Last Date
gegebenenfalls Verstärkung zu schicken. Bevor die Beamten jedoch nah genug dran war, um das Kennzeichen erkennen zu können, überschlugen sich die Ereignisse vor ihnen. Der auf sie zukommende Streifenwagen stellte sich etwa fünfzig Meter von der Spitze der Bikergruppe entfernt auf der Straße quer, und die beiden Beamten sprangen heraus. Zeitgleich schoss die schwarze Ducati nach links, beschleunigte stark auf die beiden auf der Straße stehenden Beamten zu. Da die ersten Motorradfahrer von dem plötzlichen Manöver des Streifenwagens vor ihnen überrascht wurden, mussten sie ihre Maschinen stark abbremsen, um noch rechtzeitig vor dem Fahrzeug zum Stehen zu kommen. Das Feld der gesamten Gruppe war aber so dicht, dass nicht alle Fahrer schnell genug auf das starke Bremsen ihrer Vordermänner reagieren konnten. Einige schafften es noch auszuweichen, während andere auf die vor ihnen Fahrenden auffuhren und die Kontrolle über ihre Motorräder verloren. Der Fahrer des noch immer hinter der Ducati befindlichen Streifenwagens, zog in Höhe der letzten Motorradfahrer ebenfalls nach links und nahm lediglich den Fuß vom Gaspedal, statt zu bremsen, um damit die anderen Verkehrsteilnehmer nicht zu gefährden. Der Beamte versuchte einer vor ihm ausscherenden Maschine auszuweichen, schaffte es aber nicht rechtzeitig. Er hörte noch einen winzigen Augenblick das Rattern des Antiblockiersystems anschlagen, bevor sich die Stoßstange des Wagens mit lautem Krachen in die Seite des Motorrads verbiss und sich mit ohrenbetäubendem Lärm die beiden Airbags vor ihm und seinem Beifahrer öffneten. Er konnte nichts mehr sehen, hörte aber, wie Fahrer und Sozius der Maschine auf der Motorhaube seines Fahrzeugs aufschlugen und einer der beiden über das Dach rutschte. Dass dieser sich dabei den linken Unterschenkel brach, sollte er erst viel später durch einen der Sanitäter erfahren.
Adrian rutschte kontrolliert mit blockierendem Hinterrad an einer vor ihm zum Liegen gekommenen Maschine vorbei, gab wieder Gas und zog in die Mitte der Bikergruppe, deren Motorräder zum größten Teil bereits am Boden lagen. Er hatte eine Lücke entdeckt, die ihm den Weg zu dem schmalen Schotterstreifen neben der Fahrbahn bot. Auf diesem Schotterstreifen zog er rechts an den teilweise auf dem Asphalt liegenden Motorrädern vorbei. Kleine Steine spritzten davon, während das Hinterrad des Motorrads kontrolliert durchdrehte. Wenige Meter, bevor er bei den Streifenbeamten war, die zu ihrer eigenen Sicherheit vor den auf sie zukommenden Motorrädern hinter ihrem eigenen Fahrzeug Schutz suchten, zog er seine Ducati wieder auf den befestigten Untergrund und riss sie in der Beschleunigung vorne hoch, damit die Polizisten das nach unten zeigende Nummernschild nicht erkennen konnten. Nach etwa einhundert Metern ließ er das Vorderrad wieder herunter, drehte sich um und betrachtete einen kurzen Augenblick lang das wilde Chaos hinter sich. Die Beamten gaben wahrscheinlich sofort eine Meldung raus, hatten aber mit ihrer eigenen Situation genug zu tun und verfolgten ihn nicht mehr.
Dankbar, dass Katharina recht behalten und ihn überzeugt hatte, sofort zu ihr zu kommen, drehte er am Gasgriff. Als er das Ortsschild von Kassel passierte, verringerte er seine Geschwindigkeit deutlich und fuhr nur noch über kleinere Nebenstraßen, so direkt wie möglich, zu Katharinas Adresse.
Kassel
Sonntag, 20:49 Uhr
Vor Berners Augen fuhr gerade ein schwarzer Audi A8 mitten durch die Mauer eines kleinen Backsteinhauses. Der Fahrer darin wurde durch den Aufprall schwer verletzt und konnte sich kaum bewegen. Der Hausbewohner sprang zu dem Wagen, um dem Fahrer zu helfen, und bekam auf den zweiten Blick mit, dass eine leblose Frau auf der Rücksitzbank lag. Während Sirenen von Polizei und Rettungsmannschaft an Lautstärke zunahmen und sich somit Hoffnung für die beiden Insassen auftat, vibrierte das Telefon in Berners Hosentasche. Klaus nahm es hervor und sah im Halbdunkel nach unten. Er las die gerade hereingekommene SMS, entschuldigte sich kurz mit einem leichten Wangenkuss bei seiner Frau und quetschte sich zwischen Pappbechern, Popcornschalen und den Knien der anderen in dieser Reihe sitzenden Kinobesucher durch, zum seitlichen Ausgang des Saals. Im Foyer wählte er Dieters Nummer und hielt sich das Handy an sein Ohr.
„Hi Klaus, danke, dass du so schnell zurückrufst.”
„ Hallo Dieter, na du hast doch in der SMS geschrieben, dass es wichtig sei.”
„Ja,
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