Tempel des zukünftigen Gedenkens errichten.«
    »Wie bitte?« Saverio begriff nicht. Der junge Mann war vor ihm niedergekniet, aber die Schreie der Leute, das Beben des Friedhofs und das entfernte Donnern waren so laut, dass Saverio nichts verstehen konnte. »Was hast du gesagt?« Er bückte sich, um besser zu hören.
    »Es ist so weit. Die Stunde des Schreckens ist gekommen.«
    Ein großes Stück der Decke stürzte mitten in die Menge. Alles versank in einer Staubwolke, die sich balgenden Festgäste waren nur noch Schatten.
    Als der Exchef der Bestien ihm in die Augen sah, begriff er, dass der Typ ausgeflippt war. »Entschuldige, aber ich muss gehen.« Der Typ hängte sich an ihn.
    »Der Schrecken! Der Schrecken! Die Erde gehört keinem.«
    Mantos versuchte, ihn abzuschütteln. »Lass mich. Lass mich los, bitte.«
    »Eigentlich müsstest du begreifen, aber du begreifst gar nichts. Der Bruder erschlägt den Bruder. So ist unsere Welt.«
    Die herabstürzenden Trümmer hatten eine

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