Last Date
davonfliegen, von einem ihrer Tritte schwer getroffen. In ihrer Panik dauerte es einen Augenblick, bis sie die Form ihrer Handtasche zuordnen konnte. Anja sprang auf und rannte in die nicht weit entfernte Küche, schlug die Tür von innen zu und lehnte sich mit ihrem Rücken dagegen, ihr Gesicht in beiden Händen vergraben. Sie wollte ihren Freund anrufen, der, wie jeden Dienstag, mindestens bis ein Uhr mit seinen Fußballkumpels unterwegs war. Sie wollte ihn bitten sofort nach Hause zu kommen, wusste aber, dass er das, wenn überhaupt, nur sehr ungern machen würde, und sie sich dann nicht mit Frank treffen könnte. Aufgrund der momentanen Beziehungskrise, und dem damit verbundenen einfallslosen Sex mit ihrem Freund, wollte sie auf das Treffen mit ihrer Internetbekanntschaft nicht verzichten. In den E-Mails, die sie mit Frank getauscht hatte, hatten sie offen über Dinge schreiben können, die sie bei ihrem Freund nicht mal ansatzweise erwähnen durfte, ohne dass dieser sie für anormal hielt und ihre Wünsche einfach ignorierte. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Sie blieb noch einen kleinen Augenblick sitzen. Langsam verflog ihre Angst, und sie fing an, sich wieder auf den bevorstehenden Abend zu freuen.
Er stand da, hatte eine Hand vor den Mund gepresst und konnte sich nur mit Mühe ein lautes Lachen verkneifen.
Einfacher als gedacht hatte er Anja bis zu ihrer Wohnung verfolgen können und es sogar geschafft, die Haustür noch festzuhalten, bevor sie ins Schloss fallen konnte. Auf dem Klingelschild an ihrer Wohnungstür hatte er sofort den zweiten Namen gelesen und eine Weile an der Tür nach Stimmen gelauscht. Als er außer der eingeschalteten Musik nichts gehört hatte, war er davon ausgegangen, dass sie momentan allein war, und hatte auf genügend ungestörte Zeit mit ihr gehofft.
Bewusst den Moment ausgenutzt , als sie ihren Ausweis gesucht hatte, war er durch die nur angelehnte Tür in die Wohnung eingetreten und hatte sich unbemerkt zwischen dem Dielenschrank und dem Vorhang der ersten Gaube verstecken können. Von dort hatte er Anja beobachtet, wie sie verängstigt wieder in die Wohnung gekommen war und sofort die Tür von innen verriegelt hatte. Als er dann gesehen hatte, wie sie rückwärts über ihre eigene Handtasche gestolpert war, hatte er sich ein Grinsen nicht verkneifen können.
Leise zog er seine Latexhandschuhe über, nahm vorsichtig den Riemen seiner Umhängetasche von der Schulter und öffnete sie. Er griff in das vordere Fach und wollte seinen Elektroschocker herausholen, konnte ihn aber nicht sofort finden. Er nahm ein fast unhörbares, schleifendes Geräusch wahr und ordnete es sofort der Küchentür zu, die langsam aufgeschoben wurde und dabei über den Teppich rieb. Seine rechte Hand noch immer in der Umhängetasche, hielt er inne und drückte sich, so weit er konnte, an die Wand. So schlecht er auch mit nur einem Auge sehen konnte, sein Gehör glich dieses Defizit bei Weitem wieder aus. Schemenhaft sah er Anja durch den dünnen Vorhangstoff aus der Küche kommen.
Anja hatte sich wieder beruhigt und schlich mit ihrem Glas Orangensaft zur Tür, schaute noch einmal kurz durch den Spion in den Hausflur, überzeugte sich, dass auch wirklich noch abgeschlossen war und ging dann anschließend zum Fernseher, um die Musik auszustellen. Einen Augenblick lang stand sie regungslos da und suchte lediglich mit kleinen, ängstlichen Augenbewegungen ihre Wohnung nach etwas Ungewöhnlichem ab, konnte aber nichts entdecken und öffnete erneut ihre Hose, die sie sogleich auszog und über eine der Sessellehnen warf, um endlich noch unter die Dusche springen zu können.
Als er sah, wie Anja im Bad verschwand, verließ er sein Versteck und huschte fast lautlos durch die kleine Wohnung zu dem Vorhang der letzten Gaube. Enttäuscht stellte er fest, dass er das Badezimmer auch von hier aus nicht gut einsehen konnte. Durch den Vorhang hatte er kurz zuvor mit ansehen können, wie sie ihre Hose über den Sessel geworfen hatte, und ging davon aus, dass sie zum Baden oder Duschen ins Bad verschwunden war.
Seinem Verlangen nachgebend, diese Schönheit dabei beobachten zu können, wie sie sich auch ihres letzten Kleidungsstückes entledigen würde, verließ er sein neues Versteck und schlich seitlich an die halb geöffnete Badezimmertür heran. Als er sich weit genug vorgetastet hatte, immer darauf bedacht , auch nicht im Spiegel von ihr gesehen zu werden, konnte er beobachten, wie sie sich eine
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