Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)
Seidensari so straff umgewickelt, dass sie unter akutem Sauerstoffmangel litt und aussah wie eine Lachsforelle in Frischhaltefolie. Der Vizepräsident der Region Latium hatte Stiefel erwischt, die ihm drei Nummern zu klein waren, und stakste mit einem gigantischen Gewehr herum wie ein Roboter. Der Komiker Sartoretti, unumstrittener Matador der Freitagabendsendung auf Italia I, versuchte vergeblich, den Bund seiner Knickerbocker zuzuknöpfen, und brüllte eine Hostess an: »Das ist Größe 46, aber ich habe 52!«
Zombie machte einen Satz über Paolo Bocchi hinweg, der kreidebleich und verschwitzt am Boden lag, zum Himmel hinaufsah, als würde er mit dem Schöpfer sprechen, und wie ein Mantra unaufhörlich wiederholte: »Ich bitte dich … ich bitte dich … ich bitte dich …«
Zombie rannte weiter, so schnell er konnte, bis zum italienischen Garten.
Silvietta und Murder saßen an einem Tisch und aßen eine mit Ricotta und Spinat gefüllte Pizza rustica.
Völlig ausgepumpt blieb der Satanist stehen und bückte sich japsend. »Was macht ihr denn noch hier?«
Silvietta stand auf. »Wir verzichten auf die Hochzeit. Wir machen bei der Aktion mit, bis zum bitteren Ende.«
Auch Murder stand auf. »Wir bitten dich um Vergebung. Wir haben’s kapiert.«
Zombie japste. »Mit euch … will ich … gar nicht reden. Wo ist Mantos?«
»Der holt sich was zu essen, am Buffet.«
Silvietta ergriff seine Arme. »Hast du verstanden? Wir lassen euch nicht allein. Auch wir begehen Selbstmord.«
»Das glaube ich nicht.«
Silvietta legte eine Hand auf die Brust. »Ich schwöre es. Du hattest recht, das war unmöglich von uns. Aber du hast mich zur Vernunft gebracht.«
In diesem Augenblick erschien Mantos mit einem Teller Hummer-Ravioli. »Zombie! Du bist wieder da?«
Der Jünger wollte etwas sagen, aber er war noch immer außer Atem. »Larita … Larita …«
»Was denn?«, fragte der Anführer der Bestien. »Was ist mit Larita?«
»Sie ist … sie ist … auf der Tigerjagd!«
Beginn der Safari
42 Weil noch dies und das dazwischengekommen war, brachen die Jagdgesellschaften erst zwei Stunden später auf als vorgesehen.
Die Sonne ging schon hinter dem Wald am Forte Antenne unter, und mit ihr verschwanden die Farben. Doch dank der umsichtigen Inszenierung des koreanischen Beleuchtungskünstlers Kim Doo Soo verwandelten sich Wälder und Wiesen in einen Zauberwald. Gut getarnte 10000-Watt-Scheinwerfer tauchten silbern glänzende Baumstämme, Pilze und bemooste Felsen in ein unwirkliches Licht. Dichter Nebel, der von Nebelmaschinen erzeugt wurde, senkte sich auf Unterholz und Wiesen, auf denen Gnus, Steinböcke und Elche weideten. Über der weitläufigen Prärielandschaft blinkten Tausende von LEDs wie Schwärme von Glühwürmchen. Eine leichte, von zwölf Riesenventilatoren erzeugte Brise strich sanft über eine weite Grasfläche, wo eine Braunbärenfamilie und ein altes, blindes Rhinozeros zwischen efeubewachsenen Schaukeln und Wippen lagerten.
Hunde und Reiter der Fuchsjagd waren bereits hinter den östlichen Hügeln verschwunden.
Auf der Suche nach dem Löwen durchstreiften die afrikanischen Treiber, gefolgt von den Jägern die Prärie.
Auch die Elefanten waren im Aufbruch. Die Dickhäuter stellten sich hintereinander auf, ergriffen mit dem Rüssel den Schwanz ihres Vordermannes und stapften langsam, aber unaufhaltsam im Gänsemarsch nach Nordosten, in Richtung der Sümpfe, wo sich Kira, der Albinotiger, angeblich versteckt hielt.
Sasà Chiatti stand auf der Terrasse der Villa und beobachtete mit dem Fernglas, wie die Jagdgesellschaften auf seinem immensen Grundbesitz ausschwärmten.
Alles dort draußen gehörte ihm. Von den jahrhundertealten Pinien über den wie Unkraut wuchernden Efeu bis zur letzten Ameise.
Man hatte ihn beschimpft, belächelt, für größenwahnsinnig erklärt, als unzivilisierten Neureichen und als Dieb bezeichnet, aber er hatte sich nicht beirren lassen. Und letztendlich hatte er bekommen, was er wollte. Alle waren an seinen Hof gekommen, um ihm die Ehre zu erweisen.
Jekaterina Danielsson gesellte sich zu ihm. Sie hatte sich umgezogen und trug jetzt eine braune, an ihrer Wespentaille geschnürte Lederkorsage. Um die Schultern hatte sie eine Stola aus Silberfuchs gelegt. Die Beine steckten in langen Stiefeln. In der Hand hielt sie zwei Kristallkelche.
Das Model reichte ihm den Wein. »Möchtest du?«
Sasà schloss die Augen und schnüffelte. Das feine, angenehm ätherische Bukett
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