Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)
gesagt?«
»Dass wir gemeine Verräter sind. Dass wir die anderen im Stich lassen. Und er hat recht.«
Murder ballte die Fäuste und stand auf. »Na, jetzt wollen wir aber mal nicht übertreiben … Okay, wir haben uns vielleicht nicht ganz astrein verhalten, aber gemeine Verräter, das ist doch wohl ein bisschen zu viel.«
Sie ergriff sein Bein und sah zu ihm auf, ihr Gesicht wurde zur Hälfte von einem Sonnenstrahl erleuchtet, der durch das Laubwerk fiel. »Hör zu, ich hab nachgedacht. Wir können sie jetzt nicht im Stich lassen. Das widerstrebt mir, und es wäre auch nicht richtig. Wir haben den Pakt mit dem Satan geschlossen. Im Wald von Sutri haben wir geschworen, dass wir zusammenhalten und gemeinsam gegen die Kräfte des Guten kämpfen. Erinnerst du dich?«
Murder nickte widerwillig.
»Folglich müssen wir uns umbringen.«
Er sah ihr in die Augen. »Meinst du?«
»Komm mal her.«
Er bückte sich. Mit dem Zeigefinger schob sie eine Strähne zurück, die ihm in die Stirn gefallen war. »Ja, das meine ich.«
Murder begann, skeptisch mit dem Kopf zu wiegen, und schnaubte. »So ein Mist. Und wie machen wir das dann?« Er versuchte aufzustehen, aber sie hielt ihn zurück. »Im Vecchio Cantinone habe ich doch schon eine Anzahlung gemacht, ganz zu schweigen von der Buchung für die Pragreise. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mir den Kredit sparen können. Und meine Familie ist auch schon dabei, alles vorzubereiten.«
Silvietta lächelte. Sie hatte noch Tränen in den Augen, aber ihr Blick war entspannt. »Ach Murder, das kann uns doch egal sein … Wir sterben doch.«
»Sicher … Aber du weißt doch, wie ich bin. Ich mag keine offenen Rechnungen hinterlassen.«
»Die Hochzeit ist doch unwichtig. Wir lieben uns und werden zusammen sterben. Seite an Seite, auf ewig vereint. Wie Romeo und Julia.«
Der große Kerl drückte sie so fest an sich, dass sie fast erstickte, und legte den Kopf auf ihre Schulter. »Aber ich habe Angst … ich will nicht …«
Silvietta streifte seinen Hals mit den Lippen. »Ganz ruhig, Schatz. Ich bin ja bei dir. Wir werden uns bei der Hand halten. Du wirst sehen, das wird wunderschön.«
Es ertönte der kreischende Ruf eines unbekannten Vogels.
Silvietta hob den Kopf. »Hast du gehört? Hörte sich an wie ein Papagei.«
»Du meinst, das ist ein Papagei?«
Sie flüsterte ihm ins Ohr: »Ich liebe dich.«
Murder küsste sie.
Zusammenstellung der Jagdgesellschaften
Einkleidung und Waffenausgabe
40 Nach Chiattis Rede schoben sich die Gäste wie eine Herde vom Buffet in Richtung Umkleide. Es herrschte eine ausgelassene Stimmung. Mit den Drinks im Magen und den Drogen im Kopf waren alle liebenswürdig und gut gelaunt. Wie von Chiatti angekündigt, fand man rasch die versprochenen Umkleidezelte. Auf einer Seite befand sich die Waffenausgabe. In speziellen Ständern waren Dutzende von Gewehren aufgereiht. Hostessen notierten, wer an welcher Safari teilnehmen wollte, und ließen sich von den Gästen eine Erklärung unterschreiben: Für den Fall, dass sich bei der Jagd jemand verletzte oder selbst anschoss, übernahm Sasà Chiatti keine Haftung.
Fabrizio Ciba schlenderte durch das Zeltlager und dachte über Bocchis Worte nach. Dieser Dummkopf hatte nicht ganz unrecht. Vielleicht war das Pornofilmchen ja eine gute Werbung, und die Verkaufszahlen seiner Bücher würden wieder nach oben schnellen. Mal abgesehen davon, dass er womöglich zum Sexidol aufstieg, was auch nicht zu verachten wäre.
In diesem Augenblick sah er den Geschäftsführer von Martinelli zusammen mit Matteo Saporelli und dem Kritiker Tremagli aus einem Zelt kommen, alle drei in Kolonialkluft. In Shorts, Kakihemd und Tropenhelm sahen sie aus wie Entdeckungsreisende. Jeder hielt ein klobiges Gewehr in der Hand und betrachtete es wie ein Ding von einem anderen Stern.
Die Löwenjagd kommt also nicht mehr infrage.
Simona Somaini kam aus dem Fuchsjagdzelt in einer Hose, die ihre Beine und ihren Hintern umspannte wie eine zweite Haut, und einem roten Jäckchen, das gerade so weit offen stand, dass man ihre hochgequetschten Titten sah. Ihr folgte ein Riesenkerl mit Spitzbärtchen und Pferdeschwanz in einem militärischen Tarnanzug und mit einer Pumpgun unterm Arm.
Den Kerl hatte Fabrizio schon mal irgendwo gesehen. Wahrscheinlich ein Sportler.
Der Schriftsteller machte zwei Schritte und traf auf Larita. Am liebsten hätte er sie umarmt, aber er hielt sich zurück.
Auch die Sängerin schien froh, ihn
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