Last Date
Er dachte einen Moment lang nach, damit er nichts Falsches sagte, da er im Augenwinkel mitbekommen hatte, dass auch Katharina gespannt zu ihm herübersah.
„ Also für mich gibt es nur eine Erklärung. Ich denke sie will sich bei triffmich.net ein für den Mörder passendes Profil einrichten, um auf diesem Weg Kontakt mit ihm aufzunehmen. Was ich allerdings für sehr gewagt halte, da wir zwar wissen, dass er sehr gewalttätig handelt, aber nicht, wie intelligent er ist. Vielleicht durchschaut er unseren Plan. Wahrscheinlich kennt er mich, beziehungsweise uns sogar schon.”
Katharina sah ihn ungläubig an. „Wie kommst du denn darauf?”
„ Wieso habe ich heute mehrere Stunden auf Judith gewartet?”, entgegnete Adrian sofort.
Die beiden Frauen sahen ihn nachdenklich an. Patricia richtete den Finger auf Adrian. „Du meinst, der Mörder hat dich dort hin bestellt?
„ Könnte ich mir gut vorstellen.”
Katharina schüttelte zaghaft ihren Kopf. „Das lässt sich doch einfach rausbekommen. Wir brauchen dieser Judith doch nur eine E-Mail zu schicken, in der wir sie fragen, warum sie nicht gekommen ist.”
Adrian ergänzte sofort ihren Plan. „Die er dann bekommt und natürlich auch selbst wieder beantwortet.”
„ Was würdest du vorschlagen?”, fragte Katharina.
Er rieb sich mit beiden Händen sein Gesicht und sah anschließend zwischen den beiden Frauen hin und her. „Abwarten. Ich glaube wir müssen einfach warten, ob mir Judith noch einmal schreibt und dann höllisch genau prüfen, ob irgendwo ein Hinweis auf die Richtigkeit dieser Person zu finden ist. Ich habe vorhin im Café sogar überlegt, ob ich nicht irgendwie an ihre Adresse rankomme und sie besuchen kann. Dann könnten wir in Erfahrung bringen, ob sie mir überhaupt geschrieben hat. Vielleicht kann mir auch Joachim weiterhelfen. Ich werde gleich mal Leon anrufen, dass dieser sich mit ihm in Verbindung setzt.”
Patricia ging zum Tisch, öffnete sich ein Radler und trank es mit kräftigen Schlucken halb leer. „Na dann mal los. Während du telefonierst, kann Katharina schon mal im Internet nachsehen, was sie über diese Judith herausbekommt und ich mache uns in der Zeit eine Kleinigkeit zu essen.”
Kassel
Dienstag, 21:12 Uhr
Unter normalen Umständen wäre Anja wohl nicht so schnell wieder zu sich gekommen, aber das erste, was sie außer den starken Kopfschmerzen beim Aufwachen spürte, war etwas großes weiches in ihrem Mund, das sie beim Atmen störte. Sie versuchte ihren Würgreflex zu unterdrücken und es mit der Zunge aus ihrem Mund zu schieben, auszuspucken. Aber sie schaffte es einfach nicht. Ihr linker Nasengang war mit getrocknetem Blut verstopft, und sie konnte nur durch die rechte Seite Luft holen. Sie riss die Augen auf und erkannte an ihrer Lampe dass sie in ihrem eigenen Bett lag, wollte sich aufrichten um besser atmen zu können, konnte aber nicht. Irgendetwas hielt sie fest. Sie wollte schlucken, was ihr nur unter Schmerzen gelang, da sie wieder würgen musste. Immer größer werdende Panik stieg in ihr auf, die sich noch weiter verstärkte, als sie vergeblich versuchte, ihre Hände zu ihrem Mund zu führen, um den Knebel zu entfernen. Sie lag auf dem Rücken und konnte weder Arme noch Beine gezielt bewegen. Sie drehte ihren Kopf nach rechts und sah ihren Unterarm, wie er immer wieder versuchte sich trotz der Schmerzen von der Schnur zu befreien, die ihr Handgelenk straff mit dem Bettpfosten verband. Bei jeder Bewegung sah sie, wie diese Schnur tiefer in ihr schon verletztes Fleisch einschnitt. Voller Panik zappelte sie unkontrollierbar hin und her. Als sie sich nach links drehte, sah sie, dass auf dieser Seite das Bettlaken bereits rot gefärbt war. Sie hyperventilierte. Dann wurde ihr schwarz vor Augen. Anja riss sich zusammen und versuchte zunächst ihre Atmung wieder in den Griff zu bekommen. Nachdem ihr dies unter Tränen gelang, bemerkte sie überglücklich, wie die zappelnden Bewegungen ihrer Arme langsam nachließen. Weiterhin auf ihre ruhige Atmung konzentriert, sah sie sich in ihrem Zimmer um. Als Anja an ihrem Körper herunter zu der geschlossenen Tür sah, wurde ihr bewusst, dass sie völlig hilflos, nackt, mit gespreizten Beinen auf ihrem eigenen Bett an allen vier Pfosten angebunden dalag. Der Duft ihres Peelings, den sie erst jetzt wahrnahm, brachte ihr die Erinnerung zurück, wie sie im Bad gestanden und diese Stimme gehört hatte. Jetzt, da ihr bewusst wurde, dass es nicht ihr Freund, sondern dieser
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