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Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan

Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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wird?«, fragte ich, während wir auf die Rechnung warteten.
    »Ich bezweifle es. Alle waren ziemlich überzeugt, dass Dwayne es getan hatte. Die Ermittlungen waren schon lange vor Dwaynes Unfall ziemlich eingeschlafen, aber sein Tod gab ihnen den Rest.«
    Ich gab dem Kellner meine Visa-Karte, ohne auf Kates Protest zu achten.
    »Was jetzt?«
    »Ich sag dir, was ich denke«, entgegnete sie. »Erstens, das war ‘ne fiese Nummer mit der Rechnung.«
    »Schon gut.« Ich forderte sie mit einer Handbewegung zum Weiterreden auf.
    »Savannahs Schädel wurde auf Biker-Besitz in Quebec gefunden.« Sie zählte die Punkte an den Fingern ab.
    »Die Vipers sind ein Handlangerclub für die Hells Angels, richtig?«
    Ich nickte.
    »In der Woche ihres Verschwindens versammelten sich die Angels nur ein Stückchen von Savannahs Heimatort entfernt.«
    Ein dritter Finger gesellte sich zu den ersten beiden.
    »Ihr Skelett tauchte im Myrtle Beach State Park auf, nur einen Steinwurf vom Partyort entfernt.«
    Sie sah mir in die Augen.
    »Scheint mir eine nähere Untersuchung wert zu sein.«
    »Aber das habt ihr doch getan.«
    »Damals hatten wir die Verbindung nach Quebec noch nicht.«
    »Was schlägst du vor?«
    »Die frühen Achtziger waren eine wilde Zeit für die Biker in Carolina. Nehmen wir uns meine Bandenakten vor und schauen nach, was wir finden.«
    »Die reichen so weit zurück?«
    »Das Sammeln historischer Informationen gehört zu meinem Aufgabenbereich. Vorausgehende Taten sind oft wichtig bei RICO-Ermittlungen, vor allem alte Morde.«
    Sie bezog sich auf den 1970 von Nixon erlassenen Racketeering Influenced and Corrupt Organizations Act, ein Gesetz, das sich mit organisiertem Verbrechen, mafiösen Strukturen und Korruption befasst.
    »Außerdem wechseln Bandenmitglieder oft die Ortsgruppen, und es ist hilfreich zu wissen, wann wer wo war, wenn man Zeugen sucht. Ich habe Unmengen von Informationen, auch Fotos und Videos.«
    »Ich habe die ganze Nacht Zeit«, sagte ich und breitete die Hände aus.
    »Dann lass uns einen Blick auf die Bikerszene werfen.« Und das taten wir auch, bis morgens um fünf Uhr dreiundzwanzig mein Handy klingelte. Der Anruf kam aus Montreal.

19
    Die Appartements du Soleil waren, im Gegensatz zu ihrem Namen, alles andere als sonnig. Es wäre allerdings schlechtes Marketing gewesen, den Komplex nach seinen wahren Eigenschaften zu benennen. Das Gebäude war dunkel und freudlos, die Fenster starrten vor Schmutz und waren nach Jahrzehnten der Vernachlässigung fast blind. Die winzigen Balkone, die in jedem der drei Stockwerke aus der Fassade ragten, waren mit türkisfarbenem Plastik verkleidet und voll gestellt mit verrosteten Grills, billigen Gartenstühlen, Plastikmülltonnen und diversen Sportgeräten. Auf einem oder zwei standen Blumentöpfe mit braunem und verwelktem Inhalt, den Überresten des letzten Jahres.
    Die Heizung des Hauses war allerdings nicht zu beanstanden. An dem Tag, an dem ich in North Carolina losgeflogen war, hatte es der Frühling endlich auch nach Quebec geschafft, und bei meiner Landung meldete der Pilot zwanzig Grad. Jetzt war es noch wärmer, aber die Heizkörper im Soleil arbeiteten unermüdlich weiter, sodass die Temperatur im Innern an die dreißig Grad heranreichte. Die Hitze in Kombination mit dem Verwesungsgestank erregte Übelkeit und verleitete einen dazu, flacher zu atmen.
    Von meinem Platz aus konnte ich in jeden der Räume sehen, aus denen die verwahrloste kleine Wohnung bestand. Links lag die Küche, rechts das Wohnzimmer, Schlafzimmer und Bad lagen direkt vor mir. Die Wohnung sah aus, als hätte der Mieter einen Trödelmarkt abgehalten, obwohl Dreck und Gestank wohl auch den eifrigsten Schnäppchenjäger abgeschreckt hätten.
    Jede Oberfläche war mit Werkzeugen, Zeitschriften, Taschenbüchern, Flaschen und kaputten Gerätschaften überhäuft, auf dem Boden türmten sich Camping-Ausrüstung, Auto- und Motorradteile, Reifen, Pappkartons, Eishockeyschläger und mit Metallclips verschlossene Plastiktüten. Am hinteren Ende des Wohnzimmers ragte eine Pyramide aus Bierdosen fast bis zur Decke, an die Wände links und rechts davon waren zerrissene und sich aufrollende Poster getackert. Das auf der rechten Seite warb für ein Konzert der Grateful Dead am 17. Juli 1983. Darunter verkündete eine White Power -Faust arische Reinheit.
    Das oberste Poster an der linken Wand trug den Titel Le Hot Rod und zeigte einen Penis mit Ray Bans, eine brennende Zigarette zwischen ihm und den

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