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Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan

Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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restlichen Genitalien. Auf dem Plakat darunter prangte ein aufgerichteter Phallus und darüber in fetten Buchstaben das Wort Astro-Cock. Das Organ war umringt von den Symbolen des Tierkreises, mit einem schlauen Spruch unter jedem. Ich verkniff es mir, den Spruch unter meinem Sternbild zu lesen.
    Soweit ich das erkennen konnte, bestand das nutzbare Mobiliar lediglich aus einem Resopaltisch und einem einzelnen Stuhl in der Küche, einem Doppelbett im Schlafzimmer und einem Lehnsessel im Wohnzimmer. In dem Sessel saß jetzt eine Leiche, der Kopf eine entstellte rote Masse über einem verkohlten Körper. Eingebettet in das Fleisch konnte ich einen zerschmetterten Schädel und Gesichtsknochen erkennen, ein halbes Nasenloch mit einem Schnurrbartteil darunter und ein komplettes Auge. Der Unterkiefer hing schlaff herunter, war aber noch intakt, in der Mundhöhle waren eine purpurn verfärbte Zunge und faulige, braunfleckige Zähne zu sehen.
    Irgendjemand hatte bereits Knochensplitter und Hirnmasse eingesammelt und in einem Ziploc-Beutel verstaut. Das Plastiksäckchen lag auf dem Schoß des Mannes, als hätte man ihm den Auftrag gegeben, sein eigenes Hirn zu bewachen. Ein großer Hautfetzen klebte, glatt und glänzend wie der Bauch eines Flussbarsches, am Rand des Sessels.
    Der Verstorbene saß vor einem Fernseher, auf dem als Ersatz für die kaputte Antenne ein Drahtkleiderbügel montiert war. Ein verbogenes Ende war auf den Kopf des Toten gerichtet, wie der Finger eines Augenzeugen, der auf seinen Fund zeigt. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, das Gerät abzuschalten, und ich hörte Montel mit Männern reden, deren Mütter ihnen die Liebhaber ausgespannt hatten. Ich fragte mich, was die Diskutierenden wohl von diesem grausigen Zuschauer halten würden.
    Ein Mann von der Spurensicherung bestäubte auf der Suche nach versteckten Fingerabdrücken die Oberflächen im Schlafzimmer, ein anderer machte dasselbe in der Küche. Eine Frau ging mit einem Camcorder durch die Wohnung, zuerst schwenkte sie langsam durch alle Zimmer und holte sich dann die Gerümpelhaufen für Nahaufnahmen heran. Vor meinem Eintreffen hatte sie dutzende Fotos des Opfers und seiner düsteren Umgebung geschossen.
    LaManche war hier gewesen und wieder gegangen. Da die Leiche nicht sehr stark verbrannt und die Verwesung nur mäßig war, wurde ich eigentlich gar nicht gebraucht, aber das war anfangs noch nicht klar gewesen. Erste Berichte sprachen von einer Leiche und einem Feuer, also hatte man mich angerufen und mir ein Beförderungsmittel organisiert. Als schließlich eine solide Lageeinschätzung vorlag, war ich bereits auf dem Rückflug aus Raleigh, und es war am einfachsten, so weiterzumachen wie geplant. Quickwater hatte mich am Flughafen abgeholt und hierher gebracht.
    Die Appartements du Soleil lagen südwestlich von Centre-ville, an einer kleinen Straße, die von der Rue Charlevoix nach Osten verlief. Das Viertel, das Pointe-St.-Charles genannt wurde, lag auf der Insel von Montreal, der Mord fiel also in die Zuständigkeit der CUM.
    Michel Charbonneau stand am anderen Ende des Zimmers, sein Gesicht war puterrot, und die Haare standen ihm in feuchten Stacheln ab. Er hatte die Jacke ausgezogen, sein Hemdkragen war schweißnass, seine Krawatte hing unter dem geöffneten obersten Hemdenknopf. Auch so gelockert war sie noch viel zu kurz. Ich beobachtete, wie er ein Tuch aus der Hosentasche zog und sich über die Stirn wischte.
    Charbonneau hatte mir einmal erzählt, dass er als Teenager auf den Ölfeldern von Texas gearbeitet hatte. Obwohl er dieses Cowboyleben liebte, machte ihm die Hitze so zu schaffen, dass er in seine Heimatstadt Chicoutimi zurückkehrte und schließlich nach Montreal zog, wo er zur Polizei ging.
    In diesem Augenblick kam Quickwater aus der Küche. Von dem Opfer war bekannt, dass es Bandenverbindungen hatte, und deshalb wurde die Carcajou hinzugezogen.
    Er ging zu Charbonneau, und die beiden schauten einem Team zu, das in der Ecke hinter dem Opfer Blutflecken untersuchte. Ronald Gilbert hielt ein grau-weißes L-förmiges Lineal an die Wand, während ein jüngerer Mann Videoaufnahmen und Fotos machte. Sie wiederholten die Aufnahmen mit einem Senkblei, und dann griff Gilbert zu einer Schublehre und nahm einige Messungen vor. Er gab die Daten in einen Laptop ein und kehrte dann zu Lineal und Senkblei zurück. Überall war Blut, es sprenkelte Decke und Wände und Gegenstände, die sich vor der Scheuerleiste stapelten. Die beiden sahen

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