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Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Titel: Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niccolò Ammaniti
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lehrt, erfolgt die Tigerjagd zu Elefanten. Ich habe vier herrliche Exemplare aus einem Zirkus in Krakau aufgetrieben und darauf handgeflochtene Korbgestelle aus Torre Annunziata montieren lassen, in denen jeweils bis zu vier Jäger Platz haben. Jeder Elefant wird von einem indischen Mahut geführt, der sein Tier so gut kennt wie sich selbst. Der Tiger heißt Kira und ist fünf Jahre alt. Nach langen Verhandlungen habe ich ihn dem Zoo in Bratislava abgekauft. Kira ist ein herrliches Albinoweibchen, wie meine bessere Hälfte, bei der ich noch viel länger verhandeln musste, um sie dazu zu bewegen, mit mir zu leben. Die Jagd dauert drei Stunden und endet mit einem Abendessen in den schwimmenden Häusern. Dort haben wir für Sie einen Self-Service mit indischen Gerichten eingerichtet.«
    Keine hundert Meter von den Küchen entfernt hielten die Bestien des Abaddon eine außerordentliche Mitgliederversammlung ab.
    »Wir stecken voll in der Scheiße!«, begann Mantos.
    Murder, der gerade eine Bruschetta mit Stör vertilgte, brabbelte mit vollem Mund: »Was ist denn los?«
    »Larita nimmt nicht an der Jagd teil.«
    »Das habe ich euch doch gleich gesagt! Die ist Tierschützerin«, sagte Silvietta voller Genugtuung.
    Langsam war Mantos genervt, versuchte aber, die Ruhe zu bewahren. »Toll! Du wusstest es! Und jetzt? Jetzt muss ich auch noch Plan B aktivieren.«
    Zombie, der schmollend abseits gesessen hatte, sprang auf. Seine Augen waren geschwollen, und er zitterte fast. »Schluss jetzt! Ich kann’s nicht mehr hören«, platzte er heraus. »Jetzt kommst du uns auch noch mit einem Plan B? So als hättest du überhaupt einen Plan A? Das, mein lieber Mantos, ist der klare Beweis dafür, dass du nie ein Kurtz Minetti oder ein Charles Manson sein wirst. Du … du improvisierst doch nur. Das hier ist keine satanische Sekte, sondern ein erbärmlicher Haufen. Die beiden da, die …«, er zeigte auf Murder und Silvietta. »Aber lassen wir das. Die Wahrheit ist, dass ihr keine Profis seid. Wir hätten in der Pizzeria gleich einen Schlussstrich unter den ganzen Scheiß ziehen sollen. Es war ein großer Fehler, bei euch mitzumachen. Vor allem du, Mantos, hast mich schwer enttäuscht. Kommst hier an und zeigst uns Villa Ada auf dem Stadtplan. Was hast du dir bloß dabei gedacht? Das Durendal … wir entführen sie im Wald … wir begehen Selbstmord … wir werden zur Sekte Nummer eins in Italien. Und dann noch das unsägliche Blasrohr. Wisst ihr was? Ihr könnt mich mal, alle wie ihr da seid!« Und damit schlug er den Weg zur Straße ein.
    Verwirrt musterte Saverio seine Jünger. »Ist der übergeschnappt? Was hat er denn?«
    »Ich weiß, was er hat«, sagte Silvietta und lief hinter Zombie her.
    Murder, mit der Bruschetta in der Hand, sah seinen Anführer an.
    »Was ist denn eigentlich los?«
    »Woher soll ich das wissen? Ist doch deine Freundin. Los, hinterher.«
    Murder stöhnte, rannte dann aber doch hinter ihr her.
    Der Führer der Bestien ließ sich auf einen Stuhl fallen und schlug die Hände vors Gesicht.
    Aber hatten sie nicht Recht? Es gab keinen Plan B. Und auch Plan A war alles andere als wasserdicht.
    Warum habe ich bloß das Angebot von Kurtz Minetti ausgeschlagen? Ich werde nie das Zeug zum Anführer haben. Was soll ich jetzt bloß machen?
    Er hatte alle Brücken hinter sich abgebrochen, es gab kein zurück. Und wenn Antonio wieder zu sich kam, würde er ihn fertigmachen.
    Es blieb ihm nichts anderes übrig als eine Kamikaze-Aktion: auf Larita zurennen, dabei noch schnell die Gebote des Bösen zitieren, und ihr das Durendal ins Herz rammen.
    »Silvietta! Silvietta, bleib doch stehen, Schatz. Ich kann nicht mehr, ich hab Seitenstiche«, rief Murder keuchend, wobei er sich mit einer Hand den Bauch hielt, während er hinter seiner Freundin herrannte. »Wo willst du hin? Da sind wilde Tiere … Das ist gefährlich.«
    Die Vestalin lief noch ein paar Schritte, blieb dann aber stehen, als wäre die Aufziehfeder abgelaufen, und ließ sich unter einen großen wilden Feigenbaum fallen, dessen schwere Äste bis zum Boden reichten.
    Murder ging zu ihr, kniete nieder und streckte ängstlich die Hand nach ihr aus, ohne sie jedoch zu berühren. »Was ist denn los, mein Schnuckelchen? Was hast du denn?«
    Schluchzend hob sie die Arme vors Gesicht und sagte: »Zombie hat uns gehört.«
    »Wie jetzt?«
    Silvietta liefen die Tränen über die Wangen. »Die Hochzeit. Er hat alles rausgekriegt. Er ist stinksauer.«
    »Und was hat er

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