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Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Titel: Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niccolò Ammaniti
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hatte ausgeleierte Sprungfedern, und außerdem war er es leid, immer in der Rolle des Typen zu sein, der keine Frau hatte, was im Übrigen stimmte. Zwar beteuerten die beiden pausenlos ihren Hass auf Verliebte, händchenhaltende Pärchen und all den romantischen Quatsch wie Valentinstag zum Beispiel, doch das hinderte sie nicht im Geringsten daran, sich sobald wie irgend möglich in die traute Zweisamkeit zurückzuziehen, als wäre er gar nicht da.
    Warum konnten sie nicht zu dritt im Bett schlafen? Nicht, dass er auf Gruppensex scharf war (abgeneigt war er allerdings auch nicht), aber hatten sie nicht den satanischen Brudereid geschworen? Und außerdem konnte er einfach nicht begreifen, was Silvietta an diesem Tölpel von Murder eigentlich so interessant fand. Dagegen war er doch tausend Mal besser. Na gut, er hatte dieses Problem mit der entzündeten Speiseröhre, aber durch die Medikamente war die Krankheit fast weg.
    Zombie hob einen Schuh vom Boden auf. »Nein … lass mal. Ich fahre lieber nach Hause.«
    Murder stemmte seine hundert Kilo hoch, ging in die Küchenecke und öffnete den Kühlschrank. »Wie du willst.«
    Silvietta öffnete das Fenster, damit der Rauch abziehen konnte. Draußen hatte es fast aufgehört zu regnen. Eine Weile blieb sie am Fenster stehen und starrte in die Nacht hinaus, dann wandte sie sich wieder den beiden zu. »Welche Aktion wird Mantos uns wohl vorschlagen, was meint ihr?«
    Murder holte ein altes Glas Mayonnaise aus dem Kühlschrank und untersuchte es eingehend. »Ich glaube, er weiß es selbst nicht, ihm fällt nichts mehr ein, er ist ausgebrannt. Habt ihr nicht gesehen, wie er beim Essen drauf war? Ein Nervenbündel … Ich hab’s euch ja gesagt, wir hätten mit Paolo zusammen zu den Kindern der Apokalypse gehen sollen. Um diese Uhrzeit … ihr wisst schon, Orgien und Opfer.«
    Zombie band sich die Schuhe zu. »Ja, aber in Pavia. Das ist weit weg. Und ich muss arbeiten.«
    Murder fuhr mit dem Finger in die gelbe Creme und steckte ihn dann in den Mund. »Da sieht man mal wieder, dass du keine Ahnung hast. Die Kinder der Apokalypse organisieren ihre Raids am Wochenende. Freitag hin, Sonntagabend zurück, alles mit dem Zug, und am Montag bist du wieder bei der Arbeit.«
    Silvietta brachte ihre Haare in Form. »Stimmt … Allerdings kostet dich das, mit Hin- und Rückfahrt, eine Stange Geld.«
    Zombie kratzte sich am Kinn. »Und soll ich euch noch was sagen? Saverio hat einfach nicht das Charisma eines Kurtz Minetti oder, was weiß ich, eines Charles Manson. Geben wir es ruhig zu, die Bestien des Abaddon sind gestorben!«
    »Sie wurden nie geboren«, korrigierte ihn Murder.
    »Nein! Das stimmt nicht.« Silvietta goss Spülmittel in das Waschbecken. »Das ist nur eine Phase. Ihr wisst doch, dass Saverio jede Menge familiäre Probleme hat. Ich habe vollstes Vertrauen zu ihm und werde ihn nie im Stich lassen. Ohne ihn wäre ich nie zu den Bestien gekommen und hätte euch nie kennengelernt. Und außerdem waren wir uns doch einig, ihm noch eine Chance zu geben.«
    »Ja … genau. Das sind wir ihm schuldig«, stimmte Zombie, wenig überzeugt, zu.
    In diesem Augenblick klingelte es.
    Murder sah die beiden anderen an. »Wer ist das denn?«
    Silvietta seufzte. »Das ist bestimmt die Alte von unten.«
    »Und was will die?«
    »Sie sagt, wenn wir reden, hört man jedes Wort. Neulich, auf der letzten Eigentümerversammlung, hat sie einen Riesenaufstand gemacht und konnte gar kein Ende finden.«
    Murder senkte die Stimme. »Und was sollen wir dagegen tun? Kein Wort mehr sprechen?«
    »Nein, natürlich nicht. Aber Murder, Liebling, ich hab dir schon tausend Mal gesagt, du sollst leiser reden.«
    »Also wenn hier einer laut redet, dann er.«
    Zombie legte die Hand auf die Stirn. »Na klar, immer ist alles meine Schuld.«
    Es klingelte erneut.
    Silvietta ging zur Sprechanlage. »Was soll ich machen? Rangehen? Und was soll ich ihr sagen?«
    Murder zuckte die Schultern. »Sag ihr, sie soll aufhören zu nerven.«
    Silvietta holte tief Luft und griff nach dem Hörer. »Ja?« Sie hörte einen Augenblick schweigend zu, dann drückte sie den Öffner. »Okay. Ich mach auf.«
    Eilig stürzte Murder zur Wasserpfeife, um sie verschwinden zu lassen. »Du lässt sie rein? Bist du verrückt?«
    Silvietta öffnete die Wohnungstür. »Es ist Saverio.«
    Eine Minute später erschien der Anführer der Bestien des Abaddon. Ganz in Schwarz gekleidet. Mit Sonnenbrille und Glatze.
    Zombie ging auf ihn zu.

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