Last Date
recht. „Gut, ich komme gleich. Ich denke, ich bin so in einer dreiviertel Stunde bei dir. In Ordnung?“
Er konnte ihr zustimmendes Kopfnicken am anderen Ende der Leitung förmlich sehen.
„Mehr als das. Ich bestelle uns was beim Italiener. Bis gleich.“
Adrian ging ins Bad und föhnte seine nassen Sachen trocken. Er zog sich an, packte seine wenigen noch herumliegenden Habseligkeiten in seinen Rucksack, sah sich noch einmal im Zimmer um und ging zu Fuß die eine Etage hinunter zur Rezeption, um auszuchecken. Vor ihm nahm gerade ein älterer Mann seinen Zimmerschlüssel entgegen, fragte den Hotelangestellten, bis wie viel Uhr er im hauseigenen Restaurant noch warmes Essen bekommen könnte, und ging danach mit seinem Rollkoffer Richtung Fahrstuhl. Als der junge Mann hinter der Rezeption Adrian sah, wurde er nervös. Er drehte sich um, legte ein paar Unterlagen, die neben dem Kopierer gelegen hatten auf die andere Seite und öffnete zwei Schubladen, als ob er etwas suchen würde.
Adrian sah auf die Uhr über dem Kopierer. Nach ungefähr zwei Minuten platzte ihm der Geduldsfaden und er winkte mit seiner rechten Hand. „Huhu. Hier bin ich.“
Der junge Hotelangestellte schreckte zusammen, rief Adrian zu, dass sein Kollege sich jeden Moment um ihn kümmern würde und verschwand durch eine kleine Tür. Adrian überlegte kurz, dass er das Zimmer sowieso bis zum nächsten Morgen bezahlen müsste, und entschied sich telefonisch auszuchecken und den Rechnungsbetrag dann in den nächsten Tagen zu überweisen, nahm seinen Rucksack und ging hinaus zu seinem Motorrad. Er zog den Reißverschluss seiner Jacke zu, setzte seinen Helm auf und startete seine Maschine. Vor der Einfahrt fuhr gerade eine Gruppe von mindestens dreißig Bikern vorbei, die er grüßend durchließ und sich anschließend dahinter setzte. Gerade als er die Bikergruppe überholen wollte, kam ihm ein Streifenwagen mit eingeschaltetem Blaulicht, aber ohne Sirene, entgegen. Er passte seine Geschwindigkeit wieder den anderen Motorradfahrern an und zog, noch immer hinter der Gruppe, so weit er konnte nach rechts. In größerer Entfernung kam das Blaulicht eines weiteren Streifenwagens genau in diesem Moment in Sicht, als der erste sich auf Adrians Höhe befand und die zuckenden Lampen auf dem Dach des blau-weißen Fahrzeugs erloschen. Adrian sah im Rückspiegel, dass die Bremsleuchten des Polizeiwagens aufleuchteten. Der Fahrer brachte den Wagen aber nicht zum Stehen, sondern schaffte es mit einer schlingernden Bewegung das Fahrzeug auf der schmalen Landstraße zu wenden und die Verfolgung aufzunehmen, während sein Beifahrer Sirene und Blaulicht wieder einschaltete. Adrian wusste aus Gesprächen mit Joachim, dass eine große Anzahl von Festnahmen den geschulten Augen der Polizeibeamten zuzurechnen war. Sie achteten bei der Fahrt zum Einsatzort besonders auf Personen oder Fahrzeuge, die ihnen entgegenkamen und sich somit vom Ort des Geschehens entfernten.
Der zweite Streifenwagen näherte sich direkt von vorn. Die vor ihm fahrende Gruppe verlangsamte deutlich ihr Tempo und die in zweiter oder sogar dritter Reihe befindlichen Motorradfahrer zogen weit nach rechts, um dem von hinten näher kommenden Einsatzfahrzeug Platz zu machen. Wenn Adrian jetzt zum Überholen ansetzte, würde er sich verraten und die entgegenkommenden Beamten könnten noch vor ihm die Straße versperren. Alles lief wie in Zeitlupe ab. Adrian sah in den Rückspiegel und glaubte, vielleicht noch eine oder maximal zwei Sekunden Zeit zu haben, bis die Aufholenden sein Nummernschild erkennen könnten. Sie würden es überprüfen und mit seinem Freund Leon in Verbindung bringen. Auch wenn sie Adrian nicht anhalten könnten, wäre ein kleiner Teil seiner Deckung somit aufgeflogen, und er würde sich wahrscheinlich nach einem anderen Fahrzeug umsehen müssen. Er musste sich entscheiden.
Dem rechts sitzenden Beamten war die Unsicherheit aufgefallen, mit der der Fahrer auf der schwarzen Ducati ständig in den Rückspiegel sah. Er hatte ein Auge dafür, ob es die Grundnervosität war, die fast jeder in sich trug, dem ein Einsatzfahrzeug mit Sirene und Blaulicht folgte, oder ob es eine hektische Unsicherheit war, weil derjenige etwas zu verbergen versuchte. Er nahm das Funkgerät und gab dem entgegenkommenden Kollegen die Anweisung die Gruppe komplett zu stoppen. Danach wählte er die Zentrale an und bereitete den dort sitzenden Beamten darauf vor, das Kennzeichen zu überprüfen, und
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