Last Date
stellte e ine einzige Frage: „Und jetzt raten Sie mal, Herr Landau, wessen DNA wir am Tatort sichergestellt haben?”
Joachim sah Berner in die Augen und spürte sofort eine große Hitze in sich aufsteigen. Was wollte Berner ihm damit sagen? Seine Gedanken überschlugen sich. Ihm wurde klar, was der Hauptkommissar da behauptete. Sollte er etwa auch noch Beweise dafür haben. Wenn ja, woher sollten diese dann sein?
Berner hatte die gesuchte Stelle in der Akte gefunden und schlug sie so weit wie möglich auf.
Triumphierend lächelnd pochte er mehrere Male mit seinem rechten Zeigefinger auf den Absatz, in dem Joachim sich schriftlich von dem Auffinden der Haare Adrians, eins unter Anjas Fingernagel, eins neben dem Bett, überzeugen konnte. Joachim wusste, dass sich Berner mit seiner Behauptung, Adrians DNA gefunden zu haben, ein wenig aus dem Fenster lehnte, da die exakte Analyse frühestens heute Mittag fertig sein konnte, sollte man die Leiche wirklich erst heute Nacht gefunden haben. Allerdings konnte Joachim in dem Bericht von einem Haarvergleich lesen, der mit fünfundneunzig Prozent Übereinstimmung sicherlich allein schon ausreichte, um Adrian Richter festzunageln.
Berner wartete bis Joachim wieder zu ihm hoch sah und verdüsterte seine Miene. „Herr Landau. So leid es mir tut, aber Ihr Freund Adrian ist der Mörder, den wir suchen. Er benutzt Sie lediglich dazu, an wichtige Informationen ranzukommen, die ihm einen Vorsprung sichern, damit er immer weiter morden kann. Und Sie geben sie ihm auch noch. Sie wissen, dass Sie sich damit strafbar gemacht haben und immer noch machen?”
Joachim hörte ihm überhaupt nicht zu. Konnte Adrian wirklich der Mörder sein? War er auf ihn hereingefallen und hatte ihm auch noch dabei geholfen? Eine Welt brach gerade in ihm zusammen und eine Leere fing an, alle seine wichtigen und unwichtigen Gedanken aus seinem Kopf zu vertreiben und sich genau dort einzunisten.
Berners Stimme holte ihn in die Realität zurück.
„Ich möchte jetzt, dass Sie nach Hause gehen und sich die ganze Situation durch den Kopf gehen lassen. Ich gebe Ihrem direkten Vorgesetzten Bescheid, dass Sie auf meine Anweisung hin einen Tag Sonderurlaub bekommen, Sie brauchen also nicht einmal in Ihrer Abteilung vorbeizugehen. Aufgrund der Brisanz des Themas kommen Sie heute Abend, wie bereits vorhin erwähnt, zu mir zum Abendessen nach Hause und teilen mir danach Ihre Entscheidung mit. Bis dahin müssen sie sich entschieden haben, was ihnen wichtiger ist, ihr Freund Adrian, oder ihr Job. Wenn erst mal das Verfahren wegen Beihilfe zum vierfachen Mord gegen Sie eröffnet wird, dann ist ihr Job jedenfalls alles andere als sicher. Wenn Sie unbedingt möchten, sprechen Sie mit jemandem Dritten, Ihrer Mutter oder einem Freund. Rufen sie sonst wen an, es ist mir scheißegal wen, aber ich warne sie, sprechen sie ab sofort kein einziges Wort mehr mit Adrian Richter.”
Berner sah noch einmal auf seine Uhr und stand ruckartig auf. „Sie wissen doch, wo ich wohne, nicht wahr?”
Joachim murmelte während des Aufstehens die Adresse des Hauptkommissars vor sich hin, drehte sich langsam um und verließ schweigend, mit starkem Schwindelgefühl das Büro. Als er nach wenigen Minuten das Gebäude durch den Haupteingang verließ und zu seinem Auto ging, musste er wieder an den Stein denken, den er ins Rollen gebracht hatte, und dass dieser wohl jetzt mehr Kontrolle über ihn hatte, als er jemals über den Stein. Am Wagen angekommen, warf er abwesend seine Tasche auf den Rücksitz, schloss die Tür wieder und wählte Leons Rufnummer. Was hatte er nur getan?
Kassel
Mittwoch, 9:44 Uhr
Klaus Berner beobachtete Joachim durch die Gardinen hindurch, wie er an seinem Wagen stand und telefonierte. Hinter ihm hörte e r das rumpelnde Geräusch einer Cola-Flasche, die durch die schmale Röhre des Automaten nach unten fiel und im Ausgabeschacht zum Liegen kam. Wenige Sekunden später stand Dieter Jansen neben ihm, der durch den Spalt der angelehnten Tür zu Berners Büro das gesamte Gespräch zwischen Berner und Joachim mit angehört hatte. Er sah ihn skeptisch von der Seite an. „Warum lässt du ihn nicht beschatten? Meinst du nicht, dass er sofort zu seinem Freund Adrian Kontakt aufnimmt.”
„ Nein, das bringt nichts. Er hat nur gepokert. Ich denke er hat tatsächlich telefonischen Kontakt zu Richter, aber er kennt seinen genauen Aufenthaltsort nicht. Er schien sehr verunsichert und muss erst mal verarbeiten, dass sein
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