Last days on Earth: Thriller (German Edition)
sagen, dass es Sie nichts angeht. Aber ich respektiere Sie als Princeps der Gens, der ich notgedrungen angehöre, deshalb schicke ich Sie nicht zum Teufel.«
Der Vampir lachte gedämpft. »Sie sind erfrischend«, sagte er. »Darf ich also als Ihr Princeps erfahren, ob Sie eine vollständige Umwandlung anstreben? Und wie Ihre Pläne im Zusammenhang mit meinem Gefolgsmann Christopher Marley aussehen?«
Karla schnaubte. »Sparen Sie sich Ihre Ironie«, fauchte sie. »Ich dachte, dass ich der Gens als Generartrix wertvoller bin? Warum drängen Sie also auf meine Umwandlung?«
Perfido schwieg. Dann antwortete er mit gelinder Überraschung: »Ich dränge nicht darauf, Frau van Zomeren. Ich bin allerdings bereit, einem Mitglied meiner Gens seinen Wunsch zu erfüllen. Das ist meine Pflicht als Oberhaupt der Familie. Kit hatte mir übermittelt, dass Sie die Umwandlung wünschen.«
Karla umklammerte den Hörer des Telefons. »Das ist nicht richtig«, sagte sie. »Und ich denke auch nicht daran, mich in ein Hotel irgendwo im Hinterland abschieben zu lassen.«
Perfido lachte. »Das freut mich, Frau van Zomeren. Die Position meiner Assistentin ist nach wie vor vakant. Ich habe mittlerweile von dem Gedanken Abstand genommen, sie mit einer weißen Hexe zu besetzen. Stehen Sie zur Verfügung?«
Karla schwieg verblüfft. »Nein«, sagte sie dann und konnte ihre eigene Unentschlossenheit hören. »Nein«, wiederholte sie fester. »Was führen Sie im Schilde, Santo?«
»Nichts.« Er seufzte. »Ihr Misstrauen schmerzt mich, junge Frau. Aber ich habe Zeit. Wissen Sie mittlerweile denn, wovon Sie Ihren Lebensunterhalt bestreiten werden?«
»Ja«, schnappte Karla, »danke. Stecken Sie sich Ihre falsche Besorgnis irgendwohin, wo die Sonne nicht scheint.« Sie legte auf und schnaubte wütend.
»Ärger?«, fragte Kit, der so lautlos neben ihr aufgetaucht war wie ein Gespenst.
»Nein.« Karla wischte sich rau über das Gesicht. »Nein, Lieber«, wiederholte sie sanfter. »Aber ich muss mit dir reden. Ich komme nicht mit.«
Er nickte ohne Überraschung. »Das dachte ich mir.« Sein Blick flog zu Raoul. Er zuckte resigniert die Achseln. »Ich habe verloren, hm?«
»Nein, das hast du nicht!« Karla schluckte ihre Wut hinunter. »Es hat nichts mit dir oder Raoul zu tun. Männer! Immer meint ihr, es müsste sich alles um euch drehen!« Sie funkelte ihn an und ließ ihn stehen.
»Karla«, rief Faustina und winkte ihr zu. »Erzähl mir von deinen Plänen. Raoul sagt, du willst ein Hotel übernehmen?«
»Nein, das will ich nicht!« Karla zügelte sich, damit sie nicht schrie. »Ich werde in Zukunft die vernünftige Hälfte des Ermittlerteams ›Van Zomeren & Winter‹ abgeben. Das ist aber eigentlich Raouls Geheimnis, er wollte es euch erzählen.« Sie blinzelte dem sprachlos staunenden Raoul zu und setzte sich wieder zwischen ihn und Horace.
Raoul beugte sich zu ihr und flüsterte: »Du hättest mich vorwarnen können.« Sein Lächeln wärmte ihr Herz.
»Es war eine spontane Eingebung«, gab sie zurück. »Aber bilde dir nichts darauf ein, hörst du? Ich kann diese Partnerschaft jederzeit kündigen.«
Er drückte ihre Hand und beugte sich dann zu Faustina, die Genaueres wissen wollte. Karla hob den Blick und sah Kit an, der traurig an der Tischkante lehnte.
Es war spät, als sie aufbrachen. Karla wartete an der Tür auf Raoul, der den Jaguar holte, und sprach mit Kit. »Es bedeutet nicht, dass ich dir den Laufpass gebe«, sagte sie eindringlich. »Ich will mich aber nicht für Perfidos Zwecke einspannen lassen – noch nicht mal für ein harmloses Hotel, das ihm gehört. Warum verstehst du das nicht?«
Er hob die Hand und streichelte ihre Wange. »Ich verstehe dich doch«, sagte er sanft. »Wenn ich dich nur gelegentlich sehen darf, meine Delicata …«
Sie zog seine Hand an ihre Lippen. »Du darfst, mein Dichter.«
Der Jaguar fuhr an den Bordstein. Raoul beugte sich aus der Tür und rief: »Können wir Sie mitnehmen, Herr Marley?« Sein fragender Blick streifte Karla.
»Ich fahre zurück in die Villa«, sagte Kit zu Karla. »Kommst du mit?«
Sie schwankte. Nickte halbherzig. »Lass uns mein Auto nehmen«, sagte sie. »Ich habe nichts getrunken. Dann bin ich morgen unabhängig.« Sie öffnete die Wagentür und schob Kit ins Auto.
Auf der Fahrt sprachen sie kein Wort miteinander. Jeder hing seinen Gedanken nach.
Raoul störte die Ruhe mit einem zornigen Ausruf. »Immer steht so ein Idiot in der Einfahrt!« Er hupte.
Karla
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