Last Date
durch die Presseabteilung an die Öffentlichkeit gelangen durften und welche nicht. Immer, wenn jemand etwas sagte, was zwar stimmte, aber nicht bekannt war, konnte man nachbohren und innerhalb weniger Minuten die eventuell genannte Quelle überprüfen. Im Regelfall wendete er diese Methode bei Verhören an, mochte aber auch auf die Ergebnisse bei Gesprächen mit nicht ganz so erfahren Kollegen nicht verzichten.
Nur von wenigen, aber gezielten Zwischenfragen unterbrochen, bei deren Antwort sich sein Gegenüber stets Notizen machte, berichtete Joachim aus dem Gedächtnis heraus von den näheren Umständen und den verdächtigten Personen aller drei Opfer aus Kassel, Göttingen und Fulda.
In dem Moment als Joachim von dem Kontakt mit Christoph Bauer sprach, stand Klaus Berner auf und ging zum Fenster. Joachim sah ihm nach und wartete. Berner drehte sich wieder um, lehnte sich rückwärts an die Fensterbank und hielt beide Hände vor sich, die Innenflächen zu Joachim zeigend. „Kleine Auszeit.”
Er sortierte einen Augenblick seine Gedanken. „Wie Sie eben gesagt haben, hatten Sie zu Martin Becker, der bei dem ersten Mord in Göttingen als Hauptverdächtigter galt, Kontakt, was ich noch nachvollziehen kann. Aber woher wussten Sie von dem Hauptverdächtigten des zweiten Mordes dieser Serie? Von Christoph Bauer. Der saß zwar kurze Zeit als Verdächtigter im Fall Shanaya Schwarz sogar in Untersuchungshaft, aber von den dortigen Kollegen ging kein Wort davon an die Medien, da wir zum ersten Termin der Pressekonferenz bereits vom dritten Mord wussten und somit Herr Bauer als Tatverdächtiger ausschied und Adrian Richter an seine Stelle trat, der dann für alle drei Fälle als möglicher Täter in Betracht gezogen wurde. Da Sie aber trotzdem von dem Tatverdacht gegen Herrn Bauer wussten, muss ich davon ausgehen, dass Sie sehr gut in diesen Fällen recherchiert haben, wobei ich mich frage, warum? Oder es steckt mehr dahinter, und Sie haben einen direkten Bezug zu einem oder mehreren dieser Fälle, was mir eigentlich bekannt sein sollte, aber noch nicht ist.”
Joachim stand ebenfalls auf, ging zu Berner ans Fenster und sah kurz hinaus. „Ja, sie haben recht. Ich weiß mehr als ich wissen möchte. Deswegen bin ich ja bei Ihnen. Das einzige Problem dabei ist, dass ich, wie bereits vorhin erwähnt, einer bestimmten Person dabei nicht schaden will und nicht weiß, wie ich das hinbekommen soll.”
Berner sah Joachim direkt in die Augen. Seine Miene war versteinert. „Und welcher Person wollen Sie keinen Schaden zufügen?”
Joachim schwieg und Berner wurde langsam ein möglicher Zusammenhang klar, den er aber kaum auszusprechen wagte. „Sie kennen Adrian Richter, stimmt´s?“
Joachim zögerte noch immer, drehte sich wieder zum Fenster, sah auf den zwei Etagen tiefer liegenden Parkplatz und musste kurz an seinen Freund denken, der wahrscheinlich gerade bei Leon oder Katharina saß und über das Internet versuchte , an den Mörder seiner Freundin zu kommen. Er überlegte was, und wie er es sagen sollte. Sicherlich hatte er bereits gestern, als er mit Berner den heutigen Termin abgesprochen hatte, gewusst, dass er mit diesem Gespräch einen Stein ins Rollen bringen würde, der wohl nicht mehr aufzuhalten wäre. Allerdings hatte er zu diesem Zeitpunkt noch damit gerechnet, dass er mehr Einfluss auf die Richtung hätte, die dieser Stein einschlagen würde. Ihm war aber ebenso klar, dass er nur dann Hilfe erwarten konnte, wenn er zumindest einen großen Teil seiner Informationen weitergab. Allerdings hatte er sich das Gespräch etwas leichter vorgestellt.
Leise, und ohne seinen ehemaligen Vorgesetzten dabei anzusehen sagte Joachim: „Ja. Ich kenne Adrian Richter.”
Berner klatschte laut in die Hände, stieß zur Bestätigung seines Verdachts einen kurzen Schrei aus und ging, sichtlich aufgewühlt über diese neue Situation, mehrere Male im Zimmer auf und ab. Er hielt wieder direkt neben Joachim an, der noch immer aus dem Fenster sah und packte ihm mit einer Hand an die Schulter. „Wissen Sie eigentlich, was Sie mir hier gerade sagen? Ich habe seit Tagen kaum geschlafen, hatte kein Wochenende, kein Privatleben, nur noch diesen Fall. Ich kämpfe mich krampfhaft durch die wenigen Informationen, die uns vorliegen. Und jetzt kommen Sie zu mir und sagen, dass Sie den noch immer auf der Flucht befindlichen Hauptverdächtigten kennen. Jetzt fehlt nur noch, dass Sie auch noch wissen, wo er sich zurzeit aufhält.”
Joachims
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