Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan
dem Zaun montiert, und starke Scheinwerfer erhellten die Grundstücksgrenze.
Das Tor am Straßenende der Zufahrt wurde vom Haus aus elektrisch gesteuert und überwacht. Als wir ankamen, stand es offen, und niemand befragte uns über die Gegensprechanlage. Obwohl ich sah, dass eine Kamera auf uns gerichtet war, wusste ich, dass wir nicht beobachtet wurden. Der Durchsuchungsbefehl war bereits vorgelegt worden, und am Rand der Auffahrt standen Zivilfahrzeuge, Streifenwagen, die Transporter des Coroners und der Spurensicherung.
Quickwater fuhr durch das Tor und parkte am Ende der Schlange. Als er den Motor ausschaltete, warf er mir einen schnellen Seitenblick zu, sagte aber nichts. Ich erwiderte die Freundlichkeit, nahm meinen Rucksack und stieg aus.
Das Gelände hinter dem Haus war bewaldet, davor erstreckte sich eine Wiese bis zur Straße. Der Kiesweg, den wir hochgekommen waren, führte mitten durch diese Wiese und endete an einem Asphaltring, der das Gebäude umgab. Hüfthohe Betonpylonen am äußeren Rand des Asphaltbands sollten verhindern, dass jemand näher als fünf Meter am Haus parkte. Diese Vorsichtsmaßnahme erinnerte mich an Nordirland in den frühen Siebzigern. Wie die Einwohner von Belfast nahmen auch die Biker von Quebec die Bedrohung durch Autobomben sehr ernst. Ein schwarzer Ford Explorer parkte am Rand des Asphalts.
Sonnenlicht sprenkelte den Horizont, Gelb und Rosa sickerten in das fahle Purpur der frühen Morgendämmerung. Als Quickwater mich vor einer Stunde abgeholt hatte, war der Himmel noch so schwarz wie meine Laune gewesen. Ich wollte nicht hierher kommen. Ich wollte mich nicht mit ihm herumschlagen müssen. Und vor allem wollte ich nicht noch mehr tote Biker ausgraben.
Was Quickwater uns gestern berichtet hatte, hatte sich wie eine schwere Last auf mich gelegt. Während ich ihm zugehört hatte, war mir klar geworden, dass das, woran ich mich lediglich am Rande beteiligen wollte und nur, um Emily Annes Fall bearbeiten zu können jetzt für mich zu einer Hauptaufgabe wurde, und der Gedanke, was ich alles würde tun müssen, bedrückte mich. Ich rief mir wieder ins Gedächtnis, dass in der Leichenhalle ein neunjähriges Mädchen lag, deren erschütterte Familie nie wieder so sein würde wie zuvor. Ihretwegen tat ich das alles.
Der Schütze der Vipers, der die Vaillancourt-Brüder beseitigt hatte, war bereit zu einem Handel. Da er bereits zweimal vorbestraft war und sich nun einer Anklage wegen heimtückischen Mordes gegenübersah, hatte er das Versteck von zwei Leichen preisgegeben. Der Staatsanwalt hatte sich im Gegenzug auf eine Anklage wegen Totschlags eingelassen. Voilà. Tagesanbruch in St.Basile.
Während wir die Auffahrt hochgingen, wich die Dämmerung dem Morgenlicht. Obwohl ich meinen Atem sehen konnte, wusste ich, dass der Tag warm und sonnig werden würde.
Kies knirschte unter unseren Sohlen, und hin und wieder spritzte ein Steinchen davon, kullerte über den holprigen Weg und rollte in den Graben. Vögel zwitscherten und taten lautstark ihr Missfallen über unsere Anwesenheit kund.
Ihr könnt mich mal, dachte ich. Ich bin schon länger auf als ihr.
Sei nicht so kindisch, Brennan. Du bist nur sauer, weil Quickwater ein Trottel ist. Ignoriere ihn und mach deine Arbeit.
In diesem Augenblick sagte er etwas.
»Ich muss meinen neuen Partner finden. Er wurde eben erst an die Carcajou ausgeliehen.«
Obwohl Quickwater keinen Namen nannte, tat mir der arme Beamte Leid. Ich atmete tief durch, setzte meinen Rucksack auf und sah mich um, während ich ihm folgte.
Eines war klar. Die Vipers würden nie einen Preis für einen schön gepflegten Garten bekommen. Die Vorderseite des Grundstücks war ein gutes Beispiel für jene Wildnis, deren Erhaltung die Naturschützer im amerikanischen Kongress erreichen wollten. Das Schwemmland, das sich vom Haus zur Straße erstreckte, war ein Meer aus toter Vegetation auf rötlich braunem Frühlingsschlamm. Die Gestaltung des gestrüppreichen Waldstücks hinter dem Haus war allem seinen vierbeinigen Bewohnern überlassen worden.
Als wir das Asphaltband überquerten und den Hof betraten, wurde ein Gestaltungsplan jedoch sofort offensichtlich. Inspiriert von den besseren Gefängnissen Amerikas, hatte die Anlage alles, was man in einer solchen Institution erwarten würde, darunter eine vier Meter hohe Ziegelmauer mit Überwachungskameras, Bewegungsmeldern und Scheinwerfern auf der Krone. Der Boden war durchgängig betoniert, Basketballkörbe waren zu
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