Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)
unterdrückte ein saures Aufstoßen. »Doch, alles in Ordnung, nur ein bisschen Kopfw…« Weiter kam er nicht, weil ihn das Gewehr des Dottor Cinelli in den Nacken stach.
Ciba drehte sich um. »Jetzt ist aber Schluss! Es ist schon das dritte Mal, dass Sie mir mit dem Gewehr den Kopf rammen. Passen Sie doch ein bisschen auf!«
Aber der Alte war so taub, dass er davon gar nichts mitbekam, weiter mit dem Gewehr herumfuchtelte und mal nach links, mal nach rechts ins Dickicht zu beiden Seiten der Karawane zielte.
Wie konnten wir nur so blöd sein, Chiatties Wunsch nachzugeben!
Nicht nur, dass sie zu viert mit einem Vollidioten auf diesem schwankenden Quadratmeter zusammengepfercht waren, darüber hinaus mussten sie auch noch dauernd tief hängenden Zweigen ausweichen, weil ihr Elefant die Spitze der Karawane bildete. Aber da war noch etwas, was Fabrizio beunruhigte. Ihn beschlich das ungute Gefühl, an Glanz verloren zu haben und nicht so brillant zu sein wie sonst. Womöglich hatte Larita nur aus Höflichkeit versprochen, dass sie sich wiedersehen würden, so wie sie die Teilnahme an der Jagd akzeptiert hatte, um gegenüber Chiatti nicht unhöflich zu sein. Unglaublich, aber er kam sich wieder vor wie ein blöder Gymnasiast. Damals war er mitnichten der unternehmungslustige, dreiste Ciba von heute, der alte Seiltänzer, der Heckenschütze, sondern ein linkischer Junge mit strubbeligem Haarschopf und Brille, der sich in riesigen Schlabberpullovern und bekleckerten Hosen versteckte. Immer wenn er ein Mädchen abschleppen wollte, endete das unweigerlich in einer Katastrophe. Dann entwarf er superkomplizierte Pläne, wie er sie so kennenlernen könnte, dass es möglichst natürlich aussah. Er hasste es, Gefühle oder Schwäche zu zeigen, baute folglich stets darauf, dass das Mädchen den ersten Schritt tat. Er legte sich vor dem Haus der Auserwählten auf die Lauer und tat so, als wäre er rein zufällig dort. Er ignorierte sie absichtlich oder behandelte sie schlecht in der Hoffnung, damit ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Er dachte sich brillante Dialoge à la Woody Allen aus, bei denen er als der bewundernswerte Loser abschneiden würde.
Jetzt fühlte er sich Larita gegenüber wieder so ungeschickt und linkisch wie damals in seiner Jugend.
»Runter!«, schrie die Sängerin.
Ciba bückte sich und konnte gerade noch einem Ast ausweichen, der quer über den Weg hing. Dafür bekam Cinelli ihn voll ab, verlor die Brille, drehte sich um die eigene Achse und bohrte das Gewehr in Fabrizios Achsel.
»Verdammt noch mal … Jetzt ist aber Schluss mit dem Ding!« Der Schriftsteller entriss ihm das Gewehr. »Und auch noch geladen. Wenn sich ein Schuss löst, bin ich tot!«
Der junge Mann verteidigte seinen Großvater. »Was fällt Ihnen ein? Eine Unverschämtheit, so mit einem älteren Herren umzugehen!«
Larita reichte dem Enkel ein Taschentuch. Damit versuchte er, das Blut von den Kratzern im Gesicht des Großvaters abzuwischen, der alles stoisch über sich ergehen ließ ohne sich zu beschweren.
Von hinten brüllte jemand: »Ihr da vorne, legt mal einen Zahn zu! Man kommt sich ja vor wie auf einer Beerdigung.«
Ciba sah zu dem Elefanten hinter ihnen. Darauf saßen Paco Jiménez de la Frontera und Milo Serinov mit ihren Frauen.
Fabrizio machte eine beschwichtigende Geste. »Ist das vielleicht unsere Schuld? Es ist doch der Inder, der das Tempo bestimmt.«
»Das ist kein Inder, sondern ein Filipino. Aber sag ihm, er soll einen Zahn zulegen!«, sagte Mariapia Morozzi, Ex-TV-Sternchen und Freundin des russischen Torwarts.
Jetzt drehte sich auch Larita um. »Seht ihr nicht, dass das ein Elefant ist? Wenn ihr rasen wollt, hättet ihr auf die Fuchsjagd gehen sollen.«
»¡Yo te quiero, señorita! ¡Por la virgen de Guadalupe! Bringt ihn auf Trab!«, brüllte der argentinische Fußballer. Er hatte den starren Blick und das eingefrorene Grinsen eines Koksers.
Ciba verteidigte Larita: »Hey, Schönling! Benimm dich! Werd bloß nicht unverschämt!«
» Desculpe es un gioco …« Paco Jiménez lachte nervös und küsste seine Freundin Taja Testari.
Vom dritten Elefanten rief eine Stimme: »Verzeihung, hat jemand vielleicht ein Travelgum?« Das war Fabiano Pisu, der berühmte Filmschauspieler. Er hatte die Augen weit aufgerissen und war ganz grün im Gesicht. Bei ihm waren sein Lover, der maghrebinische Modeschöpfer Khaled Hassan, der Abteilungsleiter Film der RAI Ugo Maria Rispoli und die Filmagentin Elena Paleologo Rossi
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