Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)
Kälte und der Regen gaben ihm einen Kick, und er fühlte sich etwas klarer im Kopf. Kein Problem, die anderthalb Kilometer bis nach Hause, die würde er einfach zu Fuß gehen, im Regen.
An der Piazza Venezia fielen ihm die Augen zu, seine Beine zitterten. Ohne auf den Verkehr zu achten, überquerte er die Straße, die Autos bremsten scharf und hupten. Jetzt hatte er die Via dei Fori Imperiali vor sich. Sie kam ihm endlos vor. In weiter Ferne hing das Kolosseum im Dunst wie eine Fata Morgana. Der Regen prasselte auf das Kopfsteinpflaster, das im Scheinwerferlicht der Autos glitzerte.
Kopf runter und los, das war alles, mehr brauchte er nicht zu tun.
Aber zuerst muss ich kotzen .
Wieder musste er an Gianni denken, diesen Schuft, der ihm das Messer in den Rücken gerammt hatte, an seine Agentin, die Hure, die ihn nicht reingelassen hatte, und an diese Scheißkerle in der Bar.
Morgen … suche ich mir … eine neue Agentin … und schicke eine saftige E-Mail … an Martinelli .
Das Kolosseum kam näher. Es sah aus wie ein riesiger beleuchteter Panettone.
Fabrizio war total erschöpft, mobilisierte jedoch die letzten Kräfte und ging schneller.
Ich geh weg von Martinelli .
Er spürte, wie ihm die Luft wegblieb und eine eisige Kralle sein Herz durchbohrte.
Oh Gott …
Er blickte zum Himmel auf, streckte eine Hand aus, wie um sich irgendwo festzuhalten, dann stolperte er, der Bürgersteig kam ihm entgegen und traf ihn am Backenknochen.
Er merkte, dass er auf dem Boden lag und gleich ohnmächtig werden würde. Ein stechender Schmerz reichte bis in den linken Arm. Er erbrach eine saure alkoholische Masse, die sich in einer Pfütze sammelte.
Infarkt .
Sein Kopf hatte sich in einen Feuerball verwandelt. In den Ohren hatte er einen Reaktor. Das Kolosseum, die Straße, die Lichter, der Regen wirbelten um ihn herum und verschmolzen zu leuchtenden Garben.
Er versuchte aufzustehen, aber die Beine trugen ihn nicht. Da robbte er in Richtung Straße, während die Autos mit unverminderter Geschwindigkeit an ihm vorbeifuhren. Er hob eine Hand und flüsterte: »Hilfe! Hilfe! Ich bitte euch … Helft mir doch!«
Und ihm dämmerte, dass keiner anhalten würde und dass er, Fabrizio Ciba, Autor des internationalen Bestsellers Löwengrube , Moderator der Kultursendung Verbrechen & Strafe , laut der Frauenzeitschrift YES auf Platz drei im Ranking der attraktivsten Männer Italiens, hier vor den Kaiserforen in seiner eigenen Kotze verrecken würde. Im Geiste sah er schon das Foto seiner Leiche vor dem Hintergrund der römischen Ruinen.
Es wird in allen Zeitungen stehen. Und wie lautet die Schlagzeile? Wie Janis Joplin.
Alles verschwamm vor seinen Augen, er sah nur noch violette Pünktchen.
Er ließ den Kopf sinken und schloss die Augen.
21 Die Eheleute Moneta lagen auf dem Bett. Draußen flaute das Gewitter langsam ab.
Saverio sah zu seiner Frau hinüber. Sie hatte sich auf die andere Seite gerollt und schlief, die Maske auf den Augen.
Nach dem Sex hatte sie gesagt, sie liebe ihn. Aber er glaubte ihr kein Wort. Serena war tückisch wie ein Skorpion. Um das aus ihr herauszukriegen, hatte er sie vergewaltigen müssen.
Doch letztendlich hat sie es genossen .
Serena war schwach geworden, und diese Schwäche würde ihn teuer zu stehen kommen.
Morgen, das weiß ich jetzt schon, dreht sie erst richtig auf. Dann wird sie noch egoistischer, überheblicher und unsensibler sein als vorher. Vielleicht erzählt sie es sogar dem Alten.
Trotzdem, richtig hassen konnte er sie nicht. Ja, er hatte sich schwer zusammenreißen müssen, um nicht zu sagen: »Ich liebe dich auch. Mehr als du denkst. Mehr als alles auf der Welt.«
Aber jetzt, bei kühlem Kopf, kam er sich verändert vor. Noch immer summte das Nein in seinem Kopf. Das Stadium der lahmarschigen Kakerlake war unwiderruflich zu Ende. Die Metamorphose war vollzogen, und jetzt musste er davonfliegen.
Er hatte den Bestien ein Versprechen gegeben, und dieses Versprechen würde er halten. Sie würden Larita dem Satan opfern und damit zur berühmtesten Sekte der Welt werden. Er, Saverio Moneta, würde allen zeigen, was für ein Psychopath er war.
Die Polizei würde sie schnappen. Das war klar. Und die Vorstellung, den Rest seines Lebens im Knast zu verbringen, schreckte ihn. Dort gab es echt schlimme Leute. Mörder, Mafiosi, echte Psychopathen. Na ja, wenn er als Mantos ins Gefängnis kam, der Herr des Bösen, das Ungeheuer, das die Sängerin Larita enthauptet und in ihrem
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