Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)
Blut gebadet hatte, würden sie vielleicht Angst vor ihm haben. Und ihn in Ruhe lassen.
Vielleicht … vielleicht aber auch nicht … Vielleicht sind sie auch alle Fans von Larita. Und bringen mich um wie den armen Jeffrey Dahmer.
Die Sache mit dem Knast war wirklich ätzend.
Es sei denn …
Er lächelte im Dunklen. Einen Ausweg gab es.
Er stand auf, öffnete den Schrank und holte den Trainingsanzug heraus, den er sich irgendwann mal gekauft hatte, als er mit Joggen hatte anfangen wollen, wozu es allerdings nie gekommen war. Diesen Trainingsanzug zog er jetzt an und stülpte die Kapuze über. Als er gerade das Zimmer verlassen wollte, brabbelte Serena: »Wo willst du hin?«
»Schlaf weiter.«
22 »Brauchen Sie Hilfe?«
… Was?
»Hören Sie mich? Können Sie mich verstehen?«
… Was? Wer?
»Geht’s Ihnen nicht gut?«
Eine Stimme. Eine Frau.
Mühsam schlug Fabrizio Ciba die Augen auf. »Mir ist schlecht … Helfen Sie mir … Bitte.« Er klammerte sich an den Knöchel einer schwarzen Gestalt, die vor ihm stand.
»Oh Gott, Sie sind es … Sie sind doch der Schriftsteller … Ja klar, Sie sind Fabrizio Ciba! Warum liegen Sie denn hier auf dem Boden? Wie aufregend, Sie zu treffen.«
»Ja … ich bin’s … ich bin Fabrizio Ciba! Bitte helfen Sie mir, bringen Sie mich …«
»Ins Krankenhaus?«
Mit dem letzten Quäntchen Geistesgegenwart, das ihm noch geblieben war, begriff Fabrizio, wenn er jetzt ins Krankenhaus ging, würde das morgen in allen Zeitungen stehen. Und dass er Alkoholiker war oder Schlimmeres. »Nein. Nach Hause. Bringen Sie mich nach Hause … Via Mecenate …«
»Ja, ja, ist gut. Ich bringe Sie sofort nach Hause. Wissen Sie was, Sie sind mein Lieblingsschriftsteller, ich finde Sie viel besser als Saporelli. Ich hab alle Ihre Bücher gelesen. Die Löwengrube fand ich super. Ist es sehr indiskret, wenn ich Sie um ein Autogramm bitte? Aber das Buch habe ich jetzt natürlich nicht dabei.«
Fabrizio lächelte. Wie sehr er doch seine Leser liebte.
»Jetzt bringe ich Sie erst mal zum Auto.«
Er spürte, wie er an den Achseln hochgehoben wurde. Dann sah er ein Auto mit offenen Türen. Die Frau schleppte ihn dort hin und half ihm auf den Rücksitz.
Ich bin immer noch der Größte, ich bin nicht ausgebrannt … , sagte er sich, während er ohnmächtig wurde.
23 Zombie, Murder und Silvietta diskutierten angeregt über Kinofilme.
Dabei lümmelten sie auf dem Sofa und ließen eine selbst gebaute Wasserpfeife kreisen. Auf dem Boden der zweckentfremdeten Mineralwasserflasche schwamm eine gräuliche Mischung aus Wodka und Rauch. Aus einem Loch in der Flasche ragte das leere Gehäuse eines Bic-Feuerzeugs hervor, und darin steckte eine Tüte aus zwei Blättchen. Gerade hatten sie sich Blackwater Valley Exorcism angesehen. Alle drei waren hellauf begeistert und einhellig der Meinung, dass der Film um Klassen besser war als der viel umjubelte Exorzist . Vor allem weil er auf einer wahren Begebenheit beruhte, und ihrer Meinung nach waren wahre Geschichten grundsätzlich besser als erfundene. Außerdem war der Anfang wirklich grandios, denn da verzehrte Isabel, die Tochter armer mexikanischer Bauern, ein lebendiges Kaninchen. Ein unverbrauchter, authentischer Film, bei dem man sofort sah, dass der Regisseur und die Schauspieler alles gegeben hatten, trotz des niedrigen Budgets.
Silvietta drehte noch einen Joint. Sie war die offizielle Dreherin der Gruppe. »Was meinst du, Zombie, ist Blackwater auch besser als Omen ?«
Zombie gähnte. »Gute Frage … Ich weiß nicht.«
Auch Silvietta gähnte. »Ich bin ziemlich fertig. Dieser Marokkaner haut echt rein.«
Murder beugte sich vor und reckte die Arme. »Und wenn wir einfach schlafen gehen?«
Die Vestalin leckte über den Klebstreifen des Blättchens, verschloss mit einem gekonnten Handgriff den Joint und zündete ihn an. »Okay, rauchen wir den Gutenachtjoint.« Dann machte sie sich ans Aufräumen, sammelte Heavy-Metal-CDs, Tattoo-Zeitschriften und die leeren fettigen Tüten mit frittierten Kürbisblüten und Ascoli-Oliven ein, die überall auf dem Boden verstreut lagen. Wenn sie zu viel rauchte, bekam sie das Hausfrauensyndrom. »He, Zombie, warum übernachtest du nicht einfach hier?«
»Ich weiß nicht … Lieber nicht«, sagte Zombie, während er seine Boots suchte. »Morgen früh muss ich meine Mutter zu einer ärztlichen Untersuchung nach Formello fahren.«
Das stimmte nicht, aber das Sofa, auf dem sie ihn schlafen ließen,
Weitere Kostenlose Bücher