Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)
Goldene Schallplatten.«
Fabrizio wollte zum Ende kommen. »Okay, Paolo, ich überleg’s mir. Aber jetzt muss ich Schluss machen.«
»Gut, überleg’s dir. Schwester, wie lange soll das mit der Dränage noch dauern?«
»Wo bist du denn?«, fragte Ciba entsetzt.
»Im OP. Keine Sorge, ich hab Kopfhörer auf. Ciao, bello. « Und er legte auf.
Ciba ging zurück ins Wohnzimmer, um weiter nach der Hausarbeit der Cabras zu suchen. Da bemerkte er einen Zettel, der an der Schreibtischlampe klebte.
Guten Tag, Fabrizio,
ich bin Lisa, die Frau, die Dich gestern Nacht nach Hause gebracht hat. Entschuldige, wenn ich das sage, aber Du sahst wirklich schrecklich aus.
Wie viel hast Du bloß getrunken? Ich weiß zwar nicht, was Dir zugestoßen ist, aber ich bin froh, dass ich Dich gefunden habe und in Sicherheit bringen konnte. So hatte ich das Glück, Dich einmal persönlich zu treffen und dabei festzustellen, dass Du in Wirklichkeit noch attraktiver bist als im Fernsehen. Ich hätte die Situation ausnützen können.
Ich hab Dich ausgezogen und aufs Sofa gelegt, aber ich bin ein bisschen altmodisch, und bestimmte Sachen mache ich halt nicht.
Hier zu sein, in Deiner Wohnung, der Wohnung meines Idols, meiner Nummer eins, ist einfach unglaublich.
Fast ein bisschen zu viel. Niemand wird mir glauben.
Den Arm mit Deinem Autogramm werde ich nie mehr waschen. Ich hoffe, Du tust dasselbe mit Deiner Hüfte.
Fabrizio zog das T-Shirt hoch. Und sah, genau über der linken Arschbacke, die Überreste einer unleserlichen Telefonnummer. »Nein! Die Dusche!« Er las weiter.
Vergiss nicht, dass Du immer noch der Beste bist, alle anderen stehen hundert Meter unter Dir.
Aber jetzt muss ich aufhören mit all den Komplimenten, Du kannst so was sicher nicht mehr hören. Ruf mich an, wenn Du willst.
Lisa
Fabrizio las den Zettel drei Mal, und bei jeder Lektüre spürte er, wie sich Körper und Geist zunehmend belebten.
Befriedigt wiederholte er: »Du bist die Nummer eins. Du bist immer noch der Beste, alle anderen stehen hundert Meter unter dir. Ich hätte die Situation ausnützen können.«
Er zeigte auf das Fenster und sagte: »Ich liebe dich, süße Lisa.«
Seht her, das ist der wahre Fabrizio Ciba, verdammt noch mal!
Ihn überkam der kindische Wunsch, den Brief einzuscannen und ihn an Gianni und Konsorten, diese Henker, zu schicken, doch stattdessen machte er die Stereoanlage an und legte eine alte Live-CD von Otis Redding ein. Die Woofer der großen Tannoy-Lautsprecher vibrierten, und der blaue VU-Messer an seinem alten Macintosh tanzte auf und ab, als der Sänger aus Georgia Try a little tenderness sang.
Fabrizio mochte diesen Song. Ihm gefiel, dass er zunächst leise, getragen anfing und dann allmählich auf Touren kam, um sich schließlich in einen irren Rhythmus hineinzusteigern, mit der rauen, belegten Stimme des alten Otis, die den Kontrapunkt dazu bildete.
Ciba holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank und begann, nackt durch das Wohnzimmer zu tanzen. Er hüpfte wie der große Muhammad Ali vor einem Kampf und brüllte dem ganzen Universum zu: »Ihr könnt mich mal! Kreuzweise! Ich bin Ciba! Der Coolste von allen!« Dann sprang er auf den Gae- Aulenti-Tisch, hielt sich die Bierdose wie ein Mikrofon an den Mund und begann zu singen. Als das Stück zu Ende war, ließ er sich erschöpft aufs Sofa fallen. Er keuchte, sein Magen war so prall wie ein Fender, aber er war immer noch stark. So leicht ließ er sich nicht unterkriegen. Er würde nicht klein beigeben und mit eingezogenem Schwanz nach Mallorca abhauen, das kam überhaupt nicht infrage. Spontan musste er an den großen Schriftsteller Francis Scott Fitzgerald denken, der sich sein Leben lang verausgabt hatte, zwischen märchenhaften Festen und wunderbaren Frauen.
Er war wieder er selbst. Der alte Kämpfer.
Fabrizio Ciba begann, zwischen Papieren und Post, die sich auf dem Tisch türmten, nach der Einladung zu dem Fest zu suchen.
25 Die Bestien des Abaddon saßen im Ford Mondeo ihres Chefs und steckten im Verkehr fest. Laut Navigator waren es nur noch anderthalb Kilometer bis zur Villa Ada, aber wegen der Kontrollposten an der Via Salaria staute sich der Verkehr auf der Olimpica und in der Via dei Prati fiscali.
Mantos saß am Steuer und musterte seine Jünger im Rückspiegel. Sie hatten sich Mühe gegeben, sich gewaschen und die Piercings entfernt. Silvietta hatte sich sogar die Haare schwarz gefärbt. Doch seit der Abfahrt in Oriolo saßen
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