Last days on Earth: Thriller (German Edition)
lächelte schwach, und ihre Augen blickten eigentümlich nervös, als lauschte sie auf etwas Entferntes, von dem sie nichts Gutes erwartete.
»Du kannst sie also nicht öffnen?«
Er breitete entschuldigend die Hände aus. »Nein. Es tut mir leid.«
Karla nickte abwesend. Sie befühlte das Schloss. »Es hat wahrscheinlich wenig Sinn, es mit einem Brecheisen zu versuchen.«
»Nein. Ich glaube nicht, dass Werkzeuge den Zauber zerstören können.« Raoul bohrte in der Türfüllung herum und schüttelte den Kopf. »Alles verstärkt, bis in die Wände hinein.«
»Verdammter Perfektionist.« Karla erläuterte nicht, wen sie damit meinte. Sie fasste in ihre Tasche und holte ein unscheinbares graues Plastikkästchen heraus. »Dann werde ich das hier vergeuden müssen, in der Hoffnung, dass es funktioniert.« Sie stellte das Kästchen vor die Tür und schob Raoul zur Treppe und ein paar Stufen abwärts. »Geh lieber in Deckung«, wies sie ihn an. »Ich habe keine Ahnung, welche Wucht das Ding hat. Leg dich hin. Halt dir die Ohren zu.« Sie kauerte sich neben ihn und reckte den Hals. »Ich versuche es mit einer kleinen Entladung.« Ihre Hand beschrieb eine verschlungene Kurve in der Luft und deutete dann auf das Kästchen. Ein Funke löste sich von ihren Fingerspitzen und traf das Gehäuse. Es puffte leise, und eine kleine Rauchfahne stieg auf. Es roch nach verschmortem Plastik.
»Das war zu schwach.« Karla wiederholte die Geste, und dieses Mal sah Raoul den Blitz, der das Kästchen traf. Es geschah nichts. Er wollte sich aufrichten und Karla fragen, was sie bezwecken wollte, als mit einer lautlosen schwarzen Explosion die Welt für einen Moment stehen blieb. Licht, Luft und Zeit verschwanden. Raoul schwebte in einer grauen Zwischenwelt, in der jeder Sinneseindruck fehlte.
Dann fiel er schwer in seinen Körper zurück, seine Ohren dröhnten, und er spürte, wie Blut aus seiner Nase schoss. Karla lag halb unter ihm begraben auf dem unteren Treppenabsatz. Sie hustete und rappelte sich auf. Beide waren übersät mit Staub, Mörtel und Holzpartikeln.
»Was war das?«, fragte Raoul und presste den Ärmel gegen seine Nase. Karla humpelte die Treppe hinauf und inspizierte das Loch in der Wand, wo eben noch die Tür gewesen war.
»Schwarzraum-Energie«, erklärte sie. »Bleib, wo du bist. Ich sehe mich drinnen kurz um.«
Raoul folgte ihr. Sie sah sich um, schüttelte den Kopf, sagte aber nichts. Ihr wachsamer, misstrauischer Blick verwirrte ihn. Und waren da Schritte unten, in seiner Wohnung? Kam jemand hinter ihm die Treppe hinauf? Er fuhr herum, aber anscheinend hatte er es sich nur eingebildet. Er schauderte.
Karla war inzwischen über die Trümmer gestiegen und stand im Speicher. Sie fluchte unterdrückt, der Lichtschalter knackte, dann leuchtete die Deckenlampe auf. Ihr gelbliches, schwaches Licht beschien einen monströsen Mechanismus, der den kompletten hinteren Teil des lang gestreckten Raumes ausfüllte. Ein dumpfes Brummen ging von ihm aus und noch etwas, das sich nicht hörbar, sondern wie ein spürbarer Druck auf die Schläfen legte.
»Was ist das?«, rief Raoul fasziniert aus und näherte sich dem Apparat.
»Bleib stehen«, sagte Karla scharf. »Halt die Hände still, Raoul. Bleib dort an der Tür. Ich will nicht, dass du dich dem Generator näherst, hörst du?«
Ihr Befehlston ließ Raoul verharren. »Generator?«, fragte er. »Ist das der Memplex-Generator, dessen Existenz du vermutet hast?«
Karla ging um den Mechanismus herum. »Gekoppelt, genau wie Horace es gesagt hat«, hörte Raoul sie murmeln. »Das Ding ist riesig. Ich habe keine Ahnung, wie ich es … Bleib stehen! Stehen bleiben, verdammt!«
Raoul, der sich dem Generator genähert hatte, starrte auf die Pistole, die sie auf ihn richtete. Er hob den Blick, sah Karla fassungslos an. Sie fixierte ihn mit eisiger Miene. »Wenn du nicht willst, dass ich dir eine Kugel in den Kopf jage, bleibst du stehen und rührst keinen Finger«, sagte sie.
Was passierte hier gerade? Drohte Karla wirklich, ihn zu erschießen? Raoul wusste nicht, wie ihm geschah.
Hinter ihm knarrte eine Diele. Jemand hatte den Speicher betreten. Raoul wagte es, den Kopf zu drehen, und sah die Großmeisterin auf sich zukommen, und auch sie richtete eine Waffe auf ihn.
»Seid ihr beide verrückt geworden?«, rief er heiser.
»Halt den Mund, Winter«, erwiderte die Großmeisterin. »Van Zomeren, beweg dich!«
Karla nickte und verschwand hinter der Maschine. Raoul hörte sie
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