Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)
klaffenden Schnittwunde an der Stirn stand auf und bat um Ruhe. »Freunde, entspannt euch, das sind Albaner. Die haben es auf mich abgesehen. Ich werde dafür sorgen, dass man euch freilässt. Kann jemand vielleicht Albanisch, um für mich zu dolmetschen?«
Niemand antwortete. Dann sagte Milo Serinov, der Torhüter von Lazio Rom: » Я pyccкий. « [Ich bin Russe.]
Der Alte gab ihm ein Zeichen aufzustehen.
Der Fußballer gehorchte, und zur allgemeinen Verwunderung begannen die beiden eine Unterhaltung. Dann endlich wandte sich Serinov an die Entführten. »Sie sind Russen.«
»Was wollen sie von uns? Was haben wir ihnen denn getan? Hast du ihnen gesagt, wer wir sind?« Alle redeten durcheinander und stellten Fragen.
In seinem gebrochenen Italienisch erklärte Serinov, sie seien russische Sportler, die während der Olympischen Spiele in Rom untergetaucht waren und seither aus Angst, vom sowjetischen Regime erschossen zu werden, in den Katakomben lebten.
»Und was haben wir damit zu tun?«
Der Fußballer grinste belustigt. »Sie dachten … Na ja … Sie dachten, wir wären Kommunisten.«
Spontan brachen alle in schallendes Gelächter aus. »Hahaha. Ausgerechnet wir? Haben sie uns denn nicht gesehen? Wir hassen doch die Kommunisten«, sagte Riccardo Forte, aufstrebender Unternehmer aus der Branche für Aluminiumlaminat. »Hast du ihnen gesagt, dass der Kommunismus tot und begraben ist? Dass Kommunisten heute seltener sind als …« Ihm fiel kein passender Vergleich ein.
»Als Popper«, ergänzte Federica Santucci, die DJane von Radio 109.
»Natürlich habe ich das, und ich habe ihnen auch erzählt, dass das sowjetische System nicht mehr existiert und die Russen jetzt viel reicher sind als die Italiener. Ich habe ihnen auch gesagt, dass ich selbst Russe bin und tun und lassen kann, was ich will, und deshalb hier in Italien Fußball spiele, weil ich hier eine Menge Geld verdiene.«
Unter den Festgästen machte sich nun Erleichterung breit und eine fast ausgelassene Stimmung. Alle waren froh und klopften sich gegenseitig auf die Schulter.
Dann wandte sich der alte König erneut an den Fußballer, der übersetzte: »Der Alte sagt, er lässt uns gehen, wenn wir versprechen, niemandem etwas von ihrer Existenz zu verraten. Sie sind nämlich nicht darauf vorbereitet, die Katakomben zu verlassen.«
»Nichts leichter als das. Wem sollten wir schon davon erzählen?«, sagte einer.
»Kein Problem. Ich hab schon alles vergessen«, ein anderer.
Eine Frau mit langen roten Haaren blickte in die Runde. »Ein echtes Phänomen! Ich kann sie schon gar nicht mehr sehen.«
Da erhob sich Michele Morin, Regisseur der Fernsehserie Frau Doktor Cri . »Leute, bitte, jetzt mal ernsthaft! Ich bitte um Aufmerksamkeit. Wie wär’s, wenn wir einen Schwur ablegen? Dann können sie beruhigt sein. Sie habe es verdient.«
»Aber ein paar Fotos, die könnten wir doch machen. Sie sehen doch so herrlich folkloristisch aus. Ich arbeite nämlich für Vanity Fair. «
»Ich hab mich jedenfalls köstlich amüsiert. Ich kann es gar nicht erwarten, Filippo alles zu erzählen …«
Alle waren aufgestanden und liefen aufgeregt in der Krypta umher, um sich die Unterirdischen aus der Nähe anzusehen. Jetzt kamen sie endlich auf ihre Kosten. Das war doch mal was, Klassen besser als Chiattis blöde Jagden. Das hier war die echte Überraschung.
»Herrlich, diese Fettwänste.«
»Seht mal die Kinder, sind sie nicht süß?«
68 Schon zu Zeiten der kommunalen Verwaltung hatte das alte Ventil mit dem der Wasserstand in dem großen künstlichen Wasserbecken geregelt wurde, den Technikern der Instandhaltung immer wieder Kopfzerbrechen bereitet. In den letzten zehn Jahren war es mindestens sechs Mal kaputtgegangen und jedes Mal wieder repariert worden. Nach einer gewissen Zeit wurde das große rostige Ventil immer wieder undicht, dann sank der Wasserspiegel des Sees und zurück blieb ein ekliger dunkler Schlammteppich.
Als Sasà Chiatti den Park erwarb, ließ er die Wasserversorgung komplett erneuern. Um ein komplexes Wasserbausystem zu planen, das jedes Bächlein und jedes Rinnsal, die beiden künstlichen Seen, die Tränken für die Tiere, die Springbrunnen und den Überlaufpool speisen sollte, war direkt aus Austin, Texas, der junge, geniale Wasserbauingenieur Nick Roach eingeflogen worden, der durch seine Arbeit am Stanley-Staudamm in Albuquerque und im Aqua-Park von Taos bekannt geworden war.
In allen Gewässern hatte der Experte Sensoren
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