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Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Titel: Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niccolò Ammaniti
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wiedergefunden zu haben. »Ich hab dich überall gesucht. Wo warst du denn?«
    Ciba folgte seinem spontanen Impuls. Er log. »Und ich habe überall nach dir gesucht. Wie geht’s jetzt weiter? Sag bloß nicht, dass du bei diesem Blödsinn mitmachen willst.«
    »Ich? Bist du verrückt? Ich bin Tierschützerin.«
    »Sehr gut!« Ciba war erleichtert. »Dann können wir ja abhauen.«
    Sie sah ihn verblüfft an. »Ich kann hier nicht weg, ich muss doch heute Abend auftreten … Deswegen bin ich doch hier.«
    Fabrizio versuchte, sich seine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. »Stimmt ja. Daran hab ich gar nicht mehr gedacht, aber …« Weiter kam er nicht, denn plötzlich bäumte sich vor ihm ein Lipizzaner auf. Im Sattel saß Sasà Chiatti und versuchte, das Tier zu bändigen, das jedoch nach rechts und nach links ausbrach. »Was macht ihr zwei denn noch hier? Wieso seid ihr nicht umgezogen? Ich habe einen Elefanten, der noch halb leer ist.«
    Larita winkte ab. »Ich bin gegen die Jagd. Ich würde nie auf einen Tiger schießen.«
    Chiatti beugte sich tief über den glänzenden Hals des Pferdes, damit die anderen Gäste ihn nicht hörten. »Wer schießt hier denn auf wen? Es geht doch nur ums Vergnügen. Im Übrigen hat der Tiger Darmkrebs und höchstens noch einen Monat zu leben. Ihr würdet ihm einen Gefallen tun. Das ist ein Ausflug. So eine Gelegenheit kommt so schnell nicht wieder. Los …« Er drehte sich um und pfiff einmal laut wie ein Schäfer, der seine Herde dirigiert.
    Zur Antwort schallte ein Trompetenstoß über den italienischen Garten. Von den Wipfeln der Steineichen stoben Papageien und Krähen auf. Dann vibrierte der Boden. Aus dem Wäldchen tauchte ein Elefant auf, der mit gleißenden Lichtstrahlen um sich schoss. Man hatte das Tier orange-blau angemalt und ihm Tücher übergeworfen, die mit Hunderten von kleinen runden Spiegeln bestickt waren. Mit dem langen Rüssel riss er Zweige von den Bäumen und führte sie zum Maul. Auf dem Rücken war ein Gestell aus geflochtenem Rohr festgeschnallt. Darin saß ein älterer Herr mit Brille, in grüner Lodenjacke, mit einem witzigen Filzhütchen auf dem Kopf und einem Gewehr in der Hand. Neben ihm ein junger Mann, dem die dunklen Haare über die Augen hingen. Die beiden hielten sich an dem Gestell fest, schaukelten aber bei jedem Schritt des Tieres beängstigend. Auf dem Hals des Elefanten saß ein kleiner Filipino mit weißem Lendenschurz und Turban, der das Tier durch Schläge mit einer Bambusstange dirigierte.
    »Bitte sehr, da ist euer Elefant.« Chiatti hob die Hand, und der Filipino stoppte den Dickhäuter. Dann wandte er sich an den einen Mann in dem Korbgestell. »Dottor Cinelli, bitte lassen Sie die Leiter herunter. Es kommen noch zwei Passagiere.«
    Aber der Alte hielt nach dem Tiger Ausschau und zielte mit dem Gewehr auf die Bäume.
    »Großvater! Großvater! Hast du nicht gehört? Der Herr bittet uns, die Leiter herunterzulassen. Na gut, dann nicht.« Er beugte sich vor, griff nach der Strickleiter und ließ sie fallen. »Verzeihung, aber er ist ein bisschen taub.«
    Unschlüssig sah Larita Fabrizio an. »Sollen wir?«
    Ciba zuckte mit den Schultern. »Die Entscheidung überlasse ich dir.«
    Verlegen flüsterte Larita: »Ich glaube, wir müssen mitspielen. Einfach abzulehnen wäre unhöflich. Aber schießen ist nicht drin.«
    »Wer will denn schießen?«

41 Murder setzte sich neben seinen Chef, der den Kopf bis zu den Knien hängen ließ, und legte ihm tröstend den Arm um die Schultern. »Es ist noch nicht alles verloren, Meister.«
    »Keine Sorge, Mantos, wir schaffen das schon«, setzte Silvietta hinzu.
    Gerührt sah Saverio sie an. »Ich habe euch enttäuscht. Es tut mir unendlich leid. Ich habe kein Charisma.«
    Silvietta nahm seine Hand. »Nein, Mantos, das stimmt nicht, du hast großes Charisma und uns noch nie enttäuscht. Und wir, wir werden dich nie verraten und dir immer treu zur Seite stehen.«
    Murder kniete nieder und fragte: »Wer ist der charismatische Vater?«
    Verlegen schüttelte Mantos den Kopf. »Komm … hör schon auf.«
    Da stand Murder auf. »Wer hat die Gebote des Bösen verfasst?«
    »Du!« Silvietta deutete auf Mantos.
    »Wer hat uns die Liturgie der Finsternis gelehrt?«
    Mantos holte tief Luft und sagte: »Ich.«
    Zombie rannte zwischen den Zelten hindurch.
    Dort herrschte ein einziges Chaos. Leute, die die Zähne zusammenbissen, um sich in die Reitstiefel zu quetschen. Eine ältere Frau hatte sich einen violetten

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